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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Augusthitze. Sour Billy war in den Jahren danach oft zu dem Grabmal gegangen, um zu trinken und sich auf Charles Sarg zu entleeren. Einmal hatte er ein Negermädchen mitgeschleppt, hatte sie ein wenig verprügelt und es dann drei-, viermal mit ihr getrieben, damit der Geist des alten Charles sich ansehen konnte, wie man Nigger richtig behandelte.
    Charles war nur der Anfang gewesen, erinnerte sich Sour Billy. Sechs Monate später ritt Jean-Pierre davon, um in der Stadt herumzuhuren und sein Glück am Spieltisch zu versuchen; er kam nie zurück, und nicht lange danach wurde der arme ängstliche Philip im Wald aufgefunden, wo ein wildes Tier ihn angefallen und zerfetzt haben mußte. Der alte Garoux war fast wahnsinnig vor Leid, aber Damon Julian stand ihm zur Seite und half ihm, so gut es ging. Schließlich adoptierte Garoux ihn und setzte ein neues Testament auf, in dem er ihm seinen gesamten Besitz hinterließ.
    Nicht viel später kam es eines Nachts zu einer Szene, die Sour Billy niemals vergessen würde, als Damon Julian demonstrierte, wie gründlich René Garoux sich in seiner Macht befand. Es geschah oben im Schlafzimmer des alten Mannes. Valerie war dort und auch Adrienne und Alain, sie alle wohnten in dem großen Haus, da jeder Freund Julians beim alten Garoux willkommen war. Sie schauten zusammen mit Sour Billy zu, während Damon Julian neben dem großen Baldachinbett stand und den alten Mann mit seinen schwarzen Augen und einem leisen Lächeln zu durchbohren schien und ihm die Wahrheit erzählte, die ganze Wahrheit über das, was mit Charles und Jean-Pierre und Philip geschehen war. Julian trug Charles’ Siegelring, und Valerie hatte den gleichen Ring an einer Kette um den Hals hängen. Ihrer hatte früher einmal dem vermißten Jean-Pierre gehört. Sie hatte ihn nicht tragen wollen, aber der Durst hatte sie gepackt, und sie wollte mit dem alten Garoux so schnell wie möglich und ohne viel Worte fertig werden. Damon Julian hatte ihren Protest mit sanften Worten und kalten Augen erstickt, deshalb trug sie den Ring und stand unterwürfig da und hörte zu.
    Nachdem Julian seine Geschichte beendet hatte, fing Garoux an zu zittern, und seine Augen waren voller Tränen und Schmerz und Haß. Und dann, es war schier unglaublich, hatte Damon Julian Sour Billy aufgefordert, dem alten Mann sein Messer zu reichen. »Er ist noch nicht tot, Mister Julian«, hatte Billy protestiert. »Er schlitzt Ihnen den Bauch auf!«
    Aber Julian sah ihn nur an und lächelte, daher griff Sour Billy nach hinten, holte das Messer hervor und legte es in Garouxs welke, leberfleckige Hand. Die Finger zitterten so stark, daß Billy Angst gehabt hatte, daß er das verdammte Ding fallen lassen würde, aber irgendwie hatte er es festgehalten. Damon Julian saß auf dem Bettrand. »René‹, sagte er, »meine Freunde sind durstig.« Seine Stimme klang ruhig, einschmeichelnd.
    Das war alles, was er sagen mußte. Alain kam mit einem Glas aus feinstem Kristall, in das das Familienwappen eingraviert war, und der alte René Garoux ritzte sich vorsichtig die Vene an seinem Handgelenk auf und füllte das Glas mit seinem eigenen dampfenden Blut, wobei er in einem fort weinte und zitterte. Valerie und Alain und Adrienne reichten das Glas von Hand zu Hand, aber es war an Damon Julian, es vollständig zu leeren, während Garoux in seinem Bett verblutete.
    »Garoux schenkte uns ein paar schöne Jahre«, sagte Kurt. Seine Worte rissen Sour Billy aus seinen Erinnerungen. »Reich und in Sicherheit, ganz für uns und die Stadt in der Nähe, wann immer wir sie besuchen wollten. Essen und Trinken und Nigger, die uns bedienten, jeden Monat ein schönes Mädchen.«
    »Und doch ist es zu Ende«, sagte Julian mit einem Unterton des Bedauerns. »Alles geht einmal zu Ende, Kurt. Tut es dir leid?«
    »Die Dinge sind nicht mehr so, wie sie einmal waren«, gab Kurt zu. »Überall Staub, das Haus verfällt, Ratten. Ich hab’ es nicht so eilig, weiterzuziehen, Damon. Draußen in der Welt sind wir niemals sicher. Nach einer Jagd kommt immer die Angst, das Verstecken, das Weglaufen. Das möchte ich nicht mehr durchmachen müssen.«
    Julian lächelte bösartig. »Unbequem, stimmt schon, aber nicht ohne Reiz. Du bist jung, Kurt. Aber bedenke, so sehr sie dich auch jagen mögen, du bist der Meister. Du wirst sie sterben sehen, und ihre Kinder und ihre Kindeskinder. Das Garoux-Haus wird verfallen. Es ist nichts. Alle Dinge, die das Vieh schafft, verfallen irgendwann. Ich habe

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