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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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das?«
    »Klingt gut«, sagte Grove. Yoerger zeigte ein eher skeptisches Gesicht. Aber keiner von ihnen hatte bessere Vorschläge zu machen, daher stimmten sie nach kurzer Diskussion diesem Plan zu. Mittlerweile kroch die Dämmerung über die Hügel und Felsen von Vicksburg, und die Eli Reynolds stand unter Dampf. Abner Marsh erhob sich, streckte sich und fühlte sich erstaunlich stark und ausgeruht für jemanden, der die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. »Legen Sie ab!« befahl er laut dem Lotsen, der auf seinem Weg zu dem schlichten kleinen Ruderhaus an ihnen vorbeikam. »Und dann nach Natchez!«
    Deckshelfer lösten die Seile, die sie mit der Anlegestelle verbanden, und der Heckraddampfer schob sich rückwärts vom Liegeplatz weg, änderte die Laufrichtung des Schaufelrades und tastete sich vor in den Kanal, während rote und graue Schatten sich gegenseitig über das östliche Ufer jagten und die Wolken im Westen sich rosa färbten.
    Während der ersten beiden Stunden kamen sie gut vorwärts, vorbei an Warrenton und Hard Times und Grand Gulf. Drei oder vier größere Dampfer überholten sie, aber das war zu erwarten gewesen; die Eli Reynolds war nicht für Wettfahrten gebaut. Abner Marsh war mit ihrer Fahrt immerhin zufrieden genug, um sich für eine halbe Stunde nach unten zu begeben, sein Gewehr zu säubern und zu laden und ein schnelles Frühstück aus Blaubeerpfannkuchen und Rühreiern einzunehmen. Zwischen St. Joseph und Rodney bezog sich der Himmel, was Marsh kein bißchen gefiel. Kurze Zeit später entlud sich ein kleines Gewitter über dem Fluß mit so wenig Donner und Blitz und Regen, daß keine Fliege erschrak, doch der Lotse hatte genügend Respekt davor, um für eine Stunde an einem Holzplatz anzulegen, während Marsh ruhelos das Schiff durchstreifte. Framm und Albright wären bei dem Wetter weitergefahren, aber man konnte nicht erwarten, auf einem solchen Schiff einen Spitzenlotsen anzutreffen. Der Regen war kalt und grau. Als er schließlich aufhörte, spannte sich ein hübscher Regenbogen am Himmel, der Marsh gut gefiel, und es blieb ihnen mehr als genug Zeit, um Natchez noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen.
    Fünfzehn Minuten, nachdem sie abgelegt hatten, lief die Eli Reynolds auf eine Sandbank auf.
    Es war ein dummer, ärgerlicher Fehler. Der junge Lotse, fast noch ein halbwüchsiger Bengel, hatte versucht, etwas Zeit aufzuholen, indem er eine unsichere Abkürzung genommen hatte, anstatt im Hauptfahrwasser zu bleiben, das einen weiten Bogen nach Osten beschrieb. Vor einem oder zwei Monaten wäre dies ein Beispiel für gute Lotsenarbeit gewesen, doch nun war der Wasserstand des Flusses einfach zu niedrig, selbst für einen Dampfer mit so wenig Tiefgang wie die Eli Reynolds .
    Abner Marsh fluchte und schäumte und stampfte wütend umher, vor allem als sich herausstellte, daß das Schiff aus eigener Kraft nicht von der Sandbank freikam. Cat Grove und seine Männer machten die Winschen und die Hebebalken klar und gingen an die Arbeit. Zweimal regnete es noch, um die Situation noch etwas unangenehmer zu machen, doch viereinhalb nasse anstrengende Stunden später startete der Lotse erneut das Heckrad, und die Eli Reynolds schob sich mit einem Ruck vorwärts, löste einen Schauer aus Schlamm und Sand aus und schüttelte sich dann, als wolle sie endgültig in Stücke zerfallen. Und dann schwamm sie wieder. Ihre Pfeife ertönte mit einem Triumphgeheul.
    Sie krochen für eine weitere halbe Stunde vorsichtig durch die Abkürzung, aber sobald sie wieder im Fluß waren, nahm die Strömung sie mit, und die Eli Reynolds nahm Geschwindigkeit auf. Qualmend und ratternd schoß sie flußabwärts wie der leibhaftige Teufel, aber es bestand keine Möglichkeit, die verlorene Zeit aufzuholen.
    Abner Marsh saß auf dem verblichenen gelben Sofa im Ruderhaus, als sie vor sich zum erstenmal die Stadt auf den Felsen sahen. Er stellte seine Kaffeetasse auf die Platte des großen bauchigen Ofens und trat hinter den Lotsen, der gerade damit beschäftigt war, den Fluß zu überqueren. Marsh achtete nicht auf ihn; sein Blick ruhte auf der fernen Anlegestelle, wo zwanzig oder mehr Dampfer an Natchez- under-the-Hill hingen.
    Sie lag da, wie er es die ganze Zeit gewußt hatte.
    Marsh erkannte sie sofort. Sie war das größte Schiff am Pier und überragte den nächstgrößeren Dampfer um knapp zwanzig Meter, und auch ihre Schornsteine waren die höchsten. Während die Eli Reynolds näher glitt, sah Marsh, daß man

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