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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ellen war viel geschickter als er. Statt dessen bereitete er die verdünnte Lösung von Michelles Leukämieantigen vor, die später den Mäusen injiziert werden sollte. Da das Fläschchen steril verschlossen war, benutzte Charles auch eine sterile Spritze, um eine genau berechnete Menge der Lösung aus der Phiole zu entnehmen. Um die Konzentration zu bekommen, die er haben wollte, gab er diesen Teil dann zu einer bestimmten Menge einer sterilen Salzlösung. Das Fläschchen mit dem restlichen Antigen stellte er in den Kühlschrank.
    Die fertige Lösung brachte Charles zu Ellen und bat sie, alles wie besprochen weiterzumachen, während er sich auf die Suche nach einem Anwalt begeben wollte. Gegen Mittag würde er auf jeden Fall zurück sein.
    Nachdem die Labortür ins Schloß gefallen war, wartete Ellen fünf Minuten lang, den Blick auf den Sekundenzeiger der Uhr gerichtet. Als Charles dann immer noch nicht zurückgekommen war, rief sie die Empfangsdame an und ließ sich bestätigen, daß er das Institut verlassen hatte. Erst danach wählte sie die Nummer von Dr. Morrison. Sobald er sich gemeldet hatte, erzählte sie ihm, daß Charles immer noch an seinem eigenen Forschungsprojekt arbeitete, ja, daß er es sogar noch ausweitete und sich auch immer noch sonderbar benahm.
    »Jetzt reicht es«, sagte Dr. Morrison. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Niemand kann uns vorwerfen, daß wir es nicht versucht hätten. Aber damit ist Charles Martel für das Weinburger-Institut erledigt.«
     
    Die Suche nach einem Rechtsbeistand war nicht so einfach, wie Charles sich das vorgestellt hatte. Da sich für ihn Fachkenntnis und Verstand aus unerklärlichen Gründen mit einer repräsentativen Äußerlichkeit verbanden, fuhr er in das Zentrum von Boston und stellte seinen Wagen in das Parkhaus des Verwaltungszentrums. Das erste beeindruckende Bürohochhaus fand er in der State Street. In der weiten Eingangshalle stand ein Brunnen, überall war polierter Marmor zu sehen, und die Fensterflächen waren aus getöntem Glas. Die Hinweistafel verzeichnete unzählige Anwaltskanzleien. Charles wählte sich die Kanzlei im letzten Stock aus: Begelman, Canneletto und O’Malley. Charles hoffte, daß ihre hohe Lage im Haus vielleicht auch etwas über ihre fachliche Geschicklichkeit aussagte. Es stellte sich jedoch heraus, daß sie nur in Beziehung zu den Honorarvorstellungen stand.
    Offensichtlich war die Kanzlei nicht auf unangemeldeten Besuch eingestellt, denn Charles mußte sich erst einmal auf ein unbequemes Zweiersofa in Chippendale setzen und warten. Angeblich waren diese harten Sitzmöbel im England des achtzehnten Jahrhunderts beliebte Turtelplätze für Verliebte gewesen. Schon nach fünf Minuten bezweifelte Charles das, er hatte den Eindruck, daß das Sofa für die Liebe so geeignet war wie eine Parkbank aus Marmor. Schließlich wurde er doch noch von einem Anwalt empfangen. Es mußte der Jüngste der Kanzlei sein. Charles fand, daß er wie fünfzehn aussah.
    Anfangs verlief ihr Gespräch recht vielversprechend. Der junge Anwalt schien ehrlich überrascht zu sein, daß Charles als leiblichem Vater die Vormundschaft vorübergehend entzogen worden war und der Richter sie einem nur nach dem Gesetz verwandten Elternteil übertragen hatte. Als der Anwalt jedoch erfuhr, daß Charles die ärztliche Behandlung seiner Tochter abbrechen wollte, obwohl ein Spezialist sie durchführte, wurde er merklich kühler. Er hätte den Fall wahrscheinlich trotzdem übernommen, wäre Charles nicht in eine wütende Anklage gegen Recycle und die Stadt Shaftesbury ausgebrochen. Als der Anwalt Charles zu fragen begann, was er denn eigentlich zuerst wolle, gerieten sie in Streit. Während des Wortwechsels bezichtigte der junge Mann Charles der Baratterie, worauf Charles nur noch zorniger wurde, weil er nicht wußte, was das Wort bedeutete. Er fand es auch nie heraus.
    Als Charles die Kanzlei verließ, war er noch immer ohne Rechtsbeistand. Er probierte es auch gar nicht erst in einer anderen Kanzlei in dem Bürohaus, sondern suchte sich das nächste öffentliche Telefon und schlug das Branchenverzeichnis auf. Er überging die großen Kanzleien und strich sich nur solche Anwälte an, die allein arbeiteten. Als er ein halbes Dutzend Adressen beisammen hatte, begann er zu telefonieren. Sobald sich jemand meldete, fragte er ohne lange Erklärungen, ob das Büro Zeit habe, einen Fall zu übernehmen. Es genügte ein kurzes Zögern, und er hängte sofort wieder ein. Als er

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