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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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»Soviel hast du jedenfalls von ihm erzählt.«
    »Er ist außerdem sehr stark.«
    »Das waren Simon und Raymond und Cara auch. Und die folgen mir jetzt.« »Damon ist anders«, äußerte Valerie. »Das ist nicht dasselbe!« Joshua vollführte eine ungeduldige Geste. »Das macht keinen Unterschied. Ich werde ihn schon unter meine Herrschaft bringen.«
    Abner Marsh hatte ihre Diskussion in nachdenklichem Schweigen verfolgt, aber nun ergriff er das Wort. »Joshua hat recht«, sagte er zu Valerie. »Zum Teufel, ich habe ihm selbst ein- oder zweimal in die Augen geblickt, und dann hat er mir beim erstenmal, als wir uns die Hände schüttelten, beinahe jeden Knochen der Hand zerbrochen. Außerdem, wie haben Sie ihn genannt? Einen König?«
    »Ja«, gab Valerie zu, »den Bleichen König.«
    »Nun, wenn er dieser Bleiche König ist, für den Sie ihn halten, dann besteht doch eine begründete Aussicht, daß er am Ende gewinnen wird, oder etwa nicht?«
    Valerie ließ den Blick von Marsh zu York und wieder zurück wandern. Dann erbebte sie. »Ihr habt ihn nicht gesehen, keiner von euch.« Sie zögerte einen Moment lang, dann strich sie sich mit blasser schlanker Hand das dunkle Haar zurück und schaute Abner Marsh in die Augen. »Vielleicht habe ich mich in Ihnen geirrt, Captain Marsh. Ich habe weder Joshuas Kraft noch sein Vertrauen. Ich wurde fast ein halbes Jahrhundert lang von dem Roten Durst beherrscht. Ihre Leute waren meine Beute. Man kann sich nicht mit seiner Beute anfreunden. Man kann es nicht. Man kann ihr auch nicht vertrauen. Deshalb habe ich Joshua gedrängt, Sie zu töten. Man kann die Vorsichtsmaßnahmen, die man ein Leben lang beachten mußte, nicht von heute auf morgen vergessen. Verstehen Sie das?«
    Abner Marsh nickte düster.
    »Ich bin mir immer noch unsicher«, fuhr Valerie fort, »aber Joshua hat uns schon sehr viele neue Dinge gezeigt, und ich gestehe ein, daß man Ihnen vielleicht vertrauen kann. Vielleicht.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Aber ob ich mich in Ihnen nun täusche oder nicht, was Damon Julian angeht, so habe ich ganz gewiß recht.«
    Abner Marsh sah sie stirnrunzelnd an und wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Joshua streckte einen Arm aus und ergriff Valeries Hand. »Ich glaube, du irrst dich, wenn du Angst hast«, sagte er. »Aber zu deiner Beruhigung: Ich werde sehr vorsichtig zu Werke gehen. Abner, tun Sie, was Sie beabsichtigen, informieren Sie Mister Jeffers und Mister Dunne. Es wird sicherlich gut sein, von ihnen Hilfe zu bekommen, falls Valerie recht hat. Wählen Sie die Männer für eine zusätzliche Wache aus und lassen Sie den Rest an Land gehen. Wenn die Fiebertraum den Bayou hinaufdampft, dann möchte ich als Besatzung nur unsere besten und zuverlässigsten Leute an Bord haben, und zwar das absolute Minimum, um das Schiff zu manövrieren. Keine religiösen Fanatiker, niemanden, der sich leicht fürchtet, niemanden, der zu übereilten Handlungen neigt.«
    »Hairy Mike und ich werden die Auswahl treffen«, erklärte Marsh.
    »Ich empfange Julian auf meinem eigenen Dampfer zu einem von mir bestimmten Zeitpunkt - Sie und Ihre Männer als Rückendeckung hinter mir. Überlegen Sie sich’s gut, wie Sie es Jeffers und Dunne beibringen. Sie müssen den richtigen Weg finden.« Er sah Valerie fragend an. »Zufrieden?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    Joshua lächelte. »Mehr kann ich nicht tun.« Er sah wieder Abner Marsh an. »Abner, ich bin froh, daß Sie nicht mein Feind sind. Ich stehe jetzt dicht vor dem Ziel, sehe die Erfüllung meiner Träume in Reichweite vor mir. Im Kampf gegen den Roten Durst habe ich meinen ersten großen Sieg errungen. Ich denke, daß Sie und ich heute nacht einen zweiten Sieg geschafft haben, nämlich den Anfang einer Freundschaft und eines Bandes des Vertrauens zwischen unseren Rassen. Die Fiebertraum wird auf dem schmalen Grat zwischen Nacht und Tag unterwegs sein und das Gespenst der alten Angst bannen, wo immer sie hingelangt. Wir werden gemeinsam große Dinge erreichen, Freund.«
    Marsh hatte für eine derart blumige Sprache eigentlich nur wenig übrig, dennoch ließen Joshuas leidenschaftliche Worte ihn nicht unbewegt, und er reagierte mit einem widerstrebenden, verkniffenen Lächeln. »Wir haben noch verdammt viel Arbeit zu erledigen, ehe wir überhaupt irgend etwas erreichen«, sagte Marsh, griff nach seinem Spazierstock und stand auf. »Ich gehe dann.«
    »Gut«, sagte Joshua lächelnd. »Ich werde mich zur Ruhe legen und sehe Sie bei

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