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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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blieb auf den Horizont gerichtet. „Wohin haben Sie mich gebracht?“
    „Nach Hause“, erwiderte er leise.

14. KAPITEL
    Durch das schmale Fenster ihrer Kabine konnte Fia ein Licht erkennen, das von ganz vorne an der Landspitze den Nebel durchdrang. Kurze Zeit später kam einer der Seemänner zu ihrer Kabine und gab ihr mit ungeduldigen Gesten zu verstehen, ihm zu folgen.
    Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie sich weigern sollte, mitzugehen, aber als Thomas ihr gesagt hatte, dass der flache Strich am Horizont Schottland war, hatten unbeschreibliche Gefühle sie wie eine Welle erfasst. Sie hätte Thomas zugetraut, sie überallhin zu bringen, aber nicht nach Schottland.
    Sie schaute zu, wie der Seemann ohne viel Federlesens ihre Sachen in ihre offen stehende Reisetasche warf. Mit einem Keuchen stemmte er sich die Truhe auf die Schulter, nahm die Tasche und deutete mit seinem Kopf zur Tür.
    Ihr wachsendes Unbehagen bezwingend, ging sie aus der Kabine und nach oben auf das Deck. Thomas war nirgendwo zu sehen. Zögernd glitt ihr Blick zur Küste. Sie waren schon ganz nah. Durch den Nebel konnte sie gerade noch die steil aufragenden Klippen des Festlandes und an ihrem Fuße die zerklüfteten Felsen sehen, die sich wie die gewaltigen Zähne im Maul eines Ungeheuers aus dem schäumenden Meer erhoben.
    Das konnte nur McClairen's Isle sein. Sie machte sich auf den vertrauten Schmerz gefasst, so dass sie damit fertig werden konnte. Doch er kam nicht. Stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie die Umrisse der Insel mit unleugbarer Vorfreude in den Nebelschwaden auszumachen versuchte.
    Nach Hause hatte Thomas gesagt. Sie hatte nicht vergessen, dass Thomas ein Haus fünfzehn Meilen landeinwärts von McClairen's Isle besaß und angenommen, dass er, als er nach Hause sagte, von diesem Anwesen sprach. Aber er hatte sie dabei auch zu ihrem Zuhause gebracht, und diese Tatsache erfüllte sie mit einem warmen Gefühl von Vertrautheit.
    Sie kannte jedes Gehölz und jeden Baumstamm auf dieser Insel, jeden mit Farnkraut überwucherten Fleck, zwischen dem sich jedes Frühjahr die wilden Hyazinthen versteckten. Und im Sommer leuchtete wie ein rot-violetter Teppich das Heidekraut.
    Sie kannte auch die Burg ganz genau: Sie wusste, wo der geheime Durchlass in die Gartenmauer geschlagen war, an den Decken welcher Zimmer sich glitzernd das vom Wasser zurückgeworfene Licht spiegelte, und wie heftig der Wind wehen musste, bevor die Zinnen zu singen begannen, als ob sie mit Hunderten von Dudelsackpfeifern bemannt wären.
    Ihr Blick umwölkte sich. Es gab keine Zinnen mehr und auch keine Zimmer mit funkelnden Lichtspielen. Vor sechs Jahren war Wanton's Blush niedergebrannt. Sie war damals abgereist, kurz bevor das Feuer ausgebrochen war.
    Aber Carr war dort gewesen. Er hatte sich und seine kostbaren Papiere aus dem Inferno gerettet; der Preis, den er mit gebrochenen Knochen und Verbrennungen hatte zahlen müssen, gering im Vergleich zu dem, was der Verlust seines Erpressungsmaterials für ihn bedeutet hätte.
    „Gehen Sie. Schneller“, sagte der Seemann in gebrochenem Englisch barsch zu ihr. Fia wandte sich in die Richtung, in die er deutete. Am Dollbord angekommen, hob der Matrose die Truhe schwungvoll von seiner Schulter, rief irgendetwas und ließ die Truhe über Bord fallen. Fia eilte an seine Seite, sicher, dass er ihre Sachen einfach ins Meer geworfen hatte. Ärgerliche Rufe erklangen von unten. Der Seemann lachte grölend und schlug sich mit den Händen auf die Schenkel.
    Fia schaute über die Reling. Ein Boot schaukelte vielleicht ein Dutzend Fuß unter ihr im Wasser. Die vierköpfige Besatzung darin schwang drohend ihre Fäuste. Ein Mann, der neben ihrer auf dem Kopf liegenden Truhe saß, rieb sich mit schmerzverzerrter Miene das Bein. An ihrer Seite bog sich der Portugiese vor schadenfrohem Gelächter.
    „Was geht hier vor?“ Das Gelächter erstarb augenblicklich, genauso wie die Flüche und Rufe von unten verstummten. Thomas kam mit ausholenden Schritten über das Deck, einen Seesack über die breite Schulter geworfen, und eine steife Brise zerzauste ihm das Haar.
    Der portugiesische Matrose beeilte sich zu antworten. Der verletzte Seemann schrie von unten etwas, das nur ein Einwand sein konnte. Ohne Vorwarnung ließ Thomas den Seesack fallen und packte den Portugiesen an der schmutzigen Hemdbrust.
    Unwillkürlich wich Fia ein paar Schritte zurück. Der Seemann zerrte vergeblich an Thomas’ Handgelenk. Doch der schüttelte ihn

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