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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hervor.
    Michelle nickte, aber sagte nichts. Sie sah benommen aus.
    Cathryn sah beobachtend zu John, dem Chefarzt, der einen knappen Bericht über das Vorgefallene gab. Aber Cathryn verstand kein Wort der verschlüsselten Medizinersprache.
    Dr. Keitzmans Oberlippe zuckte nach oben, als er sich über das Bett beugte und Michelles Brust abhörte. Zufrieden mit dem Ergebnis ließ er sich von John einen Streifen des EKGs reichen, den er prüfend durch die Finger seiner linken Hand zog. In dem Moment entdeckte er Cathryn, die noch immer gegen die Wand gepreßt stand. Keitzman warf der Oberschwester einen fragenden Blick zu. Die Oberschwester folgte seinen Augen zurück zu Cathryn und zuckte dann hilflos die Schultern.
    »Wir haben wirklich nicht mehr daran gedacht, daß sie noch im Zimmer ist«, sagte sie wie zu ihrer Verteidigung.
    Dr. Keitzman ging zu Cathryn und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wie fühlen Sie sich, Mrs. Martel?« fragte Dr. Keitzman. »Ist alles in Ordnung?«
    Cathryn versuchte zu antworten, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Sie nickte nur wie Michelle.
    »Es tut mir leid, daß Sie das mit ansehen mußten«, sagte Dr. Keitzman. »Michelle scheint es jetzt wieder gut zu gehen, und sie hat ganz bestimmt nichts gespürt. Aber ich weiß, wie schockierend das alles auf einen Außenstehenden wirken muß. Lassen Sie uns doch einen Augenblick auf den Flur gehen. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    Cathryn versuchte über Dr. Keitzmans Schulter einen Blick auf Michelle zu werfen.
    »Sie können sie ruhig einen Moment allein lassen«, versicherte Dr. Keitzman. Dann drehte er sich zu der Oberschwester. »Ich bin draußen vor der Tür. Sorgen Sie bitte dafür, daß ein Herzmonitor in das Zimmer kommt. Außerdem wünsche ich, daß sich ein Kardiologe die Patientin ansieht. Fragen Sie, ob Dr. Brubaker sofort herkommen kann.« Sanft drängte er Cathryn aus dem Zimmer. »Lassen Sie uns zur Schwesternstation hinuntergehen; dort haben wir mehr Ruhe.«
    Dr. Keitzman führte Cathryn den Gang hinunter in den Aktenraum der Station. Der Raum war mit einfachen Stühlen und Tischen möbliert. Cathryn sah zwei Telefone, die an Tonbandgeräte angeschlossen waren. Dr. Keitzman zog einen Stuhl heran, auf den sich Cathryn dankbar niedersinken ließ.
    »Soll ich Ihnen etwas zu trinken holen?« fragte Dr. Keitzman. »Vielleicht ein Glas Wasser?«
    »Nein, danke«, brachte Cathryn mühsam hervor. Dr. Keitzmans ernste Art war eine Quelle neuer Ängste für sie. Angestrengt suchte sie in seinem Gesicht nach einem Fingerzeig. Es war schwer, die Augen hinter den dicken Brillengläsern auszumachen.
    Die Oberschwester steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Dr. Brubaker fragt, ob die Patientin zur Untersuchung hinübergebracht werden kann.«
    Während Dr. Keitzman nachdachte, ging wieder ein Zucken durch sein Gesicht. »Erzählen Sie Dr. Brubaker, was gerade passiert ist, und daß es mir lieber wäre, wenn die Patientin jetzt absolute Ruhe hat. Die Untersuchung sollte nach Möglichkeit in ihrem Zimmer vorgenommen werden.«
    »Ich richte es aus«, sagte die Oberschwester und verschwand wieder.
    Dr. Keitzman wandte sich Cathryn zu. Er seufzte. »Mrs. Martel, ich glaube, ich muß jetzt offen mit Ihnen reden. Es geht Michelle nicht sehr gut. Und damit meine ich nicht die kleine Episode, die Sie eben miterleben mußten.«
    »Aber was hatte Michelle denn gerade?« fragte Cathryn. Der Ton von Dr. Keitzman verunsicherte sie nur noch mehr.
    »Ihr Herzschlag hat sich beschleunigt und ist dann außer Kontrolle geraten«, sagte Dr. Keitzman. »Normalerweise löst der obere Teil des Herzens den Schlag aus.« Mit einer unbeholfenen Geste versuchte er seine Worte zu erklären. »Aber aus irgendeinem Grund war bei Michelle dieser Impuls auf den unteren Herzteil übergesprungen. Warum? Das wissen wir noch nicht. Jedenfalls begann ihr Herz so schnell zu schlagen, daß ihm nicht mehr genügend Zeit blieb, seine Kammern richtig zu füllen. Das Blut wurde nicht mehr richtig weitergepumpt. Aber das scheint jetzt wieder unter Kontrolle zu sein. Viel mehr Sorgen macht mir, daß Michelle nicht auf die Chemotherapie anspricht.«
    »Aber sie hat doch gerade erst angefangen!« rief Cathryn entsetzt. Das letzte, was sie wollte, war, sich ihre Hoffnungen nehmen zu lassen.
    »Das ist schon richtig«, sagte Dr. Keitzman. »Doch Michelles Form der Leukämie reagiert gewöhnlich bereits in den ersten Tagen auf die Behandlung. Und dann ist Michelles Fall auch der

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