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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Lagerhalle ging er rasch noch in die Wäschekammer und nahm sich einen neuen Kittel.
    Auf der Laderampe drückte er noch einmal die Klingel und bedankte sich über die Gegensprechanlage bei den beiden Wachmännern für ihre Hilfe. Als er in den Transporter kletterte, empfand er ein leises Schuldgefühl, daß er seine beiden alten Bekannten so ausgenutzt hatte.
    Die Fahrt zum Kinderkrankenhaus verlief ohne Zwischenfälle. Auf den Straßen herrschte praktisch kein Verkehr, und das frostige Wetter hatte auch die meisten Fußgänger von der Straße getrieben. Als er vor dem Krankenhaus ankam, sah Charles sich einem neuen Dilemma gegenüber. Wenn er an den Wert der hinten eingeschlossenen Ladung dachte, konnte er den Wagen eigentlich nicht einfach auf der Straße abstellen. Aber wenn er den Transporter in das Parkhaus fuhr, würde eine schnelle Flucht nicht mehr möglich sein. Er überlegte einen Moment und entschied sich dann doch für das Parkhaus. Ein Verlust der Geräte würde seinen ganzen Plan mit einem Schlag zunichte machen. Er mußte eben so vorsichtig vorgehen, daß er nicht zu fliehen brauchte.
    Charles parkte den Transporter in Sichtweite des Wächterhäuschens und kontrollierte noch einmal alle Türen, ob sie auch verschlossen waren. Dann zog er sich den neuen weißen Kittel über. Seine Felljacke hatte er im Fahrerhaus gelassen. Zitternd vor Kälte, weil der dünne Kittel ihn nur wenig schützte, betrat Charles das Krankenhaus durch die nahe gelegene Notfallaufnahme.
    Er durchquerte den überfüllten Raum und ging direkt zum Anmeldeschalter. Charles unterbrach den Mann hinter dem Schalter in seiner Arbeit und fragte, auf welchem Stock die radiologische Abteilung sei. »Im zweiten«, antwortete der Mann, ohne den Blick zu heben. Charles stieß eine doppelte Schwingtür auf und betrat den inneren Teil der Klinik. Als er an einem Wachmann vorbeikam, nickte er grüßend. Der Wachmann lächelte zurück.
    Die radiologische Abteilung war fast menschenleer. Charles sah nur eine Frau, die auf einem von unten beleuchteten Glastisch Berge von Röntgenaufnahmen sortierte, die alle verstauchte Handgelenke und gequetschte oder gebrochene Rippen zeigten. Wahrscheinlich gehörten sie zu den vielen Leuten in der Notaufnahme. Charles ging in das Büro der Abteilung, setzte sich an einen Schreibtisch und nahm ein Anmeldeformular für dringende Röntgenaufnahmen zur Hand und einen Briefbogen, auf dem alle Ärzte der Station verzeichnet waren. Dann füllte er das Anmeldeformular aus: Michelle Martel, Alter: 12; Diagnose: Leukämie; erforderliche Aufnahme: Abdomen. Von dem Briefkopf suchte er sich den Namen eines Radiologen aus und setzte ihn als Unterschrift an das untere Ende des Formulars.
    Anschließend ging Charles zurück auf den Flur, löste bei einer der Bahren, die an der Wand aufgereiht standen, die Radbremsen und schob sie in einen Nebengang. Am Ende des Ganges entdeckte er einen Wäscheschrank, aus dem er sich zwei frische Laken und eine Kopfkissenhülle besorgte. Mit fliegenden Händen richtete er die Bahre her, dann schob er sie, vorbei an dem Zimmer der Frau, zurück in den Hauptflur. Ungeduldig wartete er vor dem Patientenfahrstuhl. Als die Türen endlich aufglitten, schob er die Bahre in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für Station 6.
    Während Charles den Stockwerksanzeiger langsam höherklettern sah, befielen ihn wieder Zweifel. Bis jetzt war zwar alles genau nach Plan verlaufen, aber es war auch der ungefährliche Teil gewesen. Der schwierige Teil lag noch vor ihm, wenn er die Station Anderson 6 erreicht hatte.
    Der Fahrstuhl hielt, und die Türen glitten wieder auf. Charles holte noch einmal tief Luft und schob die Bahre hinaus auf den stillen Flur. Die Besuchszeit war lange vorüber, und für die Patienten hatte die Nachtruhe begonnen. Das erste Hindernis war die Schwesternstation. Im Augenblick schien sie nur mit einer Schwester besetzt zu sein, denn Charles konnte nur eine Haube über dem hohen Schaltertisch aufragen sehen. Charles ging langsam weiter und hörte zum ersten Mal ein leises Quietschen von den Rädern der Bahre. Er versuchte, mit einer veränderten Schrittgeschwindigkeit das durchdringendeGeräusch abzustellen, aber es half nicht. Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Schwester. Sie schien ihn nicht zu beachten. Als er an der Station vorüber war und wieder in den engeren Flur eintauchte, war auch das Licht nicht mehr so gleißend.
    »Entschuldigen Sie bitte«, rief die Schwester. Ihre

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