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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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über die eigene Nachlässigkeit. Mit kleinen Dingen fängt Schlampigkeit an. Doch hier gibt es keinen Platz für Fehler. Weder für eigene, noch für die Fehler, die seine kleine Schlampe im Keller begeht.
    Dieses kleine Miststück. Inzwischen wirkt sie so gefügig und brav, spielt ihre Rolle so überzeugend, dass man auch bei ihr manchmal alle Vorsicht vergessen könnte. Aber erst vorhin waren ihm Fidas blutige Fingerspitzen aufgefallen. Er sah sich um und entdeckte die Stelle, an der sie versucht hatte, die Latten von der Wand zu lösen und die Füllung heraus zu pulen. Es war ihr tatsächlich gelungen, ein paar der Bretter zu lösen. Fida hatte schon das Dämmmaterial dahinter herausgezogen und in ihren Bettbezug gestopft, vermutlich in der Hoffnung, ihm würde der Abfall ihrer unerlaubten Tätigkeit nicht auffallen. Die Bretter hatte sie lose wieder davor befestigt, damit es nicht sofort auffiel. Aber ihre Fingerspitzen hatten sie verraten. Eine genauere Überprüfung des Raumes hatte ihr Vergehen schnell aufgedeckt.
    Er hatte ihr ein paar gebrettert und sie mit ein paar Handschellen ans Waschbecken gekettet, damit sie nicht weitermachen konnte, wenn er wieder weg war. Und dass er ihr auch den Knebel verpasste, daran war sie selbst schuld. Hätte sie mal schön die Dämmung in Ruhe gelassen! Dann ging er zurück zur Arbeit, mit grollender Wut im Bauch, die ihn dazu brachte, seine Kunden noch härter ranzunehmen, als sonst. Nach seiner letzten Trainerstunde radelte er zurück zum Haus. Diesmal hatte er Zeit mitgebracht und versteckte seinen Drahtesel wie immer sorgfältig dahinter.
    Er hatte bereits den größten Teil des Schadens wieder behoben, die Füllung zurückgestopft, die Latten wieder davor genagelt und freute sich schon auf die Abreibung, die er dem kleinen Miststück gleich verpassen würde. Es war nie langweilig sie ranzunehmen, aber wenn sie vorher etwas getan hatte, etwas Böses, für das sie wirklich Strafe verdiente, dann bereitete es ihm ganz besonderes Vergnügen. Ein Grund mehr, nicht gerade sanft mit ihr umzuspringen. Doch dann fiel mal wieder der verdammte Strom aus und bevor er seinen Spaß mit ihr haben konnte, musste er erst noch neues Benzin besorgen.
    Achselzuckend tut Tom nun die Sache mit der halboffenen Hintertür ab. Er geht zum Generator, betankt ihn und startet das Ding. Hustet, weil sich trotz seiner selbstgebastelten Abluftkonstruktion ein Teil der Abgase im Raum sammelt. Keine saubere Lösung. Macht ihm immer wieder eine Scheiß-Arbeit, das Gerät und ließ ihn schon mehrfach genau dann im Stich, als er gerade richtig Spaß hatte. Vielleicht sollte er aufhören so paranoid zu sein und doch einen Elektriker rufen, der den Kurzschluss beseitigt. Schnell verwirft er diese Schnapsidee wieder.
    Tom schließt, noch immer hustend, die Tür zur Generator-Kammer und geht zum Spülbecken, um sich den Benzingestank von den Händen zu waschen. Als er fertig ist, reibt er sich die Hände an seiner Hose trocken und kramt dann in ihren Taschen nach dem Schlüssel. Während er den Flur entlang geht, ist er so damit beschäftigt, den für das Kellerschloss herauszusuchen, dass er den schmalen Spalt nicht bemerkt, den eine der anderen Türen offen steht. Ein schreckgeweitetes Auge lugt daraus hervor, verfolgt mit angstvollem, aber auch neugierigem Blick seinen Weg.
    Er steigt nach unten, wo Fida auf seine Rückkehr wartet.
    Mit Befriedigung nimmt er zur Kenntnis, dass sie seine Anweisung befolgt und eine devote Haltung einnimmt, sobald sie ihn kommen hört. Mit gespreizten Beinen kniet sie da. Sie blickt nicht auf, hält ihren Kopf demütig gesenkt. Tom nimmt ihr den Knebel aus dem Mund. Als seine Stiefel in ihr Blickfeld kommen, beugt sie sich vor und küsst sie, unaufgefordert, fast schon hingebungsvoll. Das ans Rohr des Waschbeckens gefesselte Handgelenk macht es ihr schwer, sich so weit nach vorn zu beugen, doch sie gibt sich Mühe und schafft es.
    Er weiß nicht, ob ihr kalt ist, oder ob ihr Zittern von der Angst kommt, die sie bestimmt hat. Sie weiß, dass er stinksauer auf sie ist.
    Während sie sich vorbeugt, kann er die Stelle an ihrem Hinterkopf sehen, an der sie sich die Haare ausrupft. Struppige Büschel ragen aus einem schorfigen Areal hervor, von dem sie ihre Finger nicht lassen kann. Er hat nun schon mehrfach beobachtet, wie sie kratzt, reißt und rupft, gedankenverloren, als würde ihr gar nicht auffallen, was sie da tut.
    Ein normaler Mensch wäre erschüttert, beim Anblick

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