Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
er heute Nacht jede Konvention über Bord werfen, genau wie damals Prinz Hamuen, der spätere Kaiser Rinardon. Ihm wird nachgesagt, in der Nacht der zentralen Prüfung gleich mehreren weiblichen Prüflingen seine Gunst geschenkt und dabei mehr Champagner verbraucht zu haben als je ein Prüfling vor ihm. Wir erinnern uns, dass Prinz Hamuen damals ebenfalls als Bester seines Jahrgangs abschnitt, was seitdem keinem Thronanwärter mehr gelungen ist – bis heute. Prinz Hamuen war es, der Schloss Rhan zum künftigen Prüfungsort ausbauen ließ und anordnete, den Brunnen der Weisheit roten Sekt speien zu lassen, nachdem er selbst noch in kaltes Wasser getaucht worden war. Nun sehen wir, wie Sicherheitskräfte den jungen Prinzen ins Trockene retten, wo er frottiert und für das Bildnis zurecht gemacht wird, das der Hoffotoartist von jedem der erfolgreichen Prüflinge aufnimmt. Diese Bilder schmücken die Säle und Galerien auf Schloss Rhan und legen für künftige Generationen Zeugnis von der intellektuellen Kraft unseres Adels ab.«
Anel rubbelte sich das Haar und war froh um den Morgenmantel, den ihm Coracun umlegte. »Verschwinden wir hier«, sagte er.
*
Die Kaiserin betrachtete Hannadea. »Das ist jetzt schon der dritte Tag, an dem du fast alles Essen stehen lässt. Übertreibst du nicht ein wenig mit deinen Bemühungen, schlank zu bleiben?«
»Mir ist nicht nach Essen. Ich fühle mich unwohl.«
»Was meinst du mit unwohl, Liebes?«
Hannadea sah den alarmierten Ausdruck in den Augen ihrer Mutter und war froh, dass Rial an den Tisch kam, sich tief verneigte und dem Kaiser etwas ins Ohr murmelte.
»Ja, das war mir bewusst«, sagte der Kaiser und betrachtete skeptisch die Scheibe Kochschinken auf der Aufschnittplatte, ehe er sich lieber für die Mettwurst entschied.
Rial beugte sich erneut vor und flüsterte etwas, das den Kaiser kurz lächeln ließ.
»Danke, Rial. Setzt Euch zu uns und esst mit uns.«
»Danke, Erhabenheit«, sagte der Kämmerer und nahm auf Anels Stuhl Platz.
»Und habt die Güte, der ganzen Familie die Neuigkeit mitzuteilen!«
Rial stellte hastig das Marmeladenglas wieder ab. »Ich habe die Freude, Erhabenheiten und Hoheiten, Euch mitzuteilen, dass die zentralen Prüfungen abgeschlossen sind.«
Genno nickte nur. Die Kaiserin sah auf.
»Nun spannt uns nicht auf die Folter, Lord di Nidare! Wie hat Anel abgeschnitten?« Hannadea wartete gespannt auf die Antwort.
Rial verneigte sich ein wenig vor der Kaiserin. »Ich darf so frei sein, die kaiserliche Familie zu beglückwünschen, da Seine Erhabene Hoheit in den Vulkanbrunnen geworfen wurde.«
»Er ist der Beste?«, fragte die Kaiserin atemlos. »Anel ist der Beste?«
Genno rieb sich den Nasenrücken und griff zum Buttermesser.
Hannadea stand auf und küsste ihre Mutter auf die Wange. Die Kaiserin lächelte gelöst. »Unser kleiner Prinz. Da sieht man, was in ihm steckt. Und ich hatte die ganze Zeit solche Befürchtungen. Er schien nie zu lernen und klagte ständig über seine Lehrer. Die Berichte schienen nie besonders ermutigend. Nun ist er der Beste.«
Der Kaiser lächelte. »Wir können stolz auf ihn sein.«
Genno legte das Messer auf das Messerbänkchen und verneigte sich vor seiner Mutter. »Ich darf meine Glückwünsche aussprechen, Mama – Papa!«
»Danke, mein Schatz«, sagte die Kaiserin und tupfte mit der Spitze des Zeigefingers etwas Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln.
»Rial«, sagte der Kaiser. »Es wäre dem Anlass angemessen, auf den erfolgreichen Prüfling anzustoßen. Seid so gut, Champagner bringen zu lassen!«
Rial hatte alles Nötige bereits auf einem Servierwagen bereitstellen lassen. Er öffnete die Flasche und schenkte ein. »Darf ich mich anschließen, Erhabenheit?«
»Gewiss, Rial.«
Gläser berührten einander.
»Würdest du bitte den Toast ausbringen?«, sagte der Kaiser zu Genno.
Genno stand auf. »Einen Toast auf Prinz Anel von Hasfenion!« Er verneigte sich in die Runde, nahm Platz und nippte an seinem Glas.
Kurz darauf erhob sich das kaiserliche Paar und ging zusammen zum Panoramafenster. Sie redeten leise miteinander, und Mutter tupfte immer wieder an ihren Augen herum.
Hannadea neigte leicht den Kopf vor Rial und machte eine scheuchende Geste mit den Fingerspitzen, die den Kämmerer dazu zwang, aufzustehen und sich nach einer Verbeugung zurückzuziehen.
Hannadea lehnte sich vor. »Und du Rabenaas hast dich nicht einmal so gut im Griff, Freude zu heucheln?«, fragte sie ihren
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