Fieses Karma
Männer mit gezogenen Pistolen ins Geschäft. Sie befahlen Angie, das Geld aus der Kasse in den Sack zu stopfen, den sie ihr zuwarfen. Dann musste sie sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen.
»Und das Schlimmste daran war«, Angie lehnt sich mit hängenden Schultern an die Wand, »dass sie so blöde Masken trugen, sodass ich der Polizei überhaupt keine Beschreibung geben kann. Alles, was ich sagen kann, ist, dass die Typen, die mich beraubt haben, ungefähr eins achtzig groß waren und dass einer von ihnen nach Hamburger gerochen hat.«
»Na, das ist doch besser als nichts!«, sage ich in dem Versuch, sie aufzumuntern.
Angie lächelt gequält. »Sorry, dass ich euch hergebeten habe. Hast du gerade irgendwas Wichtiges gemacht?«
Ich wende den Kopf ab, um ihr nicht offen ins Gesicht lügen zu müssen. »Nein, ich hab nur gelernt.«
Jade wirft mir einen seltsamen Blick zu. »Am Samstagabend?«
Ich winde mich unbehaglich auf meinem Stuhl und murmle: »Ja, am Montag hab ich einen wichtigen Test.« Und ich bin froh, dass das Verhör hier endet.
Doch dass Angie dem Tod so knapp entronnen ist, bleibt nicht der einzige Schicksalsschlag, der uns trifft. Als ich am Montagabend von meinem Treffen mit Spencer nach Hause komme, warten meine Eltern mit ernsten Gesichtern auf mich.
»Wer ist denn gestorben?«, scherze ich, während ich den Vorratsschrank aufmache und nach einem Snack suche. Mein Vaterklopft mit dem Zeigefinger auf einen weißen Umschlag, der vor ihm liegt, und sieht mich erwartungsvoll an. So, als wüsste ich genau, was sich in dem Umschlag befindet, und als hätte ich eine sofortige Erklärung parat.
»Was ist das?«, frage ich desinteressiert, während ich eine Packung Käsestangen entdecke und die Schranktür wieder zumache.
»Warum hast du uns nichts gesagt?«, fragt mein Vater. Da weiß ich, dass keine gute Nachricht auf dem Küchentisch liegt.
Mein erster Gedanke ist, dass ich von einem College abgelehnt worden bin. Aber es ist erst März und die Antwortschreiben der Colleges werden nicht vor April rausgeschickt. Ich ziehe eine Käsestange aus der Packung, breche ein Stück ab und stecke es mir in den Mund. »Woher soll ich wissen, was dadrin ist? Ich sehe es doch zum ersten Mal.«
Dad schiebt den Umschlag über den Tisch, und als ich einen Blick darauf werfe, sehe ich, dass der Umschlag an ihn adressiert ist und schon geöffnet wurde. Also weiß ich nun zweierlei: 1. was auch immer drin ist, ist nicht gut, und 2. was auch immer drin ist, wurde schon von meinen Eltern gesichtet und vermutlich ausführlich besprochen, bevor es mir jetzt vorgelegt wird.
Ich lege den Rest der Käsestange auf den Tisch und packe vorsichtig den Inhalt des Umschlags aus. Es ist ein Blatt Papier und das Erste, was ich darauf erblicke, ist ein Foto von mir. Ja, von mir! Auf dem Foto sitze ich am Steuer meines Autos und fahre, wie es aussieht, denn mit einer Hand steuere ich den Wagen und mit der anderen Hand … ach Shit.
In der anderen Hand halte ich mein Handy. Und mein Handy klebt an meinem Ohr.
Okay, das hier ist nicht gut. Dann wandert mein Blick weiter hinauf zu dem, was über dem Foto steht. Ganz oben auf dem Blatt steht »Bescheid über eine Ordnungswidrigkeit im Straßenverkehr«. Mir rutscht das Herz in die Hose.
»Das verstehe ich nicht«, bringe ich mühsam heraus, als ichaufblicke und feststelle, dass mein Vater mich aufmerksam ansieht. Sein Blick fordert eine Erklärung, doch gleichzeitig drückt er aus, dass ich mich durch keine Erklärung der Welt ohne Strafe aus dieser Sache rauswinden kann.
»Du wurdest geblitzt«, erklärt meine Mutter ohne jedes Mitgefühl. »Und der Name deines Vaters steht drauf, weil dein Wagen auf ihn zugelassen ist.«
Ich glaube, an diesem Punkt ist es am besten, wenn ich mich dumm stelle. Vor allem, weil ich keine Ahnung habe, wovon sie spricht. »Was wurde ich?«
»An der Kreuzung zwischen der Main Street und der Third Street, wo dieses Foto vor einem Monat gemacht wurde, steht ein Blitzer«, sagt mein Vater.
»Willst du damit etwa sagen, die haben mich beim Fahren geknipst?« Ich bemühe mich, empört zu klingen. Vielleicht bringt es mir ein paar Sympathiepunkte, diese Ungerechtigkeit und Verletzung meiner Privatsphäre zu erwähnen.
»Nicht nur beim Fahren «, ergänzt meine Mutter, »sondern beim Fahren über eine rote Ampel.«
»Während du telefoniert hast«, fügt mein Vater hinzu und klopft mit dem Fingernagel noch tiefere Dellen ins Papier. »Was
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