Fiasko
habe das den Wissenschaftlern gesagt, darum sage ich es auch euch. Und nun guten Flug! Bis zur Septima könnt ihr den Kurs von GOD halten lassen, aber dann will ich euch am Steuer haben. Wie ihr euch abwechselt, könnt ihr unter euch ausmachen.“
Das Raumschiff bekam schon Schub, eine schwache Gravitation stellte sich her.
Harrach war mit zu Tempe gegangen, um das alte Buch zu holen, das noch von der EURYDIKE stammte. Als sie sich an der Kabinentür trennten, beugte er sich zu seinem kleineren Kollegen, als wolle er ihm ein Geheimnis verraten: „Ter Horab hat gewußt, wen er auf den HERMES setzt, was? Hast du Bessere gekannt?“
„Bessere nicht“, sagte Tempe. „Aber solche wie ihn.“
VIII
Der Mond
Um den Planeten zog sich in einer gewaltigen, aber unstabilen Ebene ein Ring von Eisbrocken. Die von Lakatos und Biela kurz vor dem Abtauchen der EURYDIKE angestellten Berechnungen erwiesen sich als zutreffend. Der Eisring, infolge von Perturbationen, die in der Schwerkraft der Quinta ihre Ursache hatten, durch einen großen und drei kleinere Spalten zertrennt, konnte nicht länger als tausend Jahre existieren, denn er hatte seinen Durchmesser vergrößert und gleichzeitig an Masse verloren. Den äußeren Saum erweiterte die Fliehkraft, der innere wurde durch die Reibung der Atmosphäre in Tausende Brocken und Dampf verwandelt, so daß ein Teil des mit Hilfe einer unbekannten Methode in den Weltraum geschleuderten Wassers in unaufhörlichen Regengüssen auf den Planeten zurückkehrte. Es war schwerlich anzunehmen, daß die Quintaner sich mit Absicht eine solche sintflutartige Pluvialzeit bereitet hatten. Der Ring hatte ursprünglich drei oder vier Trillionen Tonnen Eis enthalten und verlor jährlich viele Milliarden. Dahinter steckten Rätsel in Serie. Der Ring störte das Klima des gesamten Planeten. Außer den heftigen Regenfällen legte sich sein mächtiger Schatten bei der Umrundung der Sonne einmal auf die nördliche, einmal auf die südliche Halbkugel. Er hielt das Sonnenlicht zurück und senkte damit nicht nur die Durchschnittstemperatur, sondern brachte überdies die Passatzirkulation in der Atmosphäre durcheinander. Die Grenzräume beiderseits des Schattens wimmelten von Gewittern und Wirbelstürmen.
Wenn die Bewohner den Spiegel der Ozeane gesenkt hatten, mußten sie über ausreichende Energie verfügt haben, um den Sturzbächen oder vielmehr Springfluten die zweite kosmische Geschwindigkeit zu verleihen und die Eismassen damit aus der Nähe des Planeten zu fegen, damit sie sich, von der Sonne geschmolzen, spurlos auflösten oder als Eismeteore unter den Asteroiden verschwanden. Energiemangel hätte die Projektanten von dem ungeschickten Werk abgehalten, es wäre eine Aufgabe von elementarer Leichtigkeit gewesen, das Scheitern vorauszusagen. Etwas anderes als ein Versehen planetarer Technologie mußte den vor vielen Jahren begonnenen Arbeiten Einhalt geboten haben. Diese Schlußfolgerung drängte sich unabweislich auf.
Der Ring, eine flache Scheibe mit einem Loch von fünfzehn-tausend Kilometern Durchmesser, in dem der umgürtete Planet steckte, bestand in den mittleren Partien aus Eisblöcken, an den äußeren Rändern jedoch aus kleinen, polarisierten Kristallen. Auch das mußte Resultat eines vorsätzlichen Eingriffs sein. Kurz, der Ring war bei seinem Entstehen in Bewegung und Gestalt gelenkt, er war in die stationäre Äquatorebene gesteuert worden, bildete jedoch auf der Innenseite, oben über dem Äquator, eine chaotische, breiige Masse. Insgesamt sah er aus wie ein kosmisches Bauwerk, das mitten in der Arbeit aufgegeben worden war. Aber weshalb?
Aus den Ozeanen erhoben sich zwei große Kontinente, dazu ein kleinerer, der immerhin die dreifache Größe Australiens hatte, aber am nördlichen Polarkreis lag und daher von den Kundschaftern Norstralien genannt wurde. Die Infralokatoren hatten auf den Kontinenten wärmere Stellen entdeckt, die nicht seismischen Ursprungs waren, offenbar also auf den Wärmeausstoß großer Kraftwerke zurückgingen. Diese verwendeten weder Bodenschätze wie Erdöl oder Kohle noch Brennstoffe nuklearen Typs. Die ersteren hätten sich durch Emissionen verraten, die die Luft verschmutzen, die letzteren liefern radioaktive Asche.
Mit deren sicherer Entsorgung hatte die Erde in der ersten Phase der Kernenergetik bekanntlich die größten Schwierigkeiten. Für Techniker indes, die imstande waren, einen Teil der Ozeane aus
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