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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Charles«, sagte sie mit traurigem Gesicht.
    »Was denn?« fragte Charles mit gleichgültiger Stimme.
    »Deine Entlassung«, antwortete Ellen.
    Charles sah sie forschend an. Er wußte, daß jedes Gerücht außerordentlich schnell am Institut verbreitet war. Aber das war nun doch etwas zu schnell. Er erinnerte sich, daß man ihr von seiner Entscheidungsfrist erzählt hatte. Und wahrscheinlich hatte sie nur ihre Schlüsse gezogen. Aber trotzdem …
    Verwundert über diesen absurden Verfolgungswahn schüttelte er den Kopf.
    »Es mußte so kommen«, sagte Charles. »Ich habe nur ein paar Tage gebraucht, bis ich mir selbst darüber im klaren war, daß ich die Canceran-Studie nicht weitermachen konnte. Gerade jetzt nicht, wo Michelle so krank ist.«
    »Und was wirst du nun tun?« fragte Ellen. Nachdem Charles seine Stellung und seine Macht über sie verloren hatte, begann sie ihre Motive in Frage zu stellen.
    »Ich habe eine Menge zu tun. Zuerst …« Charles verstummte. Einen Moment überlegte er, ob er Ellen in sein Vertrauen ziehen sollte. Dann entschied er sich, es nicht zu tun. In den letzten vierundzwanzig Stunden war ihm schmerzlich bewußt geworden, daß er allein war. Seine Familie, die Kollegen und die Regierungsbehörden konnten ihm nicht helfen oder legten ihm Hindernisse in den Weg oder waren sogar gegen ihn. Und wer auf sich selbst gestellt war, mußte besonders mutig und vorsichtig sein.
    »Zuerst, was?« fragte Ellen. Einen Augenblick hoffte sie, Charles könnte eingestehen, daß er sie brauchte. Ellen war zu allem bereit, wenn er nur ein Wort sagte.
    »Zuerst …« sagte Charles und ging an seinen Schreibtisch,»möchte ich dich bitten, zur Verwaltungsleitung zu gehen und meine Laborprotokolle zurückzuholen. Ich möchte mit keinem von denen mehr sprechen. Nachdem sich nun gezeigt hat, daß der Diebstahl meiner Forschungsunterlagen nicht die gewünschte Wirkung hatte, hoffe ich, daß sie froh sind, die Bücher wieder loszuwerden.«
    Enttäuscht ließ sich Ellen von ihrem Hocker gleiten und ging zur Tür. Sie kam sich selbst dumm vor, weil sie noch immer seinen Launen gehorchte.
    »Was ich noch fragen wollte«, rief Charles ihr hinterher, bevor sie die erreicht hatte, »wie weit bist du mit der Arbeit gekommen, über die wir heute morgen gesprochen haben?«
    »Nicht besonders weit«, erklärte Ellen. »Als du das Institut heute verlassen hast, habe ich gewußt, daß man dich rausschmeißen würde. Warum sollte ich also noch etwas tun? Ich gehe dir jetzt deine Protokollbücher holen, aber dann will ich mit deinen Sachen nichts mehr zu tun haben. Für den Rest des Tages nehme ich mir frei.«
    Charles sah und hörte, wie die Tür heftig zugezogen wurde. Also hatte er doch keine Wahnvorstellungen gehabt. Ellen mußte mit der Verwaltung zusammengearbeitet haben. Sie wußte zuviel und das zu schnell. Er war froh, daß er sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte.
    Charles verschloß die Labortür von innen und machte sich an die Arbeit. Die meisten Chemikalien und Reagenzien waren in Industriemengen abgepackt. Charles begann sie in kleinere Behälter umzufüllen. Jeder Behälter wurde sorgfältig beschriftet und dann zu einem kleinen, verschließbaren Schrank kurz vor dem Eingang zum Nebenraum getragen. Er war fast eine Stunde damit beschäftigt. Dann machte er sich über seinen Schreibtisch her und suchte nach den Notizen, die er sich während seiner letzten Versuche gemacht hatte. Mit diesen Aufzeichnungen konnte er den Verlauf und die Ergebnisse seiner Experimente selbst dann rekonstruieren, wenn Dr. Ibanez die ausführlicheren Protokollbücher nicht herausgeben sollte.
    Charles arbeitete so fieberhaft, daß er beinahe das Klingeln des Telefons überhört hätte. Rasch legte er sich eine Antwort zurecht, falls ihn die Verwaltung sprechen wollte. Doch zu seiner Erleichterung war der Anrufer ein Angestellter der Kreditabteilung der First National Bank. Der Mann erklärte Charles, daß die 3000 Dollar für ihn bereitlagen und fragte, ob Charles das Geld auf sein Girokonto gutgeschrieben haben wollte. Charles antwortete, daß er am Nachmittag persönlich vorbeikommen würde, um das Geld abzuholen. Dann drückte er nur kurz auf die Telefongabel und wählte sofort die Nummer von Wayne Thomas. Während Charles auf den Anschluß wartete, dachte er schmunzelnd darüber nach, wie die Kreditabteilung wohl reagiert hätte, wenn dort bekannt gewesen wäre, daß man ihn gerade gefeuert hatte.
    Wie bei ihrem ersten Gespräch war

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