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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Yoerger oder Cat Grove oder der Proviantmeister seinen Platz ein, und die Wache ging weiter. Wenn Flöße und Prahmen und andere Dampfer vorbeiglitten, rief Marsh sie an: »He, Sie da! Haben Sie einen Dampfer namens Fiebertraum gesehen?« Doch die Antwort, wenn er überhaupt eine bekam, war stets die gleiche: »Nein, Cap’n, haben wir ganz bestimmt nicht«, und auch die Leute an den Anlegestellen und auf den Holzplätzen konnten ihnen nichts sagen, und der Fluß war voller Dampfschiffe, Dampfschiffe Tag und Nacht, Dampfschiffe groß und klein, die flußaufwärts fuhren oder flußabwärts oder halbversunken an seinen Ufern lagen, aber keines war die Fiebertraum .
    Die Eli Reynolds war ein langsames kleines Schiff auf einem großen Fluß, und sie kroch mit einer Geschwindigkeit durch die Fluten, bei der sich jeder Dampfschiffer geschämt hätte, und ihre Zwischenstopps und ihre Erkundigungen hielten sie zusätzlich auf. Aber die Städte glitten vorbei, die Holzplätze wurden passiert, die Wälder und die Häuser und andere Dampfschiffe schwebten in einem Auf und Ab von Tagen und Nächten vorüber, Inseln und Sandbänke blieben hinter ihnen zurück, ihre Lotsen lenkten sie zügig über Untiefen und Sandbarrieren, und sie drangen immer weiter nach Süden vor. Sainte Genevieve tauchte auf und fiel hinter ihnen zurück; Cape Girardeau und Crosno glitten vorbei, sie machten für einige Zeit in Hickman halt und etwas länger in New Madrid. Caruthersville lag im Nebel, aber sie fanden die Stadt trotzdem. Osceola war still, und Memphis war lärmend. Helena. Rosedale. Arkansas City. Napoleon. Greenville. Lake Providence.
    Als die Eli Reynolds an einem stürmischen Oktobermorgen in Vicksburg einlief, warteten bereits zwei Männer auf dem Pier. Abner Marsh ließ den größten Teil der Mannschaft an Land gehen. Er, Kapitän Yoerger und Cat Grove begaben sich mit den Besuchern in die Hauptkabine des Dampfers. Einer der Männer war ein massiger harter Bursche mit roten Bartkoteletten und einem Kopf, so kahl und glatt wie ein Taubenei, und mit einem schwarzen Wollanzug bekleidet. Der andere war schlank, ebenfalls elegant gekleidet und hatte stechende dunkle Augen. Marsh bot ihnen Platz an und servierte Kaffee. »Also?« fragte er. »Wo ist sie?«
    Der Kahle pustete auf seinen Kaffee und verzog finster das Gesicht. »Keine Ahnung.« »Ich habe Sie dafür bezahlt, meinen Dampfer zu finden«, sagte Marsh.
    »Sie ist aber nicht zu finden, Cap’n Marsh«, erwiderte der Mann in Schwarz. »Hank und ich haben überall gesucht, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Das heißt nicht, daß wir nichts herausbekommen haben«, meinte der Kahle. »Nur haben wir den Dampfer noch nicht mit letzter Sicherheit identifiziert.«
    »Na schön«, lenkte Marsh ein. »Dann erzählen Sie mal, was Sie herausgefunden haben.«
    Der schwarze Mann holte einen Bogen Papier aus der Innentasche seines Rocks und faltete ihn auseinander. »Die meisten Angehörigen der Dampfschiffmannschaft und fast alle Passagiere gingen nach dem Gerücht vom Gelbfieber im Bayou Sara von Bord. Am nächsten Morgen dampfte Ihre Fiebertraum ab. Allen Aussagen nach fuhr sie stromaufwärts. Wir haben auf den Holzplätzen weiter oben einige Nigger gefunden, die darauf schwören, daß sie dort angelegt und Holz geladen hat. Vielleicht lügen sie auch, aber ich könnte mir nicht vorstellen warum. Daher kennen wir schon mal die Richtung, in die Ihr Dampfer verschwunden ist. Wir haben auch genügend Leute getroffen, die sicher sind, sie vorbeifahren gesehen zu haben. Oder zumindest glauben sie, daß sie es war.«
    »Allerdings ist sie niemals in Natchez angekommen«, warf sein Partner ein. »Und das liegt . . . nun . . . acht bis zehn Stunden flußaufwärts.«
    »Weniger«, sagte Abner Marsh. »Die Fiebertraum war ein verdammt schnelles Schiff.« »Ob schnell oder nicht, sie ging auf jeden Fall zwischen Bayou Sara und Natchez verloren.«
    »Auf diesem Stück zweigt der Red River ab«, sagte Marsh. Der schwarze Mann nickte. »Aber Ihr Schiff war nicht in Shreveport oder in Alexandria, und auf keinem der Holzplätze, die wir überprüft haben, erinnert jemand sich an die Fiebertraum .«
    »Verdammt!« murmelte Marsh.
    »Vielleicht ist sie tatsächlich gesunken«, mutmaßte Cat Grove.
    »Wir haben noch mehr«, wandte der glatzköpfige Detektiv ein. Er nahm einen Schluck Kaffee. »Ihr Dampfer wurde in Natchez nicht gesichtet, das haben Sie gehört. Dafür aber einige von den Leuten, nach

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