Fieses Karma
bestreiten.«
Sofort komme ich mir total blöd vor. Und es wird noch schlimmer, denn er fährt fort: »Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es gut finde, mit einem vierzigjährigen Beratungslehrer verwechselt zu werden.«
»Oh«, stammle ich und starre auf meine Füße, als könnten die mir eine glaubhafte Ausrede liefern. »Es ist bloß, dass … na ja, du hast dieselbe Haarfarbe. Und, äh … du bist ungefähr so groß wie er, weißt du …« Schließlich gebe ich den Versuch, einen zusammenhängenden Satz zu sagen, auf und frage ihn offen: »Was machst du eigentlich hier?«
Natürlich ist es genauso bescheuert von mir, diese Frage zu stellen. Denn schließlich kann ich ja nicht bestimmen, wer sich offiziell im Büro des Beratungslehrers aufhalten darf und wer nicht. Im Gegensatz zu gewissen Leuten, die eine Gästeliste führen, auf der steht, wer zu ihren dämlichen Partys zugelassen ist und wer nicht.
»Ein paar Kopien«, sagt er und zeigt auf den Kopierer.
Nun, darauf war ich auch schon gekommen. Was ich ihn eigentlich fragen wollte, ist: »Hast du denn keine persönliche Assistentin, die solche Sachen für dich macht? Oder besitzt dein Vater nicht vielleicht irgendwo noch einen Copyshop?« Aber das Einzige, was ich herausbringe, ist: »Ach so, ja klar.«
Jetzt stehe ich da, unsicher, was ich als Nächstes sagen oder tun soll, und so starre ich wieder auf meine Füße.
»Macht es dir was aus, wenn ich fertig kopiere?« Er macht sich eindeutig über mich lustig.
»Äh … hm … ja. Ich meine, klar. Was auch immer«, murmle ich, während ich mich umdrehe und zurück zum Warteraum gehe, wo ich mich auf eines der Sofas setze, um auf den echten Mr Wilson zu warten. Doch das Einzige, an das ich denken kann, ist, wie blöde mich Spencer Cooper jetzt finden muss. Bestimmt hält er mich für völlig bekloppt.
Und dann frage ich mich, warum es mich überhaupt kümmert.
Vor allem, da so viele andere, wichtigere Dinge auf meinem Tagesplan stehen. Wie zum Beispiel unsere Mission heute Abend bei Heather Campbell Zuhause, die ihrem Leben garantiert eine neue Richtung geben wird.
Also hat das, was immer Spencer Cooper über mich denkt oder nicht denkt, im großen Ganzen keine Bedeutung. Schließlich erwarte ich in nächster Zeit keine neue Einladung ins Apartment. Ich würde sowieso nicht hingehen.
Punkt sechs Uhr komme ich bei Jade an. Ich trage »nächtliche Tarnkleidung«, wie sie es nennt. Im Grunde ist das nur eine nette Umschreibung für ganz in Schwarz. Eine schwarze Hose, ein langärmeliges schwarzes T-Shirt und schwarze Socken und Turnschuhe. Trotz meines Protests hat Jade auf diesem Outfit bestanden, weil sie mal in einem alten Film gesehen hat, wie irgend so ein Typ in der Dunkelheit herumschlich und man ihn wegen seiner schwarzen Kleidung kaum sehen konnte.
Sobald ich am oberen Treppenabsatz ankomme, sehe ich, dass Angie schon aufgeregt in Jades Zimmer auf mich wartet. Sie hockt auf der Bettkante und hat eine Plastiktüte voller »Zubehör« für unsere heutige Mission in den Armen. Sie umklammert die Tüte so fest, dass man glauben könnte, es wären topgeheime Dokumente für den Präsidenten darin.
Ich setze mich neben Angie und versuche, einen Blick in die Tüte zu werfen, doch sie reißt sie weg. Dann steht sie auf und lächelt Jade und mich schief an. »Seid ihr bereit, Apotheker zu spielen?« Sie zieht fragend die Augenbrauen hoch.
Zu dritt zwängen wir uns in Jades Bad. Jade und ich fixieren Angies Plastiktüte. Als Angestellte bei Miller’s, die auch eine Kosmetikabteilung haben, hat Angie sämtliche »Accessoires« für die Mission, die heute Abend steigt, besorgt. Jedes Mal, wenn wir mehr von ihr wissen wollten, hob sie nur abwehrend die Hand und sagte: »Ich hab euch doch gesagt, dass ich mich darum kümmere.« Auch wenn ich das Ziel unserer heutigen Operation und die groben Umrisse ihrer Durchführung kenne, tappe ich daher immer noch ziemlich im Dunkeln, was die Details betrifft.
Angie hält weiterhin den Griff der Plastiktüte fest, während ich versuche, durch das dichte weiße Plastik etwas zu erkennen. Doch meine Bemühungen sind umsonst. Offensichtlich hat sich Angie in weiser Voraussicht im Geschäft zwei Tüten geben lassen. Sie hat es echt drauf.
»Also gut«, fängt sie an. Wir wenden den Blick von der Tüte ab und sehen sie erwartungsvoll an. »Wir wissen alle, warum wir hier sind.« Sie fasst in die Tüte und holt eine Broschüre heraus. Sie legt die Broschüre auf die
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