Fida (German Edition)
Im Dunkeln tastete er sich voran, mit ausgestrecktem Arm und schlurfenden Füßen, hin zu der Matratze in der Ecke. Er spürte ihren warmen Körper, der nicht vor ihm zurückschreckte. Sie war wohl noch immer bewusstlos. Seine Finger suchten eilig, tasteten ihre Kleidung ab, bis er das Handy durch ihre Jeans hindurch fühlte und hastig hervorzog. Erleichterung machte sich in ihm breit.
Dann wanderten seine Finger nach oben, zu ihren knospenden Brüsten, schoben sich unter ihr Sweatshirt. Nahm sich eine erste Kostprobe von dem, was nun ihm allein gehörte. Verdammt, fühlte sich die kleine Schlampe geil an! Ihr Fleisch war weich und fest zugleich, verlockend, ganz anders als die verbrauchten, hängenden Brüste, die er Tag für Tag bei der Arbeit zu sehen bekam. Doch dann riss er sich zusammen und ließ von ihr ab. Nicht so. Ihr erstes Mal wollte er richtig genießen, sie dabei sehen. Erst mal musste er hier unten für Licht sorgen. Hätte er gewusst, dass ihr Rendezvous schon heute stattfindet, dann hätte er Kerzen besorgt, dachte er mit einem süffisanten Grinsen, während er seinen Weg zurück zur Treppe suchte.
Er war die Kellertreppe zur Hälfte nach oben gestiegen, als das Handy in seiner Hand zu klingeln begann. „Mama“, verkündete das aufleuchtende Display. Hastig drückte er den Anruf weg, schaltete das Handy aus, mehr als froh, dass ihm sein Fehler rechtzeitig aufgefallen war. Das war gerade nochmal gut gegangen. Von nun an musste er extrem vorsichtig sein. Das Handy würde er später entsorgen. Am Bahnhof vielleicht. Dann würde man glauben, das Mädchen wäre abgehauen und hätte es weggeworfen, bevor es in einen Zug stieg. Diesmal war er impulsiv vorgegangen. Hatte die einmalige Gelegenheit genutzt, obwohl er sich eigentlich noch im Stadium der Planung, Vorbereitung und Beobachtung befand. Von nun an aber würde er sich einen Plan zurechtlegen, sein künftiges Vorgehen genau bedenken und sich exakt an ihn halten. Tom besaß endlich, was er sich schon immer erträumt hatte. Nun galt es, alles unter Kontrolle zu halten. Auf keinen Fall durfte er sich noch so einen dummen Anfängerfehler leisten. Sorgfältig verriegelte er abermals die Kellertür und suchte Entspannung bei einer weiteren Zigarette. Erst mal beruhigen. Einen klaren Kopf bekommen.
***
Unten im Keller kam Laura langsam wieder zu sich. Undurchdringliche Dunkelheit umgab sie und sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand und was passiert war. Ihr erster Gedanke: Bin ich eingeschlafen und hatte einen Alptraum? Ihr Kopf schmerzte, ebenso wie ihr Körper und einen Moment lang war sie völlig orientierungslos. Orientierung suchend tastete sie umher. Fühlte eine weiche, gummiartige Unterlage, kalten Betonboden daneben. Wo zum Teufel war sie? Links von ihr befand sich eine Wand aus hölzernen Latten. Schmerzhaft bohrte sich ein spitzer Holzsplitter in ihre Handfläche, als sie suchend darüberfuhr. Ein leiser Schmerzlaut entfuhr ihrer Kehle, die sich trocken und rau anfühlte. Vorsichtig setzte sie sich auf, zog ihre Knie ein wenig an ihren Körper und verursachte mit der Bewegung ein metallisches Klirren. Was war das? Ihre Hände tasteten über die Fußfessel, an der Kette entlang, die daran befestigt war, zerrten an ihr.
Langsam kehrte die Erinnerung zurück, an das, was passiert war, bevor sie hier erwachte. Und dann begann Laura zu schreien.
Kapitel 7
12. April 2013
Es ist schon Mittag, als Tatjana die Augen aufschlägt. Ein Sonnenstrahl kitzelt sie wach, als sie sich umdreht, hin zur Fensterseite des Raumes. Sie blinzelt, streckt sich. Genießt das Gefühl, langsam zu erwachen und fühlt sich ungewohnt erfrischt. Zum ersten Mal seit langem hat sie das Gefühl, ausgeruht zu sein, richtig ausgeschlafen zu haben. Heute findet sie sich langsam in den Tag hinein und erst dann, nicht wie sonst, als allererstes, fällt ihr Laura ein. Auch jetzt ist der Gedanke schmerzvoll, doch er wirkt weniger wie eine Ohrfeige zum Erwachen. Es gelingt ihr, ihn beiseite zu schieben und stattdessen zu bemerken, dass heute ein schöner, sonniger Tag ist.
Während sie in letzter Zeit oft zuerst hinunter in die Küche ging, um sich eine Zigarette anzuzünden – sie hatte vor ein paar Monaten wieder mit dem Rauchen angefangen – führt ihr erster Gang sie heute ins Badezimmer. Dort fällt ihr Blick auf die versunkene Uhr. Jochen hatte sie entweder überhaupt nicht wahrgenommen, als er heute Morgen im Bad war, oder es war ihm egal. Auf jeden Fall
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