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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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ihre Fahrten machen, genauso wie wir, sie muß Passagiere und Fracht transportieren. Sie kann nicht dauernd an irgendwelchen Rennen teilnehmen. Außerdem wäre ihr Kapitän ein Narr, wenn er auf eine Herausforderung von uns einginge. Wer sind wir schon? Irgendein neuer Raddampfer, frisch von der Werft in New Albany, von dem noch nie jemand etwas gehört hat. Die Eclipse hätte in einem Rennen gegen uns nichts zu gewinnen und alles zu verlieren.« Er leerte ein weiteres Glas Sherry und hielt es York hin, damit er es erneut füllte. »Nein, zuerst einmal müssen wir unseren Geschäften nachgehen und uns einen Ruf aufbauen. Wir müssen uns flußauf und flußab als schnelles Boot erweisen und die Aufmerksamkeit auf uns lenken. Nicht lange, und die Leute fangen an, sich darüber zu unterhalten, wie schnell unser Schiff ist, und sie fragen sich, wie ein Rennen zwischen der Eclipse und der Fiebertraum wohl verlaufen würde. Vielleicht treffen wir sie gelegentlich auf dem Fluß und überholen sie. Wir schüren das Gerede der Leute, und sie schließen die ersten Wetten ab. Vielleicht machen wir auch mal die eine oder andere Fahrt der Eclipse und unterbieten ihre Zeiten. Ein schneller Raddampfer bekommt mehr Aufträge. Die Plantagenbesitzer und Frachtunternehmer und solche Leute wollen, daß ihre Waren schnellstens auf den Markt gelangen, deshalb arbeiten sie mit dem schnellsten Schiff, das sie finden können. Und die Passagiere fahren am liebsten auf einem berühmten Schiff, sofern sie das Geld für die Passage aufbringen können. Nach einiger Zeit kommt es dann so weit, daß die Leute denken, daß wir das schnellste Boot auf dem Unterlauf des Flusses sind, und die Aufträge fallen uns in den Schoß, wir machen die guten Geschäfte, und die Eclipse wird da getroffen, wo es am meisten weh tut, nämlich in der Kasse. Und dann werden Sie erleben, wie schnell wir unser Rennen bekommen, um ein für allemal zu entscheiden, welches der beiden Schiffe das schnellere ist.«
    »Ich verstehe«, sagte York. »Soll denn diese Fahrt nach St. Louis schon etwas für unseren guten Ruf bewirken?«
    »Na ja, ich habe nicht vor, einen Rekord aufzustellen. Unser Schiff ist noch neu und muß erst eingefahren werden. Wir haben noch nicht einmal unseren festen Lotsen an Bord, niemand weiß so richtig, wie das Boot sich verhält, und wir müssen Whitey die Zeit lassen, um all die kleineren Probleme mit den Maschinen zu beseitigen und seine Handlanger auf Vordermann zu bringen.« Er stellte sein leeres Glas ab. »Das heißt aber nicht, daß wir nicht doch irgend etwas in der Richtung unternehmen können«, meinte er grinsend. »Ich habe da so ein paar Ideen. Sie werden schon sehen.«
    »Gut«, sagte Joshua York. »Noch etwas Sherry?«
    »Nein«, lehnte Marsh ab. »Ich glaube, wir sollten uns mal unten im Salon zeigen. Ich lade Sie dann an unserer Bar zu einem Drink ein. Und ich kann Ihnen garantieren, daß der besser schmeckt als Ihr verdammtes Zeug.«
    York lächelte. »Es wird mir ein Vergnügen sein«, meinte er.
    Diese Nacht war für Abner Marsh nicht mit anderen Nächten zu vergleichen. Es war eine verzauberte Nacht, ein Traum. Sie schien mindestens vierzig oder fünfzig Stunden lang zu dauern, das hätte er schwören können, und jede dieser Stunden war unendlich wertvoll. Er und York blieben wach bis zum Morgengrauen, sie tranken und unterhielten sich angeregt und wanderten über das Wunder von Schiff, das sie gebaut hatten. Am Tag danach erwachte Marsh mit einem derartigen Brummschädel, daß er sich kaum an alles erinnern konnte, was er in der voraufgegangenen Nacht getan hatte. Aber einige Augenblicke waren in seiner Erinnerung unauslöschlich.
    Er erinnerte sich daran, wie er den großen Salon betreten hatte, und es war besser, als das beste Hotel der Welt zu betreten. Die Kronleuchter erstrahlten, die Lampen leuchteten, und die Kristallpracht glitzerte. Die Spiegel ließen die lange und schmale Kabine doppelt so breit erscheinen, wie sie tatsächlich war. Eine Gästeschar hatte sich an der Bar versammelt und unterhielt sich über Politik und andere Themen, und Marsh gesellte sich für eine Weile zu ihnen und hörte zu, wie sie sich über die Abolitionisten beklagten und darüber diskutierten, ob Stephen A. Douglas Präsident werden sollte, während York Smith und Brown begrüßte, die an einem der Tische mit einem Pflanzer und einem Berufsspieler Karten spielten. Jemand klimperte auf dem Flügel, Kabinentüren öffneten und schlossen

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