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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Welt kein zweites je gesehen hat! Die Fiebertraum ist so etwas wie eine sichere Zufluchtsstätte. Ich kann sie jagen, sehen Sie, aber sie können nicht an uns heran.«
    »Ich wundere mich, daß Sie Toby nicht den Auftrag gegeben haben, alles mit Knoblauch zu sichern«, sagte Marsh. »Ich hatte es kurz erwogen«, erwiderte Joshua. »Aber ich kann Knoblauch nicht aussehen.«
    Marsh dachte darüber nach. »Nehmen wir einmal an, ich glaube alles«, meinte er. »Ich sage nicht ausdrücklich, daß ich es tue, aber nur um einen Standpunkt zu beziehen, widerspreche ich nicht und lasse alles gelten. Es gibt aber immer noch ein paar Dinge, die mich stören. Warum haben Sie mir all das nicht schon früher erzählt?«
    »Wenn ich Ihnen all das bereits im Planters’ House eröffnet hätte, wären Sie niemals mein Partner in diesem Geschäft geworden. Und ich muß die uneingeschränkte Möglichkeit haben, jeden Ort schnell aufsuchen zu können, wo ich gebraucht werde.«
    »Und wie kommt es, daß Sie immer nur nachts losgehen?«
    » Sie treiben sich nachts herum. Es ist einfacher, sie aufzustöbern, wenn sie unterwegs sind, als wenn sie sich in der Sicherheit ihrer Zufluchtsorte aufhalten und dort verstecken. Ich kenne die Gewohnheiten derer, die ich jage. Ich lebe praktisch nach ihrem Zeitplan.«
    »Und Ihre Freunde? Simon und die anderen?«
    »Simon ist schon seit langem mein Gefährte. Die anderen sind erst in jüngster Zeit zu mir gestoßen. Sie kennen die Wahrheit, sie helfen mir bei der Erfüllung meiner Mission. Was, wie ich hoffe, auch Sie nun tun werden.« Joshua kicherte. »Keine Sorge, Abner, jeder von uns ist genauso sterblich wie Sie.«
    Marsh strich sich mit den Fingern durch den Bart. »Ich brauche etwas zu trinken«, sagte er. Als York sich vorbeugte, fügte er schnell hinzu: »Nein, nicht dieses Zeug, Joshua. Etwas anderes. Haben Sie Whiskey?«
    York erhob sich und schenkte ihm ein Glas ein. Marsh leerte es in einem Zug. »Ich kann nicht behaupten, daß mir die ganze Sache gefällt. Totes Volk, Blut trinken und all das, daran habe ich nie geglaubt.«
    »Abner, ich spiele da ein gefährliches Spiel. Ich hatte niemals die Absicht, Sie oder jemanden von Ihrer Mannschaft mit hineinzuziehen. Ich hätte Ihnen all das auch niemals erzählt, wenn Sie nicht darauf bestanden hätten. Wenn Sie jetzt aussteigen wollen, dann habe ich nichts dagegen. Tun Sie nur das, worum ich Sie gebeten habe, lenken Sie für mich die Fiebertraum , das ist alles, worum ich Sie bitte. Ich werde mich mit denen befassen. Oder trauen Sie mir die Fähigkeit nicht zu, das zu tun?«
    Marsh hörte, mit welcher Lässigkeit Joshua darüber sprach, und er erinnerte sich an die Energie in diesen grauen Augen, an die Festigkeit des Händedrucks. »Ich weiß nicht.«
    »Ich bin in vielem, was ich Ihnen gesagt habe, ehrlich gewesen«, fuhr Joshua fort. »Meine Aufgabe ist nicht meine einzige Leidenschaft. Ich liebe diesen Raddampfer genauso, wie Sie es tun, Abner, und teile viele Ihrer Träume über das Schiff. Ich möchte das Boot lenken, ich kenne den Fluß. Ich möchte an dem Tag dabei sein, wenn wir der Eclipse auf und davon fahren. Glauben Sie mir, wenn ich sage . . . «
    Jemand klopfte an die Tür.
    Marsh erschrak. Joshua lächelte und hob entschuldigend die Schultern. »Meine Freunde aus Natchez kommen auf einen Drink herauf«, erklärte er. »Einen Moment!« rief er laut. Zu Marsh meinte er mit leiser, drängender Stimme: »Denken Sie über alles nach, was ich Ihnen gesagt habe, Abner. Wenn Sie wollen, können wir uns noch einmal unterhalten. Aber enttäuschen Sie nicht mein Vertrauen, und reden Sie mit niemandem darüber. Ich möchte keine anderen in die Sache hineinziehen.«
    »Sie haben mein Wort«, erwiderte Marsh. »Außerdem, wer würde mir schon Glauben schenken?«
    Joshua lächelte. »Wenn Sie jetzt so freundlich wären, meine Gäste einzulassen, während ich uns einschenke«, meinte er. Marsh erhob sich und öffnete die Tür. Draußen standen ein Mann und eine Frau und flüsterten angeregt miteinander. Hinter ihnen sah Marsh den Mond wie eine Dekorationslaterne zwischen den Schornsteinen am Himmel stehen. Er hörte aus Natchez- underthe-Hill die leisen Klänge eines obszönen Liedes. »Bitte, treten Sie ein«, sagte er.
    Die Fremden waren ein blendend aussehendes Paar, wie Marsh sehen konnte, als sie eintraten. Der Mann war nicht alt, fast noch jungenhaft, sehr schlank und attraktiv, mit schwarzen Haaren, heller Haut und kräftigen,

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