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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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zweiten Dampfer kauften, ich glaube, es war die alte Nick Perrot , damals im Jahr ’52. Seitdem kümmere ich mich um die Lady, und Sie haben mich nicht entlassen, haben Sie nicht. Wenn ich gefeuert bin, schön, dann sagen Sie es mir. Wenn ich immer noch Ihr Kapitän bin, dann informieren Sie mich, wofür Sie meinen Dampfer brauchen. Wenigsten soviel habe ich wohl verdient.«
    »Ich habe es Jonathon Jeffers erzählt«, sagte Marsh und sah vor seinem geistigen Auge wieder den goldenen Glanz der Brille, »und er ist deswegen gestorben. Vielleicht sogar auch Hairy Mike, nur das weiß ich nicht.«
    Cat Grove lehnte sich vor und füllte Marshs Tasse mit lauwarmem Kaffee aus der Kanne auf. »Cap’n«, sagte er, »aus dem wenigen, was Sie uns erzählt haben, können Sie nicht sicher sein, ob Mike noch am Leben ist oder nicht, aber das ist nicht der Punkt. Sie sind sich auch bei einigen anderen nicht sicher. Bei Whitey Blake, zum Beispiel, dann bei Ihrem Lotsen, eben bei allen, die auf der Fiebertraum geblieben sind. Haben Sie es denen auch erzählt?«
    »Nein«, gab Marsh zu.
    »Dann dürfte es auch nichts ausmachen«, sagte Grove.
    »Wenn flußabwärts irgendeine Gefahr lauert, dann haben wir ein Recht, es zu erfahren«, sagte Yoerger.
    Abner Marsh ließ sich das durch den Kopf gehen und mußte zugeben, daß die Forderung durchaus berechtigt war. »Sie haben recht«, sagte er, »aber Sie werden es bestimmt nicht glauben. Und ich kann es nicht darauf ankommen lassen, daß Sie ebenfalls vom Schiff gehen. Ich brauche diesen Dampfer.«
    »Wir gehen nicht«, sagte Grove. »Erzählen Sie uns schon die Geschichte.«
    Also seufzte Abner Marsh und erzählte die Geschichte ein zweitesmal. Als er geendet hatte, blickte er seinen Zuhörern gespannt in die Gesichter. Beide zeigten keinerlei Reaktion, erschienen abwartend und skeptisch.
    »Das ist kaum zu fassen«, stellte Yoerger fest. »Ich glaube es«, sagte Grove. »Es ist nicht schwerer zu glauben als an Gespenster. Ich selbst sehe sie ja oft genug.«
    »Cap’n Marsh«, sagte Yoerger, »Sie haben oft davon gesprochen, die Fiebertraum zu suchen, und selten über Ihre Absichten, wenn Sie sie gefunden haben. Haben Sie irgendeinen Plan?«
    Marsh dachte an das Feuer, an die brüllenden und explodierenden Kessel, an die Schreie seiner Feinde. Er verdrängte den Gedanken. »Ich hole mir mein Schiff zurück«, sagte er. »Mein Gewehr haben Sie ja gesehen. Wenn ich erst einmal Julian den Kopf weggeblasen habe, dann, so denke ich, wird Joshua sich um den Rest kümmern.«
    »Sie sagen, das hätten Sie schon versucht, mit Jeffers und Dunne, als Sie noch den Dampfer und die Mannschaft leiteten. Wenn Ihre Detektive sich nicht geirrt haben, dann ist Ihr Schiff jetzt voller Sklaven und Halsabschneider. Sie kommen gar nicht an Bord, ohne sofort erkannt zu werden. Wie wollen Sie da an Julian herankommen?«
    Abner Marsh hatte über diesen Teil seines Plans noch nicht allzu eingehend nachgedacht. Doch nun, da Yoerger diesen Punkt angesprochen hatte, war deutlich zu erkennen, daß er nicht einfach mit der Büffelflinte in der Hand auftauchen konnte, allein sogar, wie er es eigentlich mehr oder weniger beabsichtigt hatte. Er dachte für einen Moment darüber nach. Er konnte als Passagier an Bord gelangen . . . Aber Yoerger hatte recht, das war unmöglich. Selbst wenn er sich rasierte, gab es niemanden auf dem ganzen Fluß, der auch nur entfernt so aussah wie Abner Marsh. »Wir werden als Truppe angreifen«, sagte Marsh nach kurzer Überlegung. »Ich werde die ganze Mannschaft der Eli Reynolds mitnehmen. Julian und Sour Billy halten mich wahrscheinlich für tot; wir werden sie überraschen. Bei Tag natürlich. Ich werde, was das Licht betrifft, kein Risiko mehr eingehen. Keiner von den Nachtleuten hat die Eli Reynolds je gesehen, und ich vermute, daß nur Joshua jemals ihren Namen gehört hat. Wir dampfen direkt auf sie zu, wo immer wir sie vor Anker finden, und warten auf einen schönen sonnigen Morgen, und dann werden ich und alle umsteigen, die mich begleiten. Abschaum ist nun mal Abschaum, und welches Gesindel Sour Billy in Natchez auch gefunden haben mag, sie werden ganz gewiß ihr Leben nicht im Kampf gegen Pistolen und Messer riskieren. Vielleicht müssen wir uns Billy selbst auch vornehmen, aber dann ist die Bahn frei. Diesmal überzeuge ich mich genau davon, daß mir Julian gegenübersteht, ehe ich ihm den Kopf wegpuste.« Er spreizte die Hände in einer fragenden Geste. »Reicht

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