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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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entsetzliches Brennen.
     
    Charles biß in sein belegtes Weißbrot. Seine rechte Hand konnte gerade noch ein Stück Räucherfleisch auffangen, das sonst auf die Schreibtischplatte gefallen wäre. Sandwiches war das einzige, was man in der Cafeteria des Instituts kaufen konnte. Ellen hatte es ihm mit ins Labor gebracht, weil Charles niemanden sehen wollte. Nach seinem kurzen Abstecher zur First National Bank war er sofort wieder an seinen Schreibtisch zurückgekehrt. Seitdem brütete er über den Versuchsprotokollen des Canceran-Projekts. Er hatte die Bücher alle gründlich durchgesehen und fand sie zu seinem Erstaunen ausgezeichnet geführt. Voller Optimismus hoffte er, daß die Beendigung der Studie nicht ganz soviel Zeit in Anspruch nehmen würde, wie er anfangs befürchtet hatte. Vielleicht konnten sie es wirklich in sechs Monaten geschafft haben. Charles griff nach seiner Tasse und spülte den Bissen mit einem Schluck Kaffee hinunter.
    »Eine gute Seite hat dieses Projekt ja«, sagte Charles und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Es wird unglaublich hoch subventioniert. Wir brauchen zum ersten Mal nicht auf das Geld zu achten. Ich wette, wir können uns jetzt sogar den neuen automatischen Zähler leisten und die neue Zentrifuge, die wir schon so lange haben wollten.«
    »Als erstes sollten wir uns ein neues Analysegerät besorgen«, sagte Ellen.
    »Warum nicht«, sagte Charles. »Nachdem uns dieses Projekt so aufgedrängt worden ist, sind wir uns das fast selbst schuldig.« Er legte das Sandwich zurück auf den Pappteller und nahm sich einen Stift. »Wir werden folgendermaßen vorgehen. Am Anfang geben wir eine Sechzehnteldosis der LD50.«
    »Augenblick«, unterbrach Ellen ihn. »Nachdem wir uns so lange nur mit der Immunologie beschäftigt haben, bin ich nicht mehr ganz auf der Höhe. Die LD50 ist die Dosis, die bei einer großen Population von Versuchstieren in fünfzig Prozent der Fälle zum Tod führt. Richtig?«
    »Richtig. Den LD50-Wert von Canceran bei Mäusen, Ratten,Hasen und Affen nehmen wir aus den toxikologischen Untersuchungen, die gemacht wurden, bevor die Versuchsreihe zur Wirkungsweise des Canceran anlief. Laß uns mit Mäusen anfangen. Wir nehmen die RX7-Zucht für Brustkrebstumore, die Brighton angefordert hatte und die inzwischen im Institut sein müssen.«
    Dann begann Charles ein Flußdiagramm des Projekts zu entwerfen. Während er schrieb, erklärte er Ellen jeden einzelnen Schritt, wie sie die verabreichte Dosis des Medikaments allmählich erhöhen würden und wie sie Ratten und Hasen in die Untersuchung einbeziehen würden, sobald sie die ersten aussagekräftigen Daten von den Mäusen gewonnen hatten. Weil die Affen besonders wertvoll waren, wollte Charles sie erst zum Ende des Projekts einsetzen, wenn die Informationen aus den anderen Tierversuchen hochgerechnet und auf eine statistisch signifikante Gruppe angewendet werden konnten. Vorausgesetzt, sie erhielten positive Ergebnisse, mußten sie dann für jede Spezies eine Methode zur Verteilung nach dem Zufallsprinzip aufstellen, nach der die Tiere in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe unterteilt wurden. Die frischen Versuchstiere würden dann mit der jeweils optimalen Dosis für die Gattung, die sie nach den Ergebnissen der ersten Versuchsreihe bestimmen würden, behandelt werden. Diesen letzten Teil des Projekts mußten sie so ausführen, daß weder Charles noch Ellen die genaue Zahl der Tiere kannte, deren Tumor mit dem Canceran behandelt worden war. Erst nachdem jedes Tier seziert und untersucht worden war, und sie beide ihre Ergebnisse schriftlich festgehalten hatten, würde sich im offenen Vergleich zeigen müssen, ob das Canceran in jedem Fall die erhoffte Wirkung gehabt hatte.
    »Huh«, seufzte Ellen und streckte ihre Arme aus. »Ich hab’ nicht geahnt, was da alles auf uns zukommt.«
    »Es ist noch mehr als du denkst«, erwiderte Charles. »Jedes Tier muß, nachdem es seziert worden ist, nicht nur unter dem Handmikroskop untersucht werden, sondern auch unter dem Elektronenmikroskop. Und …«
    »Ist ja schon gut!« unterbrach ihn Ellen. »Ich kann’s mir schon vorstellen. Aber was wird aus unserer eigenen Arbeit? Wie machen wir damit weiter?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Charles. Er legte den Stift aus der Hand. »Ich glaube, das müssen wir beide entscheiden.«
    »Und ich glaube, daß es eher von deiner Entscheidung abhängt«, sagte Ellen. Sie saß auf einem hohen Laborhocker und hatte sich gegen

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