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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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Wasserdämon kämpfen. Davon konnte er sie nicht abhalten.

19. Kapitel
Wasser, überall Wasser
    W ährend Nate das Boot, das er sich von den Bewohnern der Plastikinsel geliehen hatte, durch den Puget-Sund steuerte, erhob sich Richie neben ihm und blickte über die Windschutzscheibe zur Küstenlinie von Seattles Innenstadt.
    Nate runzelte die Stirn. »Selbst von hier aus spüre ich das Chaos«, sagte er. »Die Stadt quillt über davon. Oder die Bucht. Ich kann gar nicht sagen, wo mehr Chaos ist.«
    »Heiliger Strohsack«, hauchte Richie. Sein übliches Lächeln erlosch, und er deutete nach vorn. Sie näherten sich der Stadt, und als mehr und mehr Gebäude in Sicht kamen, erstarrten sie. Die Küstenlinie sah seltsam und verkehrt aus.
    »Wo sind die Kais?«, fragte Nate plötzlich.
    »Unter Wasser«, sagte Richie.

    Entlang des Hafenviertels schwappten Wellen an die hohen Fenster im ersten Stock der Geschäfte. Im Süden erkannte man noch die oberen Hälften der Lastkräne, die die Fracht von den Schiffen hoben, aber ihre Stützpfeiler verschwanden
im Wasser – die Docks, auf denen sie standen, waren überflutet. Wasser strömte über die Leitplanken der Hochstraße entlang der Küste, so dass es aussah, als würde eine unfassbar lange Brücke von einem Ende der Innenstadt zum anderen führen. Mindestens drei Gebäude waren bereits vom heranflutenden Meer unterspült worden.
    »Das ist alles meine Schuld«, stöhnte Nate.
    »Ein Mensch kann so etwas nicht anrichten«, widersprach Richie. »Selbst du nicht. Das ist ein Tsunami oder eine blitzartige Erderwärmung oder…«
    »Oder flüssiges Chaos«, unterbrach ihn Nate. »Und es wird immer stärker.«
    Das Boot tuckerte an den unbesetzten Kränen und überfluteten Hafengebäuden vorbei, die man unter Wasser erkennen konnte – sie sahen aus wie seltsame Unterwassergeister. Überall trieben riesige Kisten und Trümmerteile von den Werften und wurden von den Fluten landeinwärts getragen.
    »Was haben wir eigentlich vor?«, fragte Richie.
    »Dort.« Nate deutete in die Richtung, in die das Wasser durch die Straßen floss. »Es strömt zum Baseballstadion«, sagte er. »Zum Safeco-Field-Stadion, wo Lilli und Sandy sind.«
    Sie sahen sprühende blaue Funken vom ausfahrbaren Dach der Sportstätte herabregnen. Die Funken knisterten wie Gewitterblitze und waren selbst noch in der Bucht zu hören.
    »Wasser und Elektrizität«, sagte Nate. »Eine tödliche Kombination. Ich setze dich gern auf dem nächsten Flecken Land ab, den wir entdecken, falls du aussteigen möchtest.«
    »Nein, ich bleib bei dir«, sagte Richie. Aber er packte das Armaturenbrett und hielt sich daran fest, die Augen vor Furcht geweitet. »Hast du ein Radio an Bord?«, fragte er beklommen.
    »Sicher.«
    Nate schaltete es ein. Alle Meldungen drehten sich um die Überschwemmungen. Über das Baseballstadion hörte man nichts. Die Menschen räumten fieberhaft die Museen, Wohnungen und Geschäfte leer, um zu retten, was vor den Fluten noch zu retten war, und verließen zügig die Innenstadt. Entlang der Küste hörte Nate zahllose Sirenen.
    Er sah Richie an, während der Radiosprecher weitere Einzelheiten über das grauenvolle Chaos in der Stadt berichtete.
    » Ich habe das angerichtet«, wiederholte Nate und schaltete das Radio aus.
    »Vielleicht, aber du hast es nicht mit Absicht getan«, versuchte Richie ihn zu trösten.
    »Nicht mit Absicht?« Nate seufzte. »Es ist doch völlig egal, was meine Absicht war. Ich habe die Massenfreilassung der Dämonen beschlossen. Das allein hat schon genug Schaden angerichtet. Aber darüber hinaus hat es den Wasserdämon hergelockt, einen skrupellosen Killer. Sieh dich doch um. In den nächsten paar Stunden wird wegen meiner bescheuerten Entscheidung die ganze Stadt zerstört werden. Ende der Geschichte.«
    »Noch ist sie nicht zu Ende«, sagte Richie. »Wir haben ein Boot, zwei Hüter – drei, wenn man Lilli mitzählt – und zwei loyale, todesmutige Hilfsdämonen.«

    Nik und Pernikus standen mit stolzgeschwellter Brust
wie Kühlergrillfiguren auf dem Bug. Dann erbrach sich Nik, und Pernikus prustete lauthals los.
    »Hah-hah-hah-hah-hah!«
    Nate seufzte und schüttelte den Kopf. »Der Bürgermeister hatte recht. Die Sache ist zu groß für uns. Der Wasserdämon hat mich zweimal fast umgebracht.«
    »Auf der Fähre haben Lilli und ich ihn besiegt«, sagte Richie.
    Nate hielt inne und neigte den Kopf zur Seite. »Das ist nicht ganz falsch. Ihr habt ihn wirklich verjagt.

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