Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Blut watete. Während er kämpfte, stand er auf etwas, auf jemandem, und er wagte nicht, nachzusehen, wer es war.
    Vielleicht war es diese Frau.
    Neben ihm ging ein Klippler mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Pfeile flogen über ihn hinweg, doch in der Hauptsache hörte er den Singsang:
    Weiche.
    Weiche.
    Weiche.
    Und das Klirren von Klinge gegen Klinge. Es war nicht Stahl gegen Stahl – das Schwert in seiner Hand war aus Varin gefertigt, einem Material, dessen Zusammensetzung er nicht genau kannte. Es war, wenn man es richtig benutzte, in der Lage, die Klinge eines Fey glatt durchzuschneiden. Es war die wundersamste und schrecklichste Waffe, die er jemals gesehen hatte.
    Noch mehr Fey kamen auf ihn zu. Er wußte nicht, wie viele. Sie schienen sich unaufhörlich über die Hügelkuppe zu ergießen. Er verstand sie nicht. Sie hatten es doch schon einmal probiert und sich geschlagen zurückziehen müssen. Warum das alles noch einmal? Die Fey lernten und veränderten sich.
    Genau darüber hatte er nachgedacht.
    Die Fey veränderten sich.
    Sie lernten aus ihren Taten.
    Warum also hatten sie ihre Taktik diesmal nicht verändert?
    Er spürte, wie sich etwas in ihm regte, etwas, das er den ganzen Morgen über nicht gespürt hatte, nicht seit die Schlacht begonnen hatte, und auch nicht zuvor.
    Angst.
    Er hatte gelernt, die Fey nicht zu unterschätzen.
    Was sie hier taten, war ausgesprochen dumm. Sie opferten ihre Soldaten – wofür? Um gegen eine Barriere anzurennen, die sich nicht überwinden ließ?
    Er wünschte, er könnte einen Augenblick innehalten, er wünschte, er könnte sich die Zeit nehmen, sich umzusehen und nachzudenken. Doch er mußte den nächsten Fey niedermachen, und gleich den nächsten, und sein Handgelenk blutete, obwohl er eigentlich keinen Schmerz spürte. Die Blutung war nicht schlimm, aber gerade so weit wahrnehmbar, daß er sich fragte, was wirklich geschehen war.
    Er hatte keine Zeit, eine Pause einzulegen. Wie viele Fey gab es überhaupt? Ihr Nachschub konnte doch nicht unerschöpflich sein. Aber genau so schien es.
    Seine Klinge zerschnitt eine andere, eine Fey-Klinge, doch dem Fey – diesmal war es ein sehr hochgewachsener junger Mann – gelang es, ein Messer herauszuziehen. Denl duckte sich, glitt auf dem Blut aus und fiel zwischen den Leichen auf die Knie. Die Fey-Frau blickte ihn mit leeren Augen an. Der Fey über ihm stieß mit dem Messer nach ihm, und Denl duckte sich, spürte jedoch im gleichen Augenblick, wie das Messer über seine Schulter schrammte.
    Schon bald würde er nicht mehr viel wert sein, und alle Zauberschwerter auf der Welt konnten ihm dann nicht mehr helfen. Der Fey stach abermals nach ihm, doch Denl rammte sein Messer schräg nach oben und bohrte es dem Fey ins Knie. Der Mann schrie auf und krümmte sich, und diesmal ließ Denl sein kostbares Schwert niedersausen – auf den Nacken seines Gegners.
    Es war zu leicht. Der Kopf rollte davon, und Denis Magen revoltierte. Diesmal konnte er sein Frühstück nicht mehr hinunterkämpfen. Er übergab sich und spürte, wie der Schmerz ihn von der Schulter bis ins Handgelenk durchfuhr. Wieder war ein Fey über ihm, aber er war nicht sicher, ob er aufstehen konnte.
    Denl ließ sein Schwert trotzdem kreisen, traf wieder ein Knie – Knie waren so verletzlich –, und der Fey ging zu Boden.
    Denl kam wankend auf die Beine, setzte dem Fey die Schwertspitze auf die Kehle. Es war wieder ein junger Mann: Sahen sie denn alle gleich aus? Dann schrie er ihn an: »Was habt ihr vor?«
    Der Fey blickte ihn an und sagte nichts, schluckte nur einmal und zuckte vor Schmerz zusammen, als sein Adamsapfel die Schwertspitze berührte. Ein anderer Fey sah die beiden und kam auf Denl zu, doch einer der Klippler erwischte ihn vorher und spaltete seinen Brustkorb, bevor er Denl zu nahe kommen konnte.
    »Was habt ihr vor?« fragte Denl abermals. Er konnte kein Nye mehr sprechen, aber die Fey sprachen mit Sicherheit die Sprache der Inselbewohner. Sie konnten ihn bestimmt verstehen. Dieser Fey hier redete nur nicht, weil er zu stolz und zu mutig dazu war.
    Oder weil er etwas zu verbergen hatte.
    »Wie lautet euer Plan?« schrie Denl.
    Der Fey schloß die Augen, zog die Stirn in Falten und wartete offensichtlich darauf, daß die Klinge seinem Leben ein Ende setzte.
    Und in seiner Enttäuschung stieß Denl zu. Die Klinge durchbohrte ihn, der Fey war tot und der Augenblick vorüber.
    Aber er hatte genügt. Er hatte ihm gezeigt, was er wissen wollte, was er zu

Weitere Kostenlose Bücher