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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ließ Charles den Hörer auf die Gabel zurücksinken. Er konnte einfach nicht glauben, was er gehört hatte. Er hatte sich nie für die geschäftlichen Belange des Weinburger-Instituts interessiert, bis auf den Umstand, daß das Institut in der Lage war, ihm ein geeignetes Labor zur Verfügung zu stellen und ihn ausreichend mit Instrumenten und Material zu versorgen. Und jetzt hatte er erfahren, daß er für ein verschachteltes Unternehmenskonglomerat arbeitete, das einerseits für die Verseuchung eines Flusses mit krebserregenden Giften verantwortlich war und andererseits ein Forschungsinstitut unterhielt, dessen oberstes Ziel die Krebsbekämpfung war. Im Falle des Canceran kontrollierte die Muttergesellschaft nicht nur den Pharmabetrieb, der die Patente an dem Medikament erhielt, sondern auch das Forschungsinstitut, das die Wirksamkeit des Mittels nachweisen sollte.
    Kein Wunder, daß das Direktorium des Weinburger-Instituts so großes Interesse an dem Canceran hatte!
    Charles hatte seine Hand noch immer auf dem Hörer liegen, als das Telefon enervierend schrill losklingelte. Nach den erschreckenden Eröffnungen, die man ihm gerade gemacht hatte, überlegte er, ob er überhaupt abheben sollte. Bestimmt war es die Verwaltung, die ihn mit noch mehr Tücke weiter unter Druck setzen wollte.
    Plötzlich mußte er wieder an Michelle denken. Der Anruf konnte auch etwas mit seiner Tochter zu tun haben. Er riß den Hörer von der Gabel.
    Er hatte recht gehabt. Es war Cathryn; ihre Stimme hatte denselben beherrschten Ton wie am Tag zuvor. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Bei Michelle sind Komplikationen eingetreten. Es geht ihr nicht gut. Am besten kommst du gleich her.«
    Charles riß seine Jacke aus dem Schrank und stürzte aus dem Labor. Am Ausgang trommelte er ungeduldig gegen die verschlossene Glastür.
    »Schon gut, schon gut!« rief Miß Andrews und drückte auf den Türöffner. »Ist der jetzt verrückt geworden?«
    Roy nestelte an seinem Revolver herum und zuckte die Schultern. Charles konzentrierte sich auf die Straße, um nichtan Michelle denken zu müssen. Aber nachdem er den Fluß überquert hatte, blieb er im dichten Verkehr auf der Massachusetts Avenue stecken. Nur zentimeterweise schob sich die Autoschlange vorwärts, und seine Gedanken eilten voraus in das Kinderkrankenhaus. Besorgt fragte sich Charles, was ihn dort erwarten würde. Immer wieder hörte er in seinem Kopf das Echo von Cathryns Worten: ›Bei Michelle sind Komplikationen eingetreten. Es geht ihr nicht gut.‹ Charles spürte, wie panische Angst in ihm aufstieg und seinen Magen schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Als er endlich einen Parkplatz für seinen Wagen gefunden hatte, eilte er in das Krankenhaus und drängte sich in den vollen Fahrstuhl. In jedem Stockwerk stiegen Leute aus und ein. Charles wäre vor Ungeduld fast verrückt geworden. Dann erreichten sie die sechste Etage. Als erster trat Charles auf den Flur und lief hinunter zu Michelles Zimmer. Die Tür war angelehnt. Charles ging ohne anzuklopfen hinein.
    Eine elegante Frau mit blonden Haaren beugte sich über das Bett und hörte Michelles Herz ab. Als sie Charles eintreten hörte, richtete sie sich auf. Auf der anderen Seite des Bettes stand ein jung aussehender Arzt in einem weißen Kittel.
    Charles warf nur einen flüchtigen Blick auf die Frau und wandte sich dann seiner Tochter zu. Tiefempfundenes Mitleid hatte alle anderen Gefühle in ihm verdrängt. Er hätte Michelle jetzt gerne schützend in seine Arme geschlossen, aber sie sah so erschreckend zart und zerbrechlich aus. Seinen erfahrenen Augen war nicht entgangen, daß sich ihr Zustand seit dem Morgen verschlechtert hatte. Michelles Gesichtsfarbe hatte einen grünlichen Ton angenommen, und Charles hatte während seiner Ausbildung gelernt, diese Veränderung als Zeichen des herannahenden Todes zu deuten. Ihr Gesicht war eingefallen, die Haut spannte sich über den Wangenknochen. Trotz der beiden Infusionsschläuche, von denen jeder in einem Arm Michelles endete, schien sie an Flüssigkeitsmangel zu leiden. Eine Folge des ständigen Erbrechens und des hohen Fiebers.
    Michelle lag flach auf dem Rücken und sah ihren Vater mit müden Augen an. Obwohl ihr Leiden so deutlich von ihrem Gesicht abzulesen war, bemühte sie sich zu lächeln. Und füreinen kurzen Moment leuchtete der helle Glanz in ihren Augen auf, mit dem sie Charles immer bezaubert hatte.
    »Michelle«, sagte Charles sanft und beugte sich

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