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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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widerstrebend den Kutschenschlag öffnete.
    „Steigen Sie ein, Barton. Steigen Sie ein, sage ich.“
    Das tue ich für Fia, dachte James und tat wie befohlen.
    In der Kutsche saß Carr gegenüber von Lord Tunbridge, der allgemein als Carrs Vertrauter und Verderben bringender Handlanger galt. Der Earl bedeutete James mit einer nachlässigen Handbewegung, neben Tunbridge Platz zu nehmen, und er folgte der wortlosen Aufforderung. Tunbridge schaute James nicht einmal an, sondern saß völlig reglos und still, fast so als wäre er einer dieser neumodischen Automaten, der darauf wartete von Carr aufgezogen zu werden.
    Carr betrachtete James unter gesenkten Lidern, seine langen, eleganten Finger locker um den silbernen Knauf seines Spazierstockes geschlungen. „Es ist lange her, was, Barton?“
    „Ganz genau, Sir“, erwiderte James.
    Carrs Lippen verzogen sich. „Vermute, Sie haben mich erwartet, nicht wahr? Fia hat Sie also tatsächlich in ihre ermüdenden kleinen Spielchen hineingezogen, was?“
    James konnte nicht verhindern, dass man ihm die Überraschung von der Stirn ablesen konnte. Carr entging das natürlich nicht, und er lachte leise. „Ich fürchte, Fia hat ein wenig von ihrer Raffinesse eingebüßt, während sie auf diesem schottischen Bauernhof gelebt hat. Natürlich weiß ich, was sie vorhat. Schließlich sind sie und ich vom selben Schlag, nicht wahr?“
    James schluckte; das Böse, das wie er wusste in diesem Mann wohnte, hatte sich gezeigt. Es lag in seiner Stimme, seinem Übelkeit erregenden Triumphieren.
    Mit einem Mal verschwand Carrs Lächeln. Sein Blick glitt an James vorbei, und er starrte aus dem Fenster. „Das stimmt, Janet! “ sagte er. „Ich wusste in dem Moment, als Fia mir von Bartons Liebe für das Landleben etwas vorzufaseln begann, was sie von mir wollte, genau so, wie ich weiß, was du von mir willst!“
    Verwirrt blickte James sich um. Ein Strom von Hafenarbeitern schob sich auf dem Bürgersteig vor den Kutschenfenstern in Richtung der Docks. In dem Gedränge glaubte er flüchtig die elegante Kleidung einer feinen Dame und einen modischen Hut gesehen zu haben.
    „Wonach schauen Sie da draußen, Sir?“ verlangte Carr zu wissen. „Ich spreche mit Ihnen!“
    Neuerlich verwirrt, drehte sich James wieder zu dem anderen um. Neben ihm blieb Tunbridge ganz reglos und still sitzen, aber kaum wahrnehmbar blähten sich seine Nasenflügel verächtlich.
    Ein bösartiges Funkeln war in Carrs strahlend blaue Augen getreten. Ist dies hier irgendein seltsames Spiel, das Carr mit mir treibt? fragte sich James unwillkürlich.
    Er war ein einfacher Mann, gradheraus und ehrlich, aber die wenigen Augenblicke, die er in Carrs Gesellschaft verbracht hatte, reichten aus, ihm das gewaltige Ausmaß von dessen Niedertracht und Wahnsinn vor Augen zu führen, zu begreifen, wie weit der andere gehen würde, um am Ende der Sieger zu sein. Er hätte das früher erkennen müssen. Sie hätten das früher erkennen müssen.
    Denn wie konnten er und Fia je hoffen, gegen jemanden wie Carr zu gewinnen? Hatte der teuflische Earl nicht selbst Fias Mutter und seine anderen beiden Ehefrauen danach umgebracht? Und vermutlich noch andere Menschen, von denen niemand etwas ahnte?
    Bei der Vorstellung spannte sich James an. Carr entging seine Reaktion nicht, und er ergötzte sich daran.
    „Der Grund, warum ich Sie angehalten habe, Sir“, fuhr Carr genüsslich fort, „ist folgender: Ich habe eine Nachricht für meine liebe Fia. Bitte übermitteln Sie ihr, dass die Pläne, die Sie beide geschmiedet haben, ziemlich übel fehl geschlagen sind, fast so übel, wie - sagen wir - die Alba Star in Kürze dran sein wird.“
    James starrte ihn an. „Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen, Sir.“
    Carr lachte erfreut auf. „Ich kann sehen, dass Sie das nicht tun. Lassen Sie mich erklären, Barton, so dass Sie es Fia weitersagen können. Ich würde es ihr zu gerne selbst mitteilen, aber just jetzt befinde ich mich im Aufbruch zu einer Reise auf den Kontinent, so dass ich leider auf dieses besondere Vergnügen verzichten muss.
    Gestatten Sie mir vorab eine kleine Bemerkung . . .“ er verschränkte seine Finger über dem Knauf seines Spazierstockes und lehnte sich vor, „ich mag diesen netten kleinen Versicherungsbetrug von Ihnen und beglückwünsche Sie zu Ihren bisherigen Erfolgen.“ Carr nickte freundlich.
    Gut, dachte James, Carr hat also die Gerüchte geschluckt, die Fia und ich so sorgfältig ausgestreut haben.

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