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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Deck! Sie hissen die Flagge!« Eine Pause. »Tatsächlich ein Franzmann, Sir.«
    Auch mit bloßem Auge konnte Bolitho den winzigen Flecken Weiß erkennen, welcher plötzlich vom Masttopp des anderen auswehte, der nun scharf an den Wind ging, die Rahen so gebraßt, daß sie fast mitschiffs standen.
    Ein seltsames Gefühl. Wie viele an Bord war Bolitho einem französischen Schiff selten anders begegnet als mit schußbereiten, ausgerannten Geschützen. Mit Bedauern dachte er an Le Chaumareys und sein vergeudetes Leben. An Bord war der Kommandant König, doch für die Macht, die ihn einsetzte und benutzte, blieb er der entbehrliche Bauer im Spiel.
    Bolitho zwang sich, das Deck zu verlassen, fast geblendet vom Starren über das schimmernde blaue Wasser.
    Allday kam in die Kajüte. »Ich sage Noddall, er soll Ihren Rock und Hut bereitlegen, Captain.« Und grinsend: »Die Breeches sind für einen Franzmann noch gut genug.«
    Bolitho nickte. Wenn der französische Kommandant ein Neuling in diesen Gewässern war, würde er jeden Kontakt suchen. Würde er auf die Tempes t kommen oder Bolitho zu sich bitten?
    Noddall huschte aus der Schlafkabine, über dem Arm Bolithos Rock. Der hatte sich gerade umgezogen, als er die Pfeifen hörte: »Alle Mann auf Stationen! Klarschiff zum Gefecht!«
    Trommeln wirbelten, und er spürte den Rumpf unter dem hastigen Getrappel der Besatzung beben. Als er das Achterdeck betrat, war der Befehl ausgeführt, selbst die Planken rund um die Geschütze waren schon mit Sand bestreut. Sie würden ihn nicht brauchen, dessen war er völlig sicher. Aber Sand war reichlich vorhanden, und die Mannschaft gewann mit jeder Übung mehr Erfahrung.
    »Laden und ausrennen, Sir?«
    »Nein, Mr. Herrick.« Er sprach ebenso formell. Über die schwarzen Kanonen und nackten Rücken der Männer blickte er nach vorn und wünschte sich, es wäre der Pirat Tuke, der ihm dort entgegensegelte.
    Midshipman Fitzmaurice kam zum Achterdeck gerannt und rief hinauf: »Verzeihung, Sir, aber Mr. Jury meldet mit Respekt, es ist die Fregatte Narval , sechsunddreißig Geschütze, und er hat sie schon in Bombay gesehen.« Bolitho lächelte. »Meinen Dank an den Bootsmann.«
    Er sah Herrick an. Immer war es das Gleiche; immer war einer da, der auf dem anderen Schiff gedient oder es schon einmal gesehen hatte. Zweifellos erhielt der Kommandant der Narva l die gleiche Meldung über die Tempest: sechsunddreißig Kanonen, die gleiche Bewaffnung wie seine.
    Mit Sachkunde beobachtete er, wie das andere Schiff Segel kürzte: ein schlankerer Rumpf als die Tempes t und wettergegerbt, als wäre es schon lange Zeit im Einsatz. Die Segelmanöver klappten ausgezeichnet, ein weiteres Zeichen für lange Dienstzeit.
    Bolitho beschattete die Augen und blickte zum eigenen Masttopp auf. Hier draußen segelte die Tempes t unter der weißen Nationalflagge, und er fragte sich, ob der französische Kommandant ebenfalls erinnerungsschwer zu ihr hinaufsah.
    »Sie hat beigedreht!« Keen spähte auf dem Batteriedeck über einen Zwölfpfünder. »Und sie setzt ein Boot zu Wasser.«
    Herrick grinste. »Nur ein Leutnant, Sir. Wahrscheinlich will er von uns den richtigen Kurs nach Paris wissen.«
    Doch als der junge Leutnant schließlich an Bord geklettert war, schien er keineswegs ratlos zu sein. Er salutierte zum Achterdeck und stellte sich Bolitho vor.
    »Ich überbringe die Empfehlungen meines capitaine, m'sieu, und seine Einladung, ihn an Bord zu besuchen.« Die dunklen Augen wanderten schnell über die bemannten Geschütze, die lange Linie der angetretenen Seesoldaten.
    »Gewiß.«
    Bolitho trat zur Pforte und sah auf das französische Langboot hinunter. Die Matrosen waren sauber in gestreifte Hemden und weiße Hosen gekleidet. Aber es war kein Leben in ihnen; sie wirkten verschreckt.
    »Und wer ist Ihr Kapitän?«
    Der Leutnant schien um einen Zoll zu wachsen.
    »Es ist Jean Michel Comte de Barras, m'sieu. «
    Bolitho hatte noch nie von ihm gehört.
    »Danke.«
    Leise sagte er zu Herrick: »Gehen Sie in Luv-Position und sorgen Sie dafür, daß sich die Eurota s in Deckung hält, bis ich zurückkomme.«
    Dann folgte er mit einem Nicken für die salutierende Seitenwache dem Leutnant ins Boot.
    Die Matrosen zogen die Riemen gleichmäßig durchs Wasser, nahmen und überwanden jeden Wellenkamm mit geübter Leichtigkeit. Bolitho spürte, wie ihm Gischt erfrischend ins Gesicht sprühte. Der Gischt des endlos weiten Ozeans, auf dem sich durch Zufall zwei Schiffe an einem

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