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Fieses Karma

Fieses Karma

Titel: Fieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Ablage und tippt bedeutungsvoll darauf. Jade und ich beugen uns hastig vor, um sie besser sehen zu können. Die zusammengefaltete Broschüre besteht aus drei Seiten voller bunter Fotos und lila Text. Ganz oben ist fett das Wort MYZACLIN gedruckt.
    »Das ist eine Werbebroschüre für extrastarkes Myzaclin«, erklärt sie. »Sie wird an Apotheken und Drogerien im ganzen Land verteilt – auch an den Drugstore, in dem ich arbeite.«
    Jade und ich nicken ungeduldig, ohne etwas zu sagen.
    »Wie ich euch schon letzte Woche eröffnet habe«, fährt Angie mit ernster Miene fort, »wird extrastarkes Myzaclin von Hautärzten bei schwerer Akne und anderen unerwünschten Hautunreinheiten verschrieben.« Sie hält inne und holt tief Luft. »Egal was unsere Schönheitskönigin Heather Campbell uns glauben machen will – auch sie benutzt dieses Zeug.«
    Dank ihrem Job in Miller’s Drugstore weiß Angie, welche Medikamente die meisten Einwohner unserer Kleinstadt nehmen. Und jedes Mal, wenn Heathers Mutter in den Laden kommt, um das Rezept für ihre Tochter einzulösen, erhascht Angie an der Kasse einen Blick auf den Beizettel, der an die Seite der Medikamententüte geheftet ist. Daher wissen wir jetzt, dass Heather Campbells umwerfendes Aussehen – von ihrer Dauerstellungganz oben auf der gesellschaftlichen Leiter der Colonial Highschool ganz zu schweigen – nicht allein auf ihren Genen beruht. Heather schuldet den Großteil ihres Status als Schönheitskönigin einem lila-weißen Döschen. Und diese Aknesalbe ist in der Broschüre abgebildet, die Angie aufgeklappt hat. Mit der präzisen Eleganz einer Stewardess, die geübt auf die Notausgänge hinweist, zeigt Angie auf das Döschen. Mit erstaunlicher Freude und Sachkenntnis erklärt sie dann die wissenschaftlichen Hintergründe und endet: »Myzaclin ist ein sehr wirksames Medikament. Grundsätzlich wird es nur dann verschrieben, wenn das Gesicht der Patienten etwa so aussieht wie ein Streuselkuchen.«
    Ich kann ein unschönes Kichern nicht unterdrücken und mein Grinsen wird noch breiter. Jade sieht mich von der Seite an und versetzt meiner Schulter einen freundschaftlichen Stoß.
    »Doch heute Abend«, fährt Angie mit erhobenem Zeigefinger fort, »werden wir es durch etwas noch … Wirkungsvolleres ersetzen.« Sie wartet einen Augenblick; dann greift sie wieder in die Tüte. Ich spüre, wie Jade neben mir erstarrt. Unsere Blicke folgen gebannt Angies Hand, während sie in der Tüte raschelt. Schließlich zieht sie einen großen, schweren Gegenstand heraus und stellt ihn neben die Broschüre auf die Ablage.
    Ich starre verständnislos auf den blau-weißen Behälter mit Vaseline, der jetzt in Jades Badezimmer steht und so gar nicht zu ihren formschönen Cremedosen und den verschiedenen Lidschattentönen passt.
    »Vaseline?« Ich sehe Angie fragend an. »Du hast uns die ganze Zeit auf Vaseline warten lassen?«
    Anscheinend blickt Jade es viel schneller als ich. Plötzlich bricht sie in lautes, hysterisches Gelächter aus. »O mein Gott!«, ruft sie. »Das ist genial!«
    Ich sehe erst sie und dann Angie verständnislos an. »Wartet … was denn? Warum ist Vaseline genial?«
    Angie schraubt rasch den Deckel ab und hält mir den Behälterhin. »Wie du sehen kannst, ist sie weiß und cremig und wird aus Erdöl gemacht.«
    »Das man sich bei Akne eher nicht ins Gesicht schmieren sollte«, sage ich und begreife.
    »Na ja«, meint Jade lakonisch, »es sei denn, man will wie ein Streuselkuchen aussehen.«
    Wir schütteln uns mindestens zwei Minuten vor Lachen. Als wir uns endlich wieder beruhigt haben und der Kicheranfall vorbei ist, greift Angie erneut in die Tüte und holt eine kleine Plastikdose und einen Plastiklöffel heraus. Sie nimmt den Deckel der Dose ab und löffelt eine große Portion Vaseline hinein. Jade und ich sehen hämisch zu, während sie das Zeug mit dem Löffel umrührt. »Die Konsistenz muss genau richtig sein, damit sie der Aknesalbe auf dem Foto ähnelt«, sagt Angie fachmännisch und zeigt auf die Broschüre. Dann greift sie noch einmal in die Einkaufstüte. Diesmal holt sie eine kleine Tube Haarspülung heraus.
    Sie schraubt den Verschluss auf und drückt ungefähr die Hälfte des Tubeninhalts ebenfalls in die Plastikdose. »Vaseline allein ist nicht glatt genug. Und die Haarspülung überdeckt auch den Geruch.« Beim Reden vermischt sie die Massen gekonnt mit dem Plastiklöffel. Ich merke, dass ihr die Aktion enormen Spaß macht. Wahrscheinlich noch mehr als

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