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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nicht der einzige sei, den sie zu bearbeiten habe, und daß künftig sie lieber ihn anrufen wolle als umgekehrt.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, versuchte Charles den Regionalleiter der USB anzurufen, um sich über die schlechte Organisation der Behörde zu beschweren. Aber der war nicht zu sprechen, da er an einer Informationsrunde in Washington teilnahm, auf der die Regierung neue Vorschriften zum Umgang mit Giftmüll vorstellte.
    Um nicht auch noch das letzte Vertrauen in die repräsentative Regierungsform seines Landes zu verlieren, rief Charles den Gouverneur von New Hampshire und den Gouverneur von Massachusetts an. In beiden Fällen mit demselben Ergebnis: die Vorzimmerdamen verbanden ihn einfach nicht weiter, sondern verwiesen ihn an den Staatlichen Kontrollrat für Gewässerschutzfragen. Was er auch dagegen einwandte, einschließlich der Tatsache, daß er bereits mit sämtlichen Dienststellen telefoniert hatte, die Sekretärinnen blieben unerbittlich, bis er es schließlich aufgab. Dann rief er den Senator von Massachusetts an, der zur Demokratischen Partei gehörte.
    Die erste Reaktion in Washington hörte sich auch recht vielversprechend an. Aber dann wurde er von einem Untergebenen zum nächsten gereicht, bis er endlich an jemanden geriet, der sich in der Umweltmaterie auskannte. Obwohl Charles immer wieder auf seinen persönlichen Fall zu sprechen kam, versuchte der Mitarbeiter des Senators, das Gespräch allgemein zu halten. Was er Charles zu sagen hatte, klang wie ein auswendig gelernter Vortrag. Zehn Minuten lang reihte er Beispiel an Beispiel, wie sehr sich der Senator für eine bessere Umweltpolitik eingesetzt habe. Während Charles noch auf die nächste Gelegenheit zu einer Antwort wartete, sah er Peter Morrison in das Labor kommen. Er legte auf, ohne den Redeschwall des anderen unterbrochen zu haben.
    Abschätzend sahen sich die beiden Männer aus ein paar Metern Entfernung an; die Unterschiede in ihrer äußeren Erscheinung waren in diesem Augenblick deutlicher als sonst zu sehen. Morrison schien sich an diesem Tag mit besonderer Sorgfalt zurechtgemacht zu haben, während es Charles auf den ersten Blick anzusehen war, daß er die Nacht in seinen Sachen im Labor geschlafen hatte.
    Morrison war mit einem siegesbewußten Lächeln eingetreten. Aber als Charles sich zu ihm umdrehte und ihn ebenso zuversichtlich anlächelte, wurde seine Miene merklich unsicherer.
    Charles hatte das Gefühl, Morrison nach allem, was passiert war, zu verstehen. Er war ein abgehalfterter Forscher, der sich an seine Verwaltungskarriere klammerte, um das eigene Ego zu retten. Aber trotz seiner aalglatten Schale wußte er genau, daß die Forschung der eigentliche Motor des Instituts war, und diese Abhängigkeit von Charles’ Fähigkeiten und Arbeit konnte er nicht ertragen.
    »Sie sollen sofort in das Büro des Direktors kommen«, sagteMorrison barsch. »Es braucht Sie nicht zu kümmern, daß Sie unrasiert sind.«
    Charles lachte laut auf, denn er wußte, daß der letzte Satz eine schreckliche Beleidigung sein sollte.
    »Sie sind unmöglich, Martel«, schnauzte Morrison ihn an. Dann verließ er eilig das Labor.
    Bevor er zu Dr. Ibanez ging, versuchte Charles einen Moment, seine Gedanken zu ordnen. Er wußte genau, was jetzt geschehen würde, und dennoch fürchtete er diese Begegnung. Der Weg zum Direktionsbüro war fast schon ein tägliches Ritual geworden. Als Charles an den düsteren Ölbildern der ehemaligen Direktoren vorüberging, nickte er einigen von ihnen freundlich zu. Mit derselben Höflichkeit lächelte er Miß Evans an und ging an ihrem Schreibtisch vorbei, ohne sich um ihre wütende Aufforderung, stehenzubleiben, zu kümmern. Charles klopfte auch nicht, bevor er die Tür zu Dr. Ibanez’ Büro aufriß.
    Dr. Morrison, der sich gerade angestrengt über Dr. Ibanez’ Schulter gebeugt hatte, richtete sich erschrocken auf. Beide hatten gerade irgendwelche Unterlagen studiert. Verstört starrte Dr. Ibanez Charles an.
    »Also?« sagte Charles mit aggressivem Ton in der Stimme.
    Dr. Ibanez warf Morrison einen Blick zu, der hilflos die Schultern zuckte. Dann räusperte sich Dr. Ibanez. Zweifellos hätte er sich lieber einen Moment auf die Begegnung vorbereitet.
    »Sie sehen müde aus«, sagte Dr. Ibanez unsicher.
    »Danke schön, daß Sie sich noch um mich sorgen«, antwortete Charles zynisch.
    »Ich fürchte, Sie haben uns keine andere Wahl gelassen, Dr. Martel«, sagte Dr. Ibanez und versuchte Ordnung in seine Gedanken

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