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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Schritten. Die beiden Frauen waren kaum zur Schwesternstation abgebogen, als Charles auch schon die Bahre hastig zu Michelles Zimmer schob und durch die halboffene Tür in dem Raum verschwand.
    Er schaltete das Licht ein und lenkte die Bahre neben das Bett. Erst dann sah er hinunter zu seiner Tochter. Seit er das letzte Mal bei ihr gewesen war, hatte sich ihr Zustand sichtbar verschlechtert. Sanft rüttelte er sie an den Schultern. Sie reagierte nicht. Er rüttelte sie wieder, aber das Kind tat nicht eine Bewegung. Was sollte er machen, wenn sie in eine tiefe Bewußtlosigkeit gefallen war?
    »Michelle!« rief Charles.
    Langsam öffnete sie die Augen.
    »Ich bin es! Bitte wach auf!« Charles rüttelte sie wieder. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Dann kam Michelle zu sich. Mühevoll hob sie ihre Arme und legte sie ihrem Vater um den Hals. »Ich habe gewußt, daß du kommst.«
    »Hör mir zu«, sagte Charles ängstlich. Er legte seine Lippen ganz nahe an ihr Ohr. »Ich möchte dich etwas fragen. Ich weiß, daß du sehr krank bist und daß alle hier im Krankenhaus dir helfen wollen. Aber sie können dir nicht helfen. Deine Krankheit ist stärker als ihre stärksten Medikamente. Ich möchte dich mitnehmen. Deinen Ärzten würde das bestimmt nicht gefallen. Deshalb müssen wir uns jetzt beeilen, wenn du mitkommen willst. Du mußt es mir sofort sagen.«
    Die Frage überraschte Michelle. Nie hätte sie damit gerechnet, daß ihr Vater sie aus dem Krankenhaus holen würde. Aufmerksam sah Michelle ihm ins Gesicht. »Cathryn sagt, daß es dir nicht gut geht.«
    »Es geht mir sehr gut«, sagte Charles. »Besonders, wenn du bei mir bist. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Willst du mitkommen?«
    Michelle sah ihrem Vater in die Augen. Es gab nichts, was sie sich mehr wünschte. »Bitte nimm mich mit, Daddy. Bitte!«
    Einen Augenblick drückte Charles seine Tochter an sich, dann machte er sich an die Arbeit. Er schaltete den Herzmonitor aus und nahm die Kontakte von Michelles Brust. Anschließend zog er die Kanülen aus ihren Armen und schlug die Bettdecke zurück. Vorsichtig schob er seinen linken Arm unter ihre Schultern und den rechten unter die Oberschenkel, dann hob er sie aus dem Bett. Charles war erstaunt, wie leicht Michelle geworden war. Vorsichtig legte er sie auf die Bahre und deckte sie zu. Aus dem Schrank neben der Tür holte er ihre Kleider und versteckte sie unter der Decke. Zuletzt zog er noch die zweite Haube aus seiner Kitteltasche, setzte sie ihr auf den Kopf und verbarg das wenige Haar, das Michelle noch geblieben war, darunter. Dann schob er die Bahre hinaus auf den Flur.
    Je näher sie der Schwesternstation kamen, um so größer wurde die Angst in Charles, daß Cathryn plötzlich auftauchen könnte. Das Risiko war groß, aber unter den gegebenen Umständen wußte er keinen Ausweg, der sicherer war.
     
    Cathryn hatte fest geschlafen, als die Hilfsschwester sie behutsam wachgerüttelt hatte. Alles, was sie verstanden hatte, war, daß sie am Telefon verlangt wurde und daß es dringend sei. Im ersten Moment hatte sie gedacht, daß Charles etwas passiert war.
    Als sie zur Schwesternstation kam, war die Hilfsschwester bereits wieder verschwunden. Da sie nicht wußte, auf welchen Apparat der Anruf gelegt worden war, fragte sie die Oberschwester. Die Frau sah von ihrem Schreibtisch auf, überlegte kurz und schickte Cathryn in den Aktenraum.
    Dreimal hatte Cathryn sich gemeldet, und jedesmal hatte sie lauter in die Sprechmuschel gerufen. Aber niemand hatte ihr geantwortet. Dann hatte sie einen Augenblick gewartet und sich anschließend wieder gemeldet. Das Ergebnis blieb dasselbe. Verzweifelt hatte sie mehrmals auf die Gabel geschlagen, auch das half nicht. Erst als sie die Gabel eine Zeitlang niedergedrückt hatte und dann wieder losließ, meldete sich die Zentrale.
    Die Frau in der Vermittlung wußte nichts von einem Gespräch für Mrs. Martel auf Station Anderson 6. Cathryn legte den Hörer auf und ging zurück zur Schwesternstation. Die Oberschwester saß immer noch an ihrem Schreibtisch und war in eine Krankenakte vertieft. Cathryn wollte sie gerade ansprechen, als sie eine ganz in Weiß gehüllte Person vorbeigehen sah, die eine Bahre mit einem nur undeutlich zu erkennenden Patienten zum Fahrstuhl schob. Cathryn tat das arme Kind leid, das so spät noch in den Operationssaal gebracht wurde. Es mußte ein Notfall sein.
    Die Schwester schien mit einer wichtigen Arbeit beschäftigt zu sein. Cathryn zögerte

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