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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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wie ein Hund einen Hasen und redete in gefährlich leisem Ton auf ihn ein. Was auch immer er sagte, es zeigte augenblicklich Wirkung. Der Portugiese erbleichte, schluckte und nickte heftig.
    Mit einem unterdrückten Fluch ließ Thomas ihn los. Der Matrose landete auf seinem Hintern und rutschte darauf rückwärts, bis er an den Mast stieß. Er zog sich daran hoch, duckte sich unter dem Mastbaum hindurch und entfernte sich eilig.
    Thomas bückte sich, um den Seesack aufzuheben, und entdeckte sie dabei. Langsam richtete er sich auf; seine Miene war immer noch hart, und der Blick seiner Augen verärgert und finster. Fia wich noch einen Schritt zurück.
    Er machte ihr Angst.
    In all den Jahren ihrer Bekanntschaft, unter all jenen ungünstigen und angespannten Umständen, unter denen sie einander getroffen hatten, hatte er ihr nie wirklich Angst eingejagt. Noch nicht einmal, als er in ihr Boudoir gestürmt war, Lord Tunbridges blutigen Degen in der Hand, und sie verwünscht hatte. Aber jetzt tat er es.
    Die Erkenntnis, wie sehr sie ihm ausgeliefert war, traf sie mit überraschender Wucht, gefolgt von einer anderen Einsicht: Sie wusste so gut wie gar nichts über Thomas Donne.
    Er war halb Schotte, halb Franzose, mit einem alten französischen Namen. Als Glücksspieler war er nach Wanton's Blush gekommen, spielte aber nur selten. Seine Schwester Favor war nach Wanton's Blush gekommen, und nicht nur Fias Vater, sondern auch ihr zweiter Bruder Raine hatten Gefallen an ihr gefunden. Raine war aus dem französischen Kerker entkommen, in dem er seit Jahren gefangen gehalten wurde, und hatte sich heimlich nach Wanton's Blush begeben. Nur Gunna und sie selbst hatten von seiner Anwesenheit gewusst.
    Raine und Favor waren in der Nacht aus Wanton's Blush fort gegangen, in der es niedergebrannt war. Kurz darauf hatten sie geheiratet. Favor hatte Thomas in ihren Briefen nie erwähnt, genauso wenig wie Raine oder Ashton es getan hatten.
    Zum ersten Mal kamen ihr Zweifel, ob es klug von ihr gewesen war, sich auf dieses Spiel einzulassen. Sie hatte sich entführen lassen, weil sie angenommen hatte, dass sie wüsste, wozu Thomas fähig war, und fest darauf gebaut, dass sie ihm überlegen war. Von ihrer Herkunft und Geschichte ausgehend hatte Fia sich stets für das skrupelloseste Mitglied der guten Gesellschaft gehalten. Und ganz bestimmt für das gefährlichste.
    Für sie war das zwar vielleicht nicht gerade eine Quelle des Trostes, aber immerhin hatte diese Annahme befreiend gewirkt. Wenn sie tatsächlich das Skrupelloseste war, dann wusste sie wenigstens, wie übel es schlimmstenfalls werden konnte. Doch als sie nun Thomas in das finstere, harte Gesicht blickte, entdeckte sie, dass sie die Stärke seines Zorns nicht abschätzen konnte, genauso wenig, wie sie mit Gewissheit sagen konnte, was er tun würde. Eben hatte es so ausgesehen, als stünde er kurz davor, den Seemann umzubringen - und das nur, weil der arme Tropf ihre Truhe über Bord in das Ruderboot geworfen hatte.
    Beinahe, als geschähe es gegen seinen Willen, sprach Thomas. „Ich bin der Herr auf diesem Schiff. Ich bin hier das Gesetz. Und dort auch.“ Er machte mit dem Kinn eine Bewegung zum Land. „Ich mache die Regeln, und ich sorge dafür, dass sie eingehalten werden. So wie es mir gefällt.“
    Ihr Mund wurde trocken.
    „Verdammt! Schauen Sie mich nicht so an. Tun Sie nur, was ich sage, und Sie werden . . . “
    „Nicht mit umgedrehtem Hals enden?“ schlug sie vor, und der Mut, den sie zu besitzen vorgab, erreichte nicht ganz ihre Stimme.
    Aus seinen Augen wich das Feuer, wurde innerhalb einer Sekunde ersetzt durch Eiseskälte. „Aye. Das werde ich Ihnen vielleicht ersparen. Vielleicht. Jetzt kommen Sie aber. Ich werde Sie in das Boot hinablassen. “
    Sie zwang sich, zu ihm zu gehen. Er beugte sich vor, schob einen Arm unter ihre Knie, den anderen unter ihre Schulter und hob sie mühelos auf seine Arme.
    Mit ihr an seine Brust gedrückt, ging er zur Reling und befahl einem Seemann barsch, aus einem Seil eine Art Geschirr zu knüpfen.
    Es gelang Fia einfach nicht, ihren Blick von seinem Gesicht abzuwenden, während sie dort standen und warteten. Seine Augen waren gar nicht grau, wie sie zunächst geglaubt hatte, sondern von einem ganz blassen Blau, durchsetzt mit grüngrauen Flecken, so dunkel wie die Steine auf McClairen's Isle.
    Die Muskeln in seinen Armen spannten sich an. „Los! Beeilung“, rief er.
    Einer der Männer hielt ihm die verlangte Schlinge hin,

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