Fieber
Dr. Keitzman. »Wir sind der Meinung, daß etwas getan werden muß, um die weitere Behandlung von Michelle sicherzustellen.«
»Wir brauchen eine Art Garantie«, ergänzte Dr. Wiley.
»Hauptsächlich, weil die Zeit jetzt eine entscheidende Rolle spielt«, sagte Dr. Keitzman. »Selbst wenn die Behandlung nur für einen oder zwei Tage unterbrochen wird, kann das den Unterschied ausmachen zwischen Erfolg und Mißerfolg.«
»Wir möchten nicht unterstellen, daß Charles’ Sorgen unbegründet sind«, versicherte Dr. Wiley.
»Ganz sicher nicht«, stimmte Dr. Keitzman ihm zu. »In Michelles Fall, mit zirkulierenden Leukämiezellen, die nicht auf die Behandlung ansprechen, sind die Erfolgsaussichten nicht besonders groß. Aber wir sollten auch die kleinste Chance nutzen, egal, um welchen Preis wir sie bekommen. Finden Sie das nicht auch, Mrs. Martel?«
Cathryn sah die beiden Ärzte an. Sie versuchten ihr etwas vorzuschlagen, aber sie verstand nicht, was es sein konnte. »Natürlich«, sagte Cathryn. Wie hätte sie anderer Meinung sein können? Natürlich verdiente Michelle, daß auch die kleinste Chance für sie genutzt wurde.
»Es gibt Mittel, die sicherstellen können, daß Charles nicht eigenmächtig Michelles Behandlung abbrechen kann«, sagte Dr. Wiley.
»Natürlich muß man sie nur nutzen, wenn sie wirklich gebraucht werden«, sagte Dr. Keitzman. »Aber es ist gut, wenn man sie für den Fall der Fälle bereit hat.«
Es entstand eine Pause.
Cathryn hatte den Eindruck, daß die beiden Ärzte jetzt eine Antwort von ihr erwarteten, aber sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, worauf die beiden die ganze Zeit anspielten.
»Ich will Ihnen ein Beispiel nennen«, sagte Dr. Wiley und beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Nehmen wir an, ein Kind braucht dringend eine Bluttransfusion. Wenn es die nicht erhält, muß das Kind sterben. Und nehmen wir weiter an, daß einer der beiden Elternteile Zeuge Jehovas ist. Es kommt zum Streit zwischen den Eltern, wie das Kind behandelt werden soll. Die Ärzte wissen natürlich, daß die Transfusion wirklich nötig ist, um das Kind zu retten. Was tun sie also? Sie sorgen dafür, daß ein Gericht die Vormundschaft für das Kind auf den Elternteil überträgt, der der notwendigen Behandlung zustimmt. Die Gerichte sind zu dieser Maßnahme bereit, um die Rechte des Kindes zu sichern. Sie tun es nicht deshalb, weil sie etwa den Glauben des Elternteils, der nicht mit der Behandlung einverstanden war, mißachten. Sie tun es, weil sie es rechtlich nicht verantworten können, daß ein einzelner einem anderen aus persönlichen Gründen eine lebensrettende Behandlung vorenthält.«
Cathryn starrte Dr. Wiley voller Bestürzung an. »Sie wollen, daß ich hinter Charles’ Rücken die Vormundschaft für Michelle übernehme?«
»Nur für diesen einen speziellen Punkt, daß die Behandlung von Michelle fortgeführt wird«, sagte Dr. Keitzman. »Es könnte dem Kind das Leben retten. Bitte, verstehen Sie, Mrs. Martel. Wir könnten das auch ohne Ihre Unterstützung erreichen. Wir könnten das Gericht bitten, einer dritten Person die Vormundschaft zu übertragen. Wir tun das auch in den Fällen, wenn beide Elternteile sich gegen eine normale Behandlungsmethode wenden. Aber es wäre alles viel einfacher, wenn Sie uns helfen.«
»Aber Sie behandeln Michelle doch nicht mehr nach der gewöhnlichen Methode«, erwiderte Cathryn. Sie erinnerte sich genau, was Charles gesagt hatte.
»Nun, so ungewöhnlich ist das, was ich mache, auch wieder nicht«, sagte Dr. Keitzman. »Ich bereite schon seit längerer Zeit eine Arbeit vor über die erhöhte Dosierung chemotherapeutischer Medikamente bei Fällen, die sich als so schwer erweisen wie der Michelles.«
»Und Sie müssen zugeben, daß Charles sich äußerst merkwürdig verhalten hat«, fügte Dr. Wiley hinzu. »Vielleicht ist der Druck für ihn einfach zu groß. Es könnte sein, daß er gar nicht mehr in der Lage ist, eine vernünftige Entscheidung zu treffen. In der Tat, ich wäre sehr beruhigt, wenn Charles sich von geeigneter und dazu berufener Seite helfen lassen würde.«
»Sie meinen, er soll zu einem Psychiater gehen?« fragte Cathryn.
»Das hielte ich für sehr vernünftig«, sagte Dr. Wiley.
»Bitte, verstehen Sie uns, Mrs. Martel«, sagte Dr. Keitzman. »Wir versuchen nur, unser Bestes zu tun. Und als Michelles Ärzte gilt ihrem Wohl unsere erste Sorge. Wir glauben, daß wir alles für sie tun müssen, was in unserer Macht steht.«
»Ich bin
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