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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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entwickelt, ausgerechnet, und gelegentlich griff er auch nach einem Roman. Er fing auch mit der Holzschnitzerei an und bastelte sich genauestens ausgeführte Modelle von seinen Dampfschiffen, so wie er sie in Erinnerung hatte. Er bemalte sie und wählte für alle den gleichen Maßstab, so daß man sie nebeneinander stellen und sehen konnte, wie groß sie im Verhältnis zueinander gewesen waren. »Das war meine Elizabeth A. «, erklärte er stolz seiner Haushälterin an dem Tag, als er sein sechstes und größtes Modell fertigstellte. »Eins der schönsten Schiffe, die je auf dem Fluß unterwegs waren. Sie hätte Rekorde aufstellen können, wäre das Packeis nicht gewesen. Sie sehen deutlich, wie groß sie war, fast hundert Meter lang. Sehen Sie nur, wie riesig sie neben meiner alten Nick Perrot ist.« Er zeigte auf das betreffende Modell. »Und das ist die Sweet Fevre und die Dunleith - bei der hatte ich große Probleme mit der Backbordmaschine -, und neben der steht meine Mary Clarke . Bei der explodierten die Kessel.« Marsh schüttelte den Kopf. »Dabei starb eine ganze Menge Leute. Vielleicht war es meine Schuld. Ich weiß es nicht. Manchmal denke ich darüber nach. Die kleine am Ende ist die Eli Reynolds . Sie sieht zwar nicht nach viel aus, aber sie war ein zähes altes Mädchen. Sie machte alles mit, was ich von ihr verlangte, und noch viel mehr, und immer war sie unter Dampf und ließ ihr Rad rotieren. Wissen Sie, wie lange dieser häßliche kleine Heckpaddler hielt?« »Nein«, sagte die Haushälterin. »Hatten Sie denn kein anderes Schiff? Ein richtig schickes? Ich hörte . . . «
    »Vergessen Sie, was Sie gehört haben, verdammt noch mal! Ja, ich hatte ein anderes Schiff. Die Fiebertraum . Sie war nach dem Fluß benannt.«
    Die Haushälterin gab ein mißbilligendes Geräusch von sich. »Kein Wunder, daß diese Stadt nie bedeutend geworden ist wie andere, wenn Leute wie Sie dauernd vom Fevre River reden. Sie müssen ja denken, wir wären hier oben alle verrückt. Warum haben Sie das Schiff nicht mit dem richtigen Namen benannt? Der Fluß heißt Galena River.«
    Abner Marsh schüttelte den Kopf. »Wechseln die den Namen eines Flusse - so einen verdammten Quatsch habe ich noch nie gehört. Was mich betrifft, so ist es der Fevre River, und es bleibt der Fevre River, ganz gleich, was dieser verfluchte Bürgermeister sagt.« Er blickte die Frau finster an. »Oder was Sie sagen. Zur Hölle, wenn sie weiterhin ihren ganzen Dreck in den Fluß leiten, dann ist das bald kein Fluß mehr, sondern nur noch ein mickriger Bach!«
    »Nein, was für schlimme Worte! Ich hätte gedacht, daß jemand, der Gedichte liest, sich einigermaßen anständig und zivilisiert ausdrücken kann.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über meine Sprache«, sagte Marsh. »Und quatschen Sie in der Stadt nicht von den Gedichten, ist das klar? Ich kannte mal einen Mann, der diese Gedichte liebte, und das ist der einzige Grund, warum ich diese Bücher habe. Und Sie sollten nicht Ihre Nase in alles reinstecken, sondern dafür sorgen, daß meine Schiffsmodelle nicht verstauben.«
    »Natürlich. Aber sagen Sie mal, wollen Sie von diesem anderen Schiff kein Modell anfertigen? Von dieser Fiebertraum ?«
    Marsh lehnte sich in seinem Sessel zurück und schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte er, »nein, das werde ich nicht tun. Das ist nämlich das Schiff, das ich am liebsten vergäße. Wischen Sie jetzt endlich Staub, und hören Sie auf, mich mit Ihren dämlichen Fragen zu belästigen.« Er griff nach einer Zeitung und begann eine Meldung über die Natchez und Leathers neuestes Schiff zu lesen. Die Haushälterin schnalzte mit der Zunge und wandte sich endlich wieder ihrer Hausarbeit zu.
    Sein Haus hatte einen hohen runden Turm nach Süden hinaus. Abends stieg Marsh mit einem Glas Wein oder einer Tasse Kaffee oft dort hinauf, manchmal auch mit einem Stück Kuchen. Er aß seit dem Krieg nicht mehr so wie früher. Das Essen schien nicht mehr wie sonst zu schmecken. Er war immer noch ein imposanter Mann, aber er hatte seit den Tagen mit Joshua und der Fiebertraum mindestens einhundert Pfund verloren. Am ganzen Körper hing sein Fleisch schlaff herab, als hätte er seine äußere Hülle einige Nummern zu groß gekauft in der Hoffnung, daß sie vielleicht irgendwann einlief. Er hatte auch große schlaffe Tränensäcke. »Die machen mich noch häßlicher, als ich ohnehin schon bin«, knurrte er manchmal, wenn er sich im Spiegel betrachtete.
    Wenn

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