Fieses Karma

mir.
    Als sie mit der Mischung zufrieden ist, steckt sie den Löffel vorsichtig in die Plastikdose und drückt den Deckel fest darauf. Dann überreicht sie mir das Ganze. »Du weißt, was du jetzt zu tun hast, Maddy?«
    Ich beiße mir auf die Lippe und nehme die Dose entgegen. »Ja.« Doch meine Stimme zittert mehr, als ich dachte.
    Angie, die meine Unsicherheit spürt, holt nun ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tüte. Mit einem ungeduldigen Seufzer entfaltet sie es und legt es auf die Ablage. »Okay, sehen wir uns den Grundriss noch mal an.«
    Ich beuge mich vor und studiere die bunte Zeichnung desErdgeschosses von Heather Campbells Zuhause, die Angie angefertigt hat. Sie dreht das Blatt auf den Kopf, sodass ich das kleine braune Rechteck mit der Aufschrift »Haustür« direkt vor Augen habe. »Hier parken wir.« Sie zeigt auf eine kreisförmige Auffahrt vor dem Haus. »Wenn du das Auto am anderen Ende des Kreises abstellst, kann man es von der Haustür aus nicht sehen.«
    Mit großen Augen nicke ich folgsam.
    Angie zeichnet mit dem Finger eine Linie entlang der Seite des Hauses und stoppt an einem kleineren lila Quadrat mit einem großen goldenen Stern auf der Innenseite. »Und das ist Heathers Badezimmerfenster. Es liegt ziemlich niedrig; also sollte es nicht schwierig sein hineinzuklettern.«
    Da Angie und Heather früher beste Freundinnen waren, ist Angie im Haus der Campbells praktisch aufgewachsen und kennt den Grundriss fast so gut wie den ihres eigenen Elternhauses. Seit Beginn dieser speziellen Mission werde ich den Verdacht nicht los, dass Angies Motiv, sich an Heather Campbell zu rächen, vielleicht sogar noch stärker ist als mein eigenes. Sie behauptet zwar gerne, Heather sei den Atem nicht wert, den es braucht, um über sie herzuziehen. Aber ich war es nicht, die diesen detaillierten Lageplan von Heathers Zuhause gezeichnet hat. Und nicht ich habe dafür mindestens vierundsechzig Wachskreiden benutzt, wenn man von der Vielfältigkeit der Schattierungen ausgeht. Deswegen bin ich nicht ganz sicher, wessen Racheaktion das hier eigentlich ist. Nicht, dass es einen Unterschied macht. Heather Campbell hat garantiert eine lange Liste an karmischen Sünden, die weit über unseren kleinen Kreis hinausgehen.
    »Möchtest du den Grundriss mitnehmen?«, fragt Angie. Sie faltet das Blatt wieder zusammen und reicht es mir.
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Ich glaube, ich habe mir alles gemerkt.«
    Zufrieden stopft Angie den Grundriss wieder in die Tüte. »Also dann. Ich denke, die Zeit ist gekommen.«
    Während wir uns zu dritt in mein Auto setzen und die zwei Meilen zum Haus der Campbells fahren, geht die Sonne allmählich unter. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fangen an zu flattern. Ihre Flügel schlagen zuerst nur sanft in Vorahnung des aufregenden Abenteuers, das vor uns liegt. Die Plastikdose, die mit unserer Geheimwaffe gefüllt ist, ruht sicher auf meinem Schoß, während ich mit dem Auto in die Einfahrt der Campbells abbiege und Angie mich zu dem geplanten Parkplatz dirigiert. Wir haben eine Unterhaltung auf dem Schulflur belauscht und wissen sicher, dass Heather heute bei Jenna übernachtet. Hoffentlich weil sie vorhat, mit Mason Schluss zu machen, und sich seelische Unterstützung von ihrer Freundin holen will.
    Während Angie ihren Sicherheitsgurt löst, gibt sie mir Anweisungen. »Sobald wir durch die Tür ins Haus gegangen sind, musst du bis hundert zählen und dich dann auf die Rückseite zum Badezimmerfenster schleichen.«
    Wieder nicke ich. »Alles klar.«
    Angie zieht ein Klippbrett aus ihrem Rucksack und überreicht es Jade, die auf dem Rücksitz sitzt. »Bist du bereit?«
    Jade nimmt das Klippbrett huldvoll entgegen und macht die Wagentür mit Schwung auf. »Absolut.«
    Ich zapple nervös auf meinem Fahrersitz, während ich zusehe, wie die beiden zur Haustür gehen und klingeln. Ich spüre, wie mein Puls beschleunigt, als Mrs Campbell an der Tür erscheint und ihre unerwarteten Gäste begrüßt. Von meinem Platz im Wagen aus höre ich zwar nicht, was sie sagen, aber ich sehe, dass Jade auf das Klippbrett in ihrer Hand zeigt. Wenn sie das Skript einhalten, das wir neulich Abend verfasst haben, dann beschreibt sie gerade die Umfrage, die sie im Rahmen eines Schulprojekts über Konsumverhalten durchführen. Und erklären, wie hilfreich es wäre, wenn Mrs Campbell ein paar einfache Fragen über ihre täglichen Einkäufe beantworten könnte.
    Ich sehe, dass Mrs Campbell hilfsbereit