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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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denen Sie gesucht haben.«
    »Reden Sie weiter!« forderte Marsh ihn auf.
    »Wir haben uns ziemlich lange in der Silver Street herumgetrieben«, sagte er. »Und haben uns umgehört. Der Mann namens Raymond Ortega war dort bekannt, und er stand auch auf Ihrer Liste. Er kam eines Abends zurück, Anfang September war das wohl, und besuchte einen der Reichen auf dem Berg und suchte unten noch eine Reihe weiterer Leute auf. Vier Männer befanden sich in seiner Begleitung. Einer davon entspricht Ihrer Beschreibung von diesem Sour Billy Tipton. Sie blieben etwa eine Woche lang. Unternahmen einige recht interessante Dinge. Heuerten eine Menge Männer an, weiße, farbige, ohne Unterschied. Und Sie wissen ja, was für Leute man in Natchez- under-the-Hill antrifft.«
    Abner Marsh wußte es sehr wohl. Sour Billy Tipton hatte Marshs Mannschaft abgeschreckt und sie durch eine Bande Halsabschneider ersetzt, wie er selbst einer war. »Dampfschiffer?« fragte er.
    Der kahle Mann nickte. »Wir haben noch mehr. Dieser Tipton war auch in Fork-in-the-Road.« »Das ist ein großer Sklavenmarkt«, meinte der schwarze Partner.
    »Er kaufte eine ganze Gruppe Sklaven. Und bezahlte sie mit Gold.« Der kahle Mann holte eine goldene Zwanzig-Dollar-Münze aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Mit so etwas. Er kaufte auch noch andere Dinge in Natchez. Und bezahlte genauso.«
    »Welche Dinge?« wollte Marsh wissen.
    »Sklavenhalterzeug«, sagte der schwarze Mann. »Handfesseln. Ketten. Hämmer.« »Und auch Farbe«, meinte der andere. Und plötzlich ging Abner Marsh ein Licht auf, das so hell leuchtete wie ein ganzes Feuerwerk. »Herrgott im Himmel«, fluchte er. »Farbe! Kein Wunder, daß niemand sie gesehen hat. Verdammt noch mal! Die sind schlauer, als ich angenommen hatte, und ich bin ein verfluchter kindischer Narr, daß ich es nicht von Anfang an ahnte!« Er hämmerte mit der mächtigen Faust auf den Tisch, bis die Kaffeetassen einen wilden Tanz aufführten.
    »Wir ahnen schon, was Sie meinen«, sagte der kahle Mann. »Sie haben sie übermalt. Ihr einen anderen Namen gegeben.« »Ein bißchen Farbe reicht kaum aus, um einen berühmten Dampfer zu verändern«, widersprach Yoerger. »Nein«, sagte Abner Marsh, »aber sie war noch nicht berühmt. Zur Hölle noch mal, wir haben gerade eine einzige Fahrt flußabwärts gemacht, haben noch nicht mal den Rückweg geschafft. Wie viele Leute sollten sie denn schon erkennen? Wer hatte auch nur von ihr gehört? Fast jeden Tag tauchen neue Schiffe auf dem Fluß auf. Man braucht nur einen neuen Namen auf die Radkästen zu pinseln und hier und da ein bißchen frische Farbe zu verteilen, und schon hat man ein völlig neues Schiff.«
    »Aber die Fiebertraum war groß«, sagte Yoerger. »Und schnell, meinten Sie.«
    »Es gibt eine Menge großer Dampfer auf dem verdammten Fluß«, sagte Marsh. »Oh, sie war größer als fast alle anderen außer der Eclipse , aber wie viele Leute erkennen das bereits auf den ersten Blick ohne ein anderes Schiff zum Vergleich daneben? Und was die Schnelligkeit angeht, Teufel auch, es ist doch ganz einfach, sie nur gebremst zu fahren, damit sie nicht auffällt. Auf diese Weise wird auch nicht über sie geredet.« Marsh schäumte innerlich vor Wut. Das war es, was sie sicherlich taten; sie fuhren sie langsam, weit unter ihrer Leistung, und blieben damit unauffällig. Irgendwie erschien ihm das geradezu sündhaft und verworfen.
    »Das Problem ist nur«, warf der kahle Mann ein, »daß wir nicht die geringste Ahnung haben, welchen neuen Namen sie sich für das Schiff ausgedacht haben. Daher wird es nicht leicht sein, es zu finden. Wir können jedes Schiff auf dem Fluß besteigen und nach diesen Leuten Ausschau halten, die Sie außerdem suchen, aber . . . « Er hob die Schultern.
    »Nein«, sagte Abner Marsh, »Ich werde es viel einfacher finden. Soviel Farbe gibt es gar nicht, um die Fiebertraum derart gründlich zu verändern, daß ich sie nicht wiedererkenne. Wir sind schon bis hierher gekommen, da können wir auch gleich bis nach New Orleans weiterfahren.« Marsh zupfte sich am Bart. »Mister Grove«, sagte er, während er sich an den Maat wandte, »holen Sie Ihre Lotsen her! Es sind doch Männer vom Unterlauf, und die müßten die Dampfer, die hier verkehren, ganz gut kennen. Bitten Sie sie, sich mal die Stapel Zeitungen vorzunehmen, die ich gesammelt habe, und sie daraufhin durchzublättern, ob sie ein Schiff finden, das ihnen seltsam vorkommt.«
    »Aber klar,

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