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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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gerötet. »Haben Sie mich vergessen? Ich war dabei, als Sie Georges Montreuil in der Französischen Börse beleidigten.«
    Sour Billy erkannte ihn wieder. »Schön, und?« fragte er.
    »Monsieur Montreuil verschwand in einer Nacht im Juni, nachdem er in St. Louis den Abend am Spieltisch verbracht hatte«, sagte der Mann steif.
    »Das tut mir aufrichtig leid«, erwiderte Sour Billy. »Ich schätze, er hat zuviel gewonnen und wurde ausgeraubt.«
    »Er hat verloren, Monsieur . Er hatte schon seit einigen Wochen nur noch verloren. Er besaß nichts mehr von Wert, was man ihm hätte stehlen können. Nein, ich glaube nicht, daß er beraubt wurde. Ich glaube eher, daß Sie damit zu tun haben, Mister Tipton. Er hat sich nach Ihnen erkundigt. Er wollte mit Ihnen so verfahren, wie man es mit Abschaum von Ihrer Sorte zu tun pflegt. Sie sind kein Gentleman, Monsieur , sonst würde ich Sie zum Duell fordern. Sollten Sie es jedoch wagen, sich noch einmal im Vieux Carré zu zeigen, dann verspreche ich Ihnen, daß ich Sie durch die Straßen peitschen werde wie einen Nigger. Haben Sie verstanden?«
    »Ich hab’s gehört«, sagte Sour Billy. Er spuckte dem Mann auf einen Stiefel.
    Der Kreole stieß einen Fluch aus, und sein Gesicht wurde vor Wut blaß. Er machte einen Schritt nach vorn und streckte die Hände nach Sour Billy aus, aber Damon Julian schob sich zwischen sie und hinderte den Mann, indem er ihm eine Hand auf die Brust legte. » Monsieur «, mit einer Stimme wie Wein und Honig. Der Mann hielt etwas verwirrt inne. »Ich kann Ihnen versichern, daß Mister Tipton Ihrem Freund nichts getan hat, Sir.«
    »Wer sind Sie?« Obwohl halbbetrunken, erkannte der Kreole sofort, daß Julian eine ganz andere Persönlichkeit war als Sour Billy; seine feine Kleidung, seine aristokratischen Züge, die kultivierte Stimme, all das wies ihn als Gentleman aus. Julians Augen funkelten gefährlich im Lampenschein.
    »Ich bin Mister Tiptons Arbeitgeber«, sagte Julian. »Können wir die Angelegenheit nicht an einem anderen Ort als auf dieser öffentlichen Straße besprechen. Ich kenne ein Etablissement nicht weit von hier, wo wir unter freiem Himmel sitzen und etwas trinken können, während wir uns unterhalten. Darf ich Sie und Ihre Freunde zu einer Erfrischung einladen?«
    Einer der anderen Kreolen trat neben seinen Freund. »Hören wir uns an, was er zu sagen hat, Richard.«
    Widerstrebend erklärte der Mann sich einverstanden. »Billy«, sagte Damon Julian, »zeig uns den Weg.« Sour Billy Tipton unterdrückte ein Lächeln, nickte und ging voraus. Einen Block weiter bogen sie in eine Gasse ein und folgten ihr bis in einen finsteren Hinterhof. Sour Billy hockte sich an den Rand eines mit Unrat bedeckten Teichs. Das Wasser drang durch den Stoff seiner Hose, aber das war ihm gleichgültig.
    »Was sollen wir hier?« wollte Montreuils Freund wissen. »Das ist kein Wirtshaus.«
    »Nein so was«, sagte Sour Billy Tipton. »Nun, dann muß ich mich geirrt haben und falsch abgebogen sein.« Die anderen Kreolen hatten den Hof betreten, gefolgt von den restlichen Begleitern Julians. Kurt und Cynthia standen in der Mündung der Gasse. Armand näherte sich dem Brunnen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte einer der Männer.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Was das zu bedeuten hat?« wiederholte Damon Julian die Frage. »Nun ja. Ein dunkler Hof, das Mondlicht, ein Teich. Ihr Freund Montreuil ist an einem solchen Ort gestorben, Monsieur . Nicht hier, aber er hat diesem hier sehr ähnlich gesehen. Nein, schauen Sie nicht Billy an. Ihn trifft keine Schuld. Wenn Sie einen Streit anfangen wollen, dann gefälligst mit mir.«
    »Mit Ihnen?« fragte Montreuils Freund. »Wie Sie wünschen. Gestatten Sie mir, mich für einen kurzen Moment zurückzuziehen. Meine Gefährten werden als Sekundanten fungieren.«
    »Natürlich«, sagte Julian. Der Mann entfernte sich, beriet sich kurz mit seinen beiden Freunden. Einer von ihnen trat vor. Sour Billy erhob sich vom Teichrand und ging ihm entgegen.
    »Ich bin Mister Julians Sekundant«, sagte Sour Billy. »Wollen Sie die Bedingungen aushandeln?«
    »Sie sind kein angemessener Sekundant«, begann der Mann. Er hatte ein längliches, hübsches Gesicht und dunkelbraune Haare. »Bedingungen«, wiederholte Sour Billy. Seine Hand griff nach hinten in seinen Nacken. »Was mich betrifft, so ziehe ich Messer vor.«
    Der Mann stieß einen kurzen Grunzlaut aus, stolperte rückwärts. Er starrte entsetzt nach unten. Sour Billys Messer

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