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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Marsh nur gut fest, Noseless. Cap’n Marsh springt besonders gern in den Fluß, und das können wir im Augenblick nicht zulassen.« Billy kam herüber und bohrte Marsh das Messer weit genug in die Magengrube, so daß er die Spitze auf der Haut spürte. »Sie schwimmen besser, als ich dachte, Cap’n. Das liegt wohl an dem vielen Fett, damit geht man nicht so schnell unter.« Er drehte das Messer plötzlich und schnitt einen Silberknopf von Marshs Jacke. Er fiel klappernd auf das Deck und rollte umher, bis Sour Billy den Fuß darauf setzte. »Heute wird nicht geschwommen, Cap’n. Wir werden Sie jetzt hübsch ins Bett legen. Sie bekommen sogar Ihre eigene Kabine. Und glauben Sie nicht, daß Sie sich von dort wegschleichen können. Mag sein, daß das Nachtvolk schläft, aber Noseless und ich werden den ganzen Tag draußen Wache halten. Kommen Sie schon!« Billy schnippte das Messer in die Luft, ließ es geschickt in die Nackenscheide gleiten und wandte sich um. Er ging nach achtern voraus, während Noseless Marsh vor sich her stieß und der dritte Mann die Nachhut bildete.
    Sie bogen um eine Ecke auf dem Texasdeck und stießen beinahe mit Toby Lanyard zusammen.
    » Toby! « rief Marsh aus. Er versuchte, noch einen Schritt zu tun, doch Noseless verdrehte ihm den Arm ein Stück, und Marsh stöhnte vor Schmerzen auf und blieb stehen.
    Sour Billy Tipton verharrte ebenfalls mitten im Schritt und starrte sein Gegenüber an. »Was, zum Teufel, hast du hier oben zu suchen, Nigger?« schnappte er.
    Toby sah ihn nicht an. Er stand da in einem zerschlissenen braunen Anzug, hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt, hielt den Kopf gesenkt und scharrte nervös mit einem Schuh auf dem Deck herum.
    »Ich habe gefragt: Was hast du verdammter Nigger hier zu suchen? « wiederholte Sour Billy seine Frage mit drohender Stimme. »Warum bist du nicht in der Küche angekettet? Entweder ich bekomme gleich eine Antwort, oder es geht dir schlecht.«
    » Angekettet! « brüllte Marsh.
    Darauf hob Toby Lanyard endlich den Kopf und nickte. »Mister Billy sagt, ich bin wieder Sklave, meine Freiheitspapiere sind nichts wert. Er legt uns alle in Ketten, wenn wir nicht arbeiten.«
    Sour Billy Tipton griff sich in den Nacken und zückte das Messer. »Wie bist du losgekommen?« wollte er wissen.
    »Ich hab’ seine Ketten zerrissen, Mister Tipton«, erklang eine Stimme über ihnen. Sie schauten alle hinauf. Auf dem höchsten Teil des Texasdecks stand Joshua York und blickte auf sie herab. Sein weißer Anzug leuchtete in der Morgensonne, und sein graues Cape flatterte im Wind. »Und jetzt«, sagte York, »laßt Captain Marsh freundlicherweise los!«
    »Es ist doch Tag«, sagte der stämmige Junge und wies mit seinem Eichenknüppel auf die Sonne. Seine Stimme klang angsterfüllt.
    »Verschwinden Sie lieber«, sagte Sour Billy Tipton zu York, wobei er den Kopf in den Nacken legen mußte, um den Störenfried erkennen zu können. »Wenn Sie irgendwelche Dummheiten machen, rufe ich Mister Julian.«
    Joshua York lächelte. »Tatsächlich?« fragte er und schaute zur Sonne. Sie war jetzt deutlich zu sehen als brennendes gelbes Auge inmitten von roten und orangefarbenen Wolken. »Meinst du, er kommt heraus?«
    Sour Billys Zunge tanzte nervös über die Lippen. »Sie machen mir nicht angst.« Er packte das Messer fester. »Der Tag ist angebrochen, und Sie sind ganz allein.«
    »Nein, das ist er nicht«, sagte Toby Lanyard. Seine Hände tauchten hinter dem Rücken auf. Eine hielt ein Fleischerbeil und die andere ein langes Tranchiermesser mit gezackter Klinge. Sour Billy starrte den Neger verblüfft an und wich einen Schritt zurück.
    Abner Marsh warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Noseless blickte immer noch mit zusammengekniffenen Augen zu Joshua hinauf. Sein Griff hatte sich etwas gelockert. Marsh erkannte seine Chance. Mit aller Kraft warf er sich nach hinten gegen den Riesen, und Noseless geriet ins Stolpern und stürzte. Abner Marsh ließ sich einfach auf ihn fallen, mit seinen gesamten dreihundert Pfund Lebendgewicht, und der Riese knurrte, als wäre er gerade von einer Kanonenkugel getroffen worden, und sämtliche Luft wurde ihm zischend aus dem Wanst getrieben. Marsh riß den verdrehten Arm los und rollte sich seitlich ab. Er hielt mit dem Rollen gerade noch rechtzeitig inne - ein Messer steckte plötzlich federnd wenige Zentimeter vor seinem Gesicht in den Decksbohlen. Marsh schluckte krampfhaft, dann lächelte er. Er riß die Klinge

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