Fia die Betoerende
betonte er mit unverkennbarer Befriedigung.
„Ich verstehe.“ Doch das war gelogen. Er sollte jetzt eigentlich oben sein und um den liebreizenden Mund der Hausherrin einen Schal schlingen, bevor er sie sich über die Schulter warf und von hier fortschleppte. Stattdessen stand er in ihrer Bibliothek, in ein Schwätzchen mit ihrem Stiefsohn verwickelt.
Der Bursche erhob sich aus dem Sessel und machte eine höfliche Verbeugung. „Ich bin Kay Antoine MacFarlane.“
„Äh . . . Thomas Donne.“ Thomas blickte zur Tür, die in die Halle führte. Die Zeit wurde knapp. Nicht mehr lange, und ein Dienstmädchen käme herein.
„Es ist mir eine Ehre, Sir.“
„Ebenso, Lord MacFarlane.“
Der Anstrich von Erwachsensein fiel von dem Jungen ab, und er grinste, sein Gesichtsausdruck wurde offen und lebendig, wie es bei Fia nie möglich wäre. „Bloß Kay, Sir. Es war ein Titel, den mein Vater besaß und der mir nicht wichtig ist. Ein MacFarlane von Bramble House zu sein reicht mir völlig.“
Thomas stellte fest, dass er den Jungen sogar sehr mochte, und verdammte Carr im Geiste dafür, einen so anständigen Jungen um das Heim zu betrügen, das ihm von Rechts wegen zustand. Dieser Gedanke führte ihn wieder zu dem Grund seines Hierseins zurück.
„Nun, Kay MacFarlane von Bramble House, ich sollte mich besser auf den Weg machen, bevor wir die Aufmerksamkeit der Dienerschaft erregen. “
„Und welcher Weg ist das, Mr. Donne?“ Der wachsame Ausdruck war wieder in seine Augen getreten.
Thomas hielt beschwichtigend seine Hände in die Höhe. „Da gibt es eine kleine Wette zwischen Fia und mir. Ich habe gewettet, dass ich in ihr Haus eindringen und das Blumenbouquet aus der Vase im Flur oben holen könnte . . .“ lieber Gott, mach, dass es oben im Flur eine Blumenvase gibt, „ohne dass jemand, Fia selbst eingeschlossen, irgendetwas davon mitbekäme.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Was würde ihr mehr Freude bereiten als das Wissen, dass ich nicht weiter als bis in die Bibliothek gekommen bin, ohne entdeckt zu werden?“
Die Lippen des Jungen zuckten belustigt. „Aye. Fias Frohlocken, wenn sie gewinnt, ist immer sehr überschwänglich, nicht wahr?“
Frohlocken? Überschwänglich? Sicher, er hatte Fia oft lachen gehört - spöttisch, grausam, ärgerlich - , aber nie mit der unkomplizierten Fröhlichkeit, von der der Junge hier sprach.
„Wir Männer müssen Zusammenhalten, was?“
Kay musterte ihn eindringlich. „Vielleicht.“
„Komm schon, Kay. Fia ist das Gewinnen zu sehr gewöhnt. Es ist an der Zeit, dass wir armen Männer auch einmal die Oberhand haben, oder?“
Der Junge nickte, aber er schien noch nicht ganz überzeugt. „Was hältst du davon, wenn du dich einfach wieder dem zuwendest, was du vorhin getan hast? Lesen, nicht wahr? Hoffentlich etwas Großartiges.“
„Die Ilias.“
„Ah! Es gibt nichts Großartigeres. Du liest einfach weiter - bloß in deinem eigenen Zimmer, Kay. So wirst du später keine unangenehmen Fragen beantworten müssen, wenn Fia entdeckt, dass sie unsere kleine Wette verloren hat. “ Er zwinkerte dem Jungen zu.
„Vermutlich könnte ich schon in die Küche gehen . . .“ „Dann soll es die Küche sein! “ verkündete Thomas, schlug Kay freundschaftlich auf die Schulter und fühlte sich dabei durch und durch verachtenswert. „Dann geh. Das Leben mit ihr wäre richtig unerträglich, wenn sie nicht auch einmal verlöre, nicht wahr?“
Das neigte die Waagschale zu seinen Gunsten. Der Junge nickte leidgeprüft. „Da haben Sie allerdings Recht, Sir.“ Thomas lachte auf, legte dem Jungen den Arm um die schmalen Schultern und führte ihn mit sanftem Zwang zur Tür. Dort angekommen, blickte er erst nach rechts und links in den Flur, bevor er ihm einen kleinen Schubs versetzte.
Kay war schon halb den Flur hinuntergegangen, als er stehen blieb und sich noch einmal umsah. „Wie lange soll ich da bleiben?“
„Ach, vielleicht eine Viertelstunde“, antwortete Thomas leichthin, „unter Umständen auch ein wenig länger, nur um ganz sicherzugehen. Du weißt schon, falls ich mich vor einem Dienstmädchen oder einem Lakai verstecken muss oder
so.“
Der Junge nickte wieder. Eine Minute später fiel die Tür zum Dienstbotentrakt hinter ihm ins Schloss. Das Lächeln auf Thomas' Gesicht erstarb, während er die Treppe zum ersten Stock hinaufeilte. Er erinnerte sich noch, wo Fias Zimmer lag. Er stieß die Tür zu ihrem Boudoir auf und trat rasch ein, dann schloss er sie
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