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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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Aktenkoffer. »Ich habe heute einen anstrengenden Tag. Ich muss noch meine Lebensversicherungsquote schaffen und werde noch mit fünfzig, sechzig Familien sprechen, ehe dieser Tag um ist.« Er lächelte. »Drücken Sie mir die Daumen.«
    Die drei schauten ihm schweigend hinterher, als er zum Bürgersteig hinüberging, dann nach rechts abbog und unbeschwert die Straße hinunterspazierte.

2.
    Hunt erwachte mit einem Gefühl des Unwohlseins.
    Heute war ein Feiertag, und er musste nicht zur Arbeit, also hätte er eigentlich froh und zufrieden sein können, doch der Himmel war grau, eine geschlossene Wolkendecke lag drückend über der Stadt und presste sich wie eine Bleischicht auf die Welt darunter. Das alles passte zu Hunts Befinden. Vielleicht lag es an den Nachwirkungen eines Traumes, an den er sich nicht mehr erinnern konnte. Oder eine Art sechster Sinn verriet ihm, dass irgendetwas nicht stimmte ...
    Der Platz neben ihm im Bett war leer und kalt. Beth war schon aufgestanden. Es war ungewöhnlich für sie, ihn nicht zu wecken, und er fragte sich, warum sie ihn hatte weiterschlafen lassen. Noch sonderbarer war, dass im ganzen Haus nichts zu hören war: kein Radio, kein Fernsehen. Auch die Stereoanlage war nicht eingeschaltet, Hunt hörte nicht einmal die Bewegungsgeräusche, die ihm von Beths Frühstücksritual in der Küche nur zu vertraut waren.
    In Hunt stieg Entsetzen auf.
    Er schwang sich aus dem Bett, streifte sich eine Hose über und ging in die Küche, in der Beth am Tisch saß und auf die Titelseite der Zeitung starrte. Sie hatte keinen Kaffee gemacht und das Frühstück nicht vorbereitet. Als Hunt hereinkam, schaute sie ihn mit kalkweißem Gesicht an. Ihre Hände zitterten, als sie ihm die Zeitung hinhielt. Die Schlagzeile schrie Hunt entgegen: SCHLIMMSTE NACHT IN DER GESCHICHTE VON TUCSON! 45 TOTE!
    Hunt wusste genau, warum Beth ihn nicht geweckt hatte, und er wusste jetzt auch, dass dieses undeutliche Gefühl des Entsetzens voll und ganz berechtigt war. Wie betäubt nahm er ihr die Zeitung aus der Hand.
    Fünfundvierzig Tote in einer Nacht?
    Muss noch meine Lebensversicherungsquote schaffen.
    Hunt zweifelte keinen Augenblick daran, dass diese Todesfälle unmittelbar mit dem Besuchsmarathon des Versicherungsvertreters zusammenhingen, bei dem er fünfzig oder sechzig Familien aufsuchen wollte. Doch Hunt war geradezu erschlagen, als ihm bewusst wurde, welche Macht diese Versicherungsgesellschaft wirklich besaß. Fünfundvierzig Menschen in einer einzigen Nacht umzubringen, war nicht bloß ein beeindruckend schwieriges Unterfangen und eine logistische Meisterleistung: Es war schlichtweg unmöglich. Zum ersten Mal verstand Hunt ganz und gar, wie mächtig, fast allwissend ihr Gegner wirklich war.
    Beeindruckend schwieriges Unterfangen? Logistische Meisterleistung?
    Er schämte sich, so kalt und nüchtern zu denken, doch die Größenordnung dessen, was hier geschehen sein musste, war so gewaltig, dass Hunt gar nicht anders konnte, als es derart sachlich und leidenschaftslos zu betrachten. Er konnte seine Gedanken nicht auf ein einziges Individuum fokussieren, das ihm vertraut genug gewesen wäre, um echtes Mitgefühl und echte Trauer bei ihm hervorzurufen. Wenn eine Tragödie solche Ausmaße annahm, wurde sie unpersönlich. Dann blieben nur noch Zahlen und Statistiken, keine Namen und Gesichter mehr.
    Hunt setzte sich zu Beth an den Tisch und las den Zeitungsbericht:
    In der letzten Nacht, die ein Polizeisprecher als »gewalttätigste in der Geschichte von Tucson« bezeichnet hat, sind fünfunddreißig Männer und zehn Frauen bei anscheinend nicht miteinander in Verbindung stehenden Morden ums Leben gekommen. »So etwas haben wir noch nie erlebt«, erklärte Brad Neth, Polizeichef von Tucson, und fügte hinzu, seine Männer seien durch diese außergewöhnliche hohe Anzahl von Gewaltverbrechen innerhalb von nur acht Stunden bis zum Letzten ausgelastet. Mord mit anschließendem Selbstmord der Täter und häusliche Gewalt sind für die meisten Todesfälle der vergangenen Nacht verantwortlich, wobei drei Frauen und fünfzehn Männer durch ihre Lebensgefährten erstochen, erschossen oder erwürgt wurden. Vier Männer starben durch Selbstmord. Achtzehn Todesfälle sind auf Bandenkriminalität zurückzuführen. Bei sechs Angriffen aus fahrenden Autos kamen im Old-Pueblo-District elf Menschen ums Leben. Bei der Auseinandersetzung zweier rivalisierender Banden, an der polizeilichen Schätzungen zufolge fünfzig bis

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