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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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übrig. Sie können mein ganzes Geld verwalten und es nach Ihrem Willen ausgeben.«
    »Alles, was Sie Joshua gestohlen haben.«
    Julian lächelte. »Ein Blutmeister erhält viele Geschenke«, sagte er. »Ich kann Ihnen auch Frauen anbieten. Ich habe viele Jahre lang inmitten Ihres Volkes gelebt, ich kenne die Gelüste, die Begierden. Wie lange ist es her, seit Sie eine Frau hatten, Captain? Möchten Sie Valerie haben? Sie kann Ihnen gehören. Sie ist schöner und anschmiegsamer als jede Frau Ihrer Rasse, und sie wird nicht alt und häßlich, solange Sie leben. Sie können Sie haben. Die anderen auch. Sie werden Ihnen nichts tun. Welchen Wunsch haben Sie sonst noch? Gutes Essen? Toby ist noch am Leben. Er kann sechs-, siebenmal am Tag für Sie kochen.
    Sie sind ein praktischer Mann, Captain. Sie teilen nicht den religiösen Wahn Ihrer Rasse. Bedenken Sie, was Ihnen angeboten wird. Sie werden die Macht haben, Ihre Feinde zu bestrafen und Ihre Freunde zu schützen, einen vollen Magen, Geld, Frauen. Und alles nur dafür, daß Sie tun, was Sie sich so sehnlich wünschen, nämlich dieses Dampfschiff zu führen. Ihre Fiebertraum .«
    Abner Marsh schnaubte: »Sie gehört mir nicht mehr. Sie haben sie geschändet, verdorben.«
    »Sehen Sie sich doch um! Stehen die Dinge so schlecht? Wir sind regelmäßig zwischen Natchez und New Orleans verkehrt, der Dampfer ist in gutem Zustand, Hunderte von Passagieren sind gekommen und wieder von Bord gegangen, ohne daß es ihnen an irgend etwas gefehlt hätte. Wenn irgendwer verschwindet, dann meistens an Land, in den Städten und Gemeinden, die wir aufsuchen. Billy meint, so sei es sicherer. Nur eine Handvoll ist an Bord Ihres Dampfers gestorben, die, deren Schönheit und Jugend zu einmalig, zu aufregend waren. Mehr Sklaven sterben jeden Tag in New Orleans, dennoch unternehmen Sie nichts gegen die Sklaverei. Diese Welt ist voll von Übeln, Abner. Ich fordere Sie ja nicht auf, das Böse zu fördern oder gar daran mitzuwirken. Führen Sie nur Ihren Dampfer, und kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten. Wir brauchen Ihre Erfahrung, Ihr Können. Billy vertreibt unsere Passagiere, bei jeder Fahrt verlieren wir Geld. Sogar Joshuas Mittel sind nicht unerschöpflich. Kommen Sie, Abner, geben Sie mir die Hand. Schlagen Sie ein. Sie wollen es doch. Ich erkenne es in Ihren Augen. Sie wollen diesen Dampfer zurückhaben. Das ist der Durst in Ihnen, eine Leidenschaft. Dann nehmen Sie sie. Gut und Böse sind alberne Lügen, ein großer Unsinn, um ehrliche, empfindsame Menschen zu peinigen. Ich kenne Sie, Abner, und ich kann Ihnen geben, was Sie sich wünschen. Kommen Sie zu mir, dienen Sie mir. Reichen Sie mir die Hand, und wir werden die Eclipse schlagen.« Seine dunklen Augen waberten und glühten, waren grundlos, tasteten sich weit hinein in Marsh, berührten ihn, betasteten ihn, waren unrein und dennoch verführerisch, riefen ihn, riefen . Die Hand war ausgestreckt. Abner Marsh machte Anstalten, danach zu greifen. Julian lächelte so freundlich, und seine Worte klangen so einleuchtend. Er bat Marsh ja nicht, etwas Schreckliches zu tun, sondern er sollte nur ein Dampfschiff führen, helfen, ihn zu beschützen, seine Freunde vor Gefahren zu bewahren. Zum Teufel, er hatte Joshua beschützt, und Joshua war ebenfalls ein Vampir, oder nicht? Und vielleicht gab es Tote auf seinem Schiff, aber ein Mann war auf der Sweet Fevre erwürgt worden, damals im Jahr ’54, und zwei Spieler wurden auf der Nick Perrot erschossen, als Marsh sie führte; kein Vorfall wurde ihm angelastet, er hatte sich nur um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert, die Dampfer in Schuß gehalten, es war überhaupt nicht so, als hätte er irgendwen selbst getötet. Der Mensch mußte seine Freunde beschützen, aber nicht die ganze Welt, er würde dafür sorgen, daß Sour Billy bekam, was ihm gebührte. Das alles klang gut, wäre ein verdammt gutes Geschäft. Julians Augen waren schwarz und hungrig, und seine Haut fühlte sich kühl an und hart wie die Joshuas, wie die von Joshua in jener Nacht auf dem Uferdamm . . .
    . . . und Abner Marsh zog ruckartig die Hand zurück. »Joshua«, sagte er laut. »Das ist es. Sie haben ihn nicht geschlagen, oder? Sie haben ihn empfindlich getroffen, aber er lebt noch, und Sie haben ihn nicht dazu gebracht, Blut zu trinken. Sie haben ihn nicht dazu bewegen können, sich zu ändern. Deshalb nicht.« Marsh spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Ihnen ist es egal, wieviel verdammtes

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