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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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überall berichteten, was im Zentrum der Insel geschehen war.
    Vielleicht wollten sie auf diese Weise weiteres aufständisches Gedankengut verhindern.
    Luke schloß die Augen. Hätte er gewußt, was geschehen würde, hätte er diesen Anschlag niemals durchgeführt. Seine kleine Attacke hatte Hunderten von Inselbewohnern das Leben gekostet und die Vernichtung von allem, was der Insel Wichtig war, nach sich gezogen. Er mußte nicht zurückkehren, um zu wissen, daß sein Elternhaus zerstört war. Die Felder, die er seit seinen Kindertagen bestellt hatte, waren nur noch rußgeschwärzte Brachen, genau wie die Stadt vor ihm.
    Und er hatte diese Orgie der Vernichtung ausgelöst.
    »Bist du soweit?« rief Con.
    Luke öffnete die Augen. Er mußte sich zusammenreißen. Alles hatte sich verändert, und er konnte sich nicht für alles schuldig fühlen. Nur wenn die Fey nicht auf die Insel gekommen wären, wäre alles beim alten geblieben.
    »Die Stadt kommt mir ungeschützt vor«, sagte er.
    Con nickte. »Als ich loszog, sah hier alles noch ganz anders aus. Es wimmelte überall vor Soldaten.«
    »Glaubst du, sie haben die gesamte Streitmacht nach Süden geschickt?« Beim letzten Wort brach Lukes Stimme.
    Con schüttelte den Kopf und ignorierte Lukes Reaktion geflissentlich. »Dazu haben wir nicht genug Fey gesehen.«
    »Dann haben sie vielleicht eine Falle gestellt.«
    »Wem denn?« wollte Con wissen.
    Luke wußte es nicht. Es gab so viel, was er nicht wußte. »Vielleicht haben sie die Stadt einfach satt. Vielleicht haben sie einen anderen Ort gefunden, an dem sie ihre eigene Hauptstadt errichten.«
    »Das dürfte leicht herauszufinden sein«, erwiderte Con.
    »Du willst im Palast nachsehen, stimmt’s?« fragte Luke.
    »Ich muß Sebastian finden. Er war meine Weisung.«
    Luke hatte sich das immer wieder anhören müssen, meistens wenn sie im Schutz der Dunkelheit gewandert waren. Sie hatten beschlossen, nicht zu schlafen, weil sie beide überzeugt davon waren, daß schlafen gefährlich war, und deshalb hatten sie sich unterhalten, um einander unterwegs wach zu halten.
    Er wußte, daß er Con nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. Er wußte es, weil er es bereits versucht hatte. »Na schön«, sagte Luke. »Ich glaube, wir können auf den Straßen gehen, solange wir auf keine Fey treffen.«
    Con nickte. Offensichtlich war er zum gleichen Schluß gelangt.
    »Wir müssen uns erst vor dem Palast umsehen«, fuhr Luke fort. »Wir müssen herausfinden, ob sie ihn so stark bewachen, wie sie …«
    Er ließ seine Stimme verstummen. Beinahe hätte er gesagt: »Wie sie diese Scheune bewacht haben.« Aber Con hatte an diesem Angriff nicht teilgenommen. Nur Luke wußte davon.
    Er vermutete, daß seine Gefährten, die ihm dabei geholfen hatten, inzwischen ausnahmslos tot waren.
    Er räusperte sich. »Wie sie so ziemlich alles bewachen.«
    »Glaubst du, es gibt noch irgendwelche Inselbewohner in Jahn?« fragte Con.
    »Wahrscheinlich nicht viele. Falls wir geschnappt werden, dann sind wir vom Land geflüchtet und haben nichts davon gehört, was in der Stadt passiert ist, hast du verstanden?«
    Con nickte.
    Luke schaute ihn an. Der Junge sah nicht mehr verängstigt aus. Je mehr sie sich Jahn genähert hatten, desto entschlossener schien Con zu werden.
    »Noch um eines möchte ich dich bitten«, sagte Luke.
    »Was denn?«
    »Wenn es so aussieht, als würden sie uns erwischen, zieh deine Kette aus.«
    »Das geht nicht«, erwiderte Con.
    »Du mußt es tun.« Luke sprach absichtlich leise und beruhigend weiter. »Wenn sie uns beide töten, wird keiner von uns Sebastian retten. Wenn sie das Symbol der Religion sehen, bringen sie uns auf jeden Fall um.«
    Con biß sich auf die Unterlippe und schluckte schwer. »Also gut«, sagte er schließlich. »Aber ich tu’s erst, wenn es so aussieht, als würden sie uns wirklich schnappen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Luke. Cons Versprechen sollte fürs erste genügen. Er spürte einen Hoffnungsschimmer. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, daß sie überhaupt so weit kommen würden. Das hatten sie ihrem Wagemut, ihrer guten körperlichen Kondition und etwas anderem zu verdanken, das Con »Gottes Segen« nannte.
    Luke wußte nicht, ob er an Gottes Segen glaubte, aber er glaubte, daß etwas ihnen ermöglicht hatte, durch die Linien der Fey zu schlüpfen, selbst wenn es der Wunsch der Fey war, daß sich Nachrichten von der Vernichtung auf der Insel verbreiteten. Was auch immer dafür verantwortlich

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