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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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hatte die Anonymität, die Masken, Dominos und Schminke ihren Trägem verschafften, zu einer Zügellosigkeit geführt, die sonst undenkbar gewesen wäre.
    Der süffige Wein, der aus Brunnen sprudelte, und der gehaltreiche Punsch, der unter den Gästen gereicht wurde, hatte die Stimmung der Menge bereits gelockert. Spieltische waren aus dem Haus auf die Terrasse an der Rückseite getragen worden. Gelächter erklang überall, stieg wie ein Vogelschwarm aus kleinen Gruppen beieinander stehender Gäste auf, und die Paare auf der Tanzfläche hielten sich umschlungen, auch wenn der ländliche Tanz eigentlich keinerlei engere Berührungen erforderte.
    „Eine verdammt armselige Entschuldigung für ein Kostüm“, erklärte jemand mit leicht verschwommener Stimme hinter ihm. Thomas drehte sich um und entdeckte unweit eine stämmige, in eine rote Toga gewickelte Gestalt, die auf ihn zuschwankte.
    „Ach ja? Und ich dachte, ich gäbe einen echten, böse aussehenden Piraten ab.“
    „Nein“, schnaubte der andere Mann. „Sehen bloß verrufen aus. Hab selbst einmal einen Piraten getroffen, darum kenne ich mich aus, wissen Sie.“
    „Was Sie nicht sagen“, erwiderte Thomas und versuchte den Mann einzuordnen. Er sah wie ein Bankier aus, selbstgefällig, aber nicht dumm.
    „Jawohl!“ Der andere nickte. „An der Nordküste Madagaskars. Ein Piratenschiff griff den Segler an, auf dem ich mich befand. Ich wollte natürlich kämpfen, aber der Kapitän wollte davon nichts hören, und so wurden wir geentert.“ Er machte eine Pause, um vernehmlich aufzustoßen.
    „Barbarische Gestalten waren das“, fuhr er dann fort, „eine Menagerie aller Nationen und Kulturen. Böse, hart und . . .“ er betrachtete Thomas mit dümmlich erstaunter Miene, „genauso braun wie Sie. Nun gut, ich räume ein, dass die Hautfarbe stimmt, aber ein echter Pirat würde sich nie so schäbig kleiden.“
    „Wirklich?“
    „Sie müssen doch Ihre Beute zur Schau stellen oder wie auch immer ihr das nennt. Zeigen, was man hat, sozusagen.“
    „Vielleicht bin ich kein sonderlich erfolgreicher Pirat“, wandte Thomas ein.
    Der Mann beugte sich vor und legte sich einen dicklichen Finger an die Nase. „Das ist nicht das, was ich höre.“ „Oh?“
    „Ich höre . . .“ der Mann blickte sich verstohlen nach rechts und links um, „ich höre, dass Sie viel Geld machen für sich . . . und ein paar andere . . .“ sein Lächeln wurde ölig, „glückliche Beteiligte. Vielleicht sollte ich Ihr Schiff für meine nächste Fracht wählen, was? Meinen Gewinn verdoppeln, so wie es unsere hinreißende Schöne getan hat.“ Thomas lächelte milde, während seine Sinne jäh erwachten und sich schärften. Im Verlauf der letzten Tage waren ihm Dutzende solcher geheimnisvoller Anspielungen und Gerüchte zu Ohren gekommen. Aber jedes Mal, wenn er die Sprecher zur Rede stellen wollte, machten sie einen Rückzieher und heuchelten Unwissen. Das hier war das erste Mal, dass nähere Informationen für ihn in Reichweite waren. „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.“ Der Mann legte seine Stirn in Falten und unterzog Thomas' Gesicht einer genaueren Musterung. „Ich will verflucht sein. Sie sind ja gar nicht Barton, nicht wahr? Auweia.“ Er hielt sich eine Hand vor den Mund, um sein betrunkenes Grinsen zu verbergen, und wirkte dabei wie ein unartiges Kind, das bei einer Missetat ertappt worden ist. „Verflixt loses Mundwerk, das ich da habe. War nicht böse gemeint. Dachte ich spreche mit Ihrem Teilhaber. Sie beide haben eine gewisse Ähnlichkeit. . .“
    Er eilte fort und überließ es Thomas, ob er ihm folgen und mehr Informationen aus ihm herauspressen sollte. Aber ein Maskenball war schwerlich der rechte Ort und die rechte Zeit dafür. Er würde warten müssen.
    Gedankenverloren schlenderte er einen der gewundenen Pfade entlang.
    „So eine finstere Miene, Monsieur Pirat“, flüsterte plötzlich eine kehlige Frauenstimme mit französischem Akzent. Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er, wie sich ihm die Mündung einer Pistole in den Rücken bohrte. Dieses unverwechselbare Gefühl hatte er zu oft erlebt, um sich zu irren. Er stand sehr, sehr still.
    „Ts, ts. Haben Sie nichts zu sagen?“ erkundigte sie sich.
    Er zwang sich, die Muskeln in seinen Schultern zu entspannen. „In der Tat, nein. Nicht jetzt.“
    „Oh? Dann halten Sie eine Rückkehr Ihrer Redseligkeit für die nahe Zukunft für möglich?“ Die Pistolenmündung war wieder deutlicher zu

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