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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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er sein Glas wieder füllte. Als er Marsh wieder ansah, war das Eis in seinen Augen geschmolzen. Sein Gesicht war ernst. »Wollen Sie vorschlagen, daß wir unsere Partnerschaft auflösen?« fragte er.
    Marsh kam sich vor, als hätte ihm ein Maultier in den Magen getreten. »Wenn Sie das wünschen, dann haben Sie das Recht dazu. Ich verfüge natürlich nicht über das Geld, um Sie auszuzahlen. Aber Sie hätten dann die Fiebertraum , und ich könnte meine Eli Reynolds behalten, vielleicht mit ihr sogar Gewinn einfahren und Ihnen immer soviel schicken, wie ich entbehren kann.«
    »Wäre es Ihnen so am liebsten?«
    Marsh funkelte ihn an. »Verdammter Kerl, Joshua, Sie wissen genau, daß es nicht so ist.«
    »Abner«, sagte York, »ich brauche Sie. Ich kann die Fiebertraum nicht allein führen. Ich lerne gerade, ein wenig mit der Steuerung umzugehen, und ich bin mit dem Fluß und seinen Eigenarten etwas vertrauter geworden, aber wir beide wissen, daß ich kein Dampfschiffer bin. Wenn Sie gehen, wird die halbe Mannschaft mit Ihnen gehen. Mister Jeffers und Mister Blake und Hairy Mike ganz bestimmt, und zweifellos auch noch andere. Sie stehen treu zu Ihnen.«
    »Ich kann Ihnen befehlen, bei Ihnen zu bleiben«, bot Marsh an.
    »Lieber wäre mir, wenn Sie blieben. Wenn ich bereit wäre, über Ihr Eindringen hinwegzusehen, könnten wir dann so weitermachen wie bisher?«
    Der Kloß in Abner Marshs Kehle war so dick, daß er glaubte, er würde daran ersticken. Er schluckte und gab dann die schwerste Antwort, die er in seinem Leben je gegeben hatte: »Nein.«
    »Ich verstehe«, sagte Joshua.
    »Ich muß meinem Partner vertrauen können«, erklärte Marsh. »Und er muß mir trauen. Reden Sie mit mir, Joshua, erzählen Sie mir, was überhaupt vorgeht, was das alles zu bedeuten hat, und Sie haben einen Partner.«
    Joshua York verzog das Gesicht, nahm ein paar kleine Schlucke von seinem Drink und überlegte. »Sie werden mir nicht glauben«, meinte er schließlich. »Es ist eine noch phantastischere Geschichte als eine von denen, die Framm immer erzählt.«
    »Dann schießen Sie mal los! Es tut bestimmt nicht weh.«
    »Oh, das kann es doch, Abner, und wie es das kann.« Yorks Stimme klang ernst. Er stellte sein Glas ab und ging hinüber zum Bücherregal. »Als Sie hier herumgesucht haben«, sagte er, »galt Ihre Aufmerksamkeit auch meinen Büchern?«
    »Ja«, gab Marsh zu.
    York holte einen der unbetitelten Bände im Ledereinband heraus, ging zu seinem Sessel zurück und schlug eine Seite voller krakeliger Symbole auf. »Wenn Sie es hätten lesen können«, sagte er, »dann hätte dieses Buch und die anderen Bände Ihnen Aufschluß geben können.«
    »Ich habe es mir angeschaut. Aber es ergab keinen Sinn.«
    »Natürlich nicht«, sagte York. »Abner, was ich Ihnen erzählen werde, wird für Sie überaus schwierig zu verstehen sein. Ob Sie das Ganze glauben oder nicht, es darf auf keinen Fall außerhalb dieser Kabine jemals zur Sprache kommen. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja.«
    Yorks Augen fixierten ihn. »Diesmal darf kein Fehler mehr gemacht werden, Abner. Ist das klar?« »Ich sagte ja, Joshua«, knurrte Marsh beleidigt. »Na schön«, sagte Joshua. Er legte den Finger auf die Seite.
    »Dieser Kode ist in einer relativ einfachen Chiffre gehalten, Abner, aber um sie zu entschlüsseln, müssen Sie sich darüber klar sein, daß es sich bei der Sprache um einen primitiven russischen Dialekt handelt, der schon seit einigen hundert Jahren nicht mehr gesprochen wird. Die ursprünglichen Schriftstücke, die in diesen Band übertragen wurden, sind sehr, sehr alt. Sie erzählten die Geschichte von einigen Leuten, die vor vielen Jahrhunderten in der Gegend nördlich des Kaspischen Meers gelebt haben und auch dort gestorben sind.« Er hielt inne. »Entschuldigen Sie. Nicht ›Leute‹. Das Russische gehört nicht zu meinen besten Sprachen, aber ich glaube, das richtige Wort lautet Odoroten .«
    »Wie?« fragte Marsh.
    »Das ist natürlich nur ein Begriff. Andere Sprachen haben andere Namen. Kruvnik , Védomec , Wieszczy . Vilkakis und Vrkolák ebenfalls, obgleich die Bedeutung dieser beiden Begriffe sich von den anderen etwas unterscheidet.«
    »Sie reden Kauderwelsch«, sagte Marsh, obgleich einige der Worte, die Joshua genannt hatte, ihm durchaus vertraut vorkamen und entfernt an das Geplapper erinnerten, mit dem Smith und Brown sich den ganzen Tag verständigten.
    »Ich werde Ihnen nicht die afrikanischen Bezeichnungen nennen«, sagte

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