Fieses Karma
erklären würde, warum du die rote Ampel übersehen hast. Weil du dich nicht aufs Fahren konzentriert hast.«
Plötzlich kommt die Erinnerung zurück. Es war gleich nachdem ich über den Beweis gestolpert war, dass Mason in seinem Test betrogen hat, und als ich zu Angie gefahren bin, um ihr und Jade die gute Nachricht zu überbringen. Das komische Blitzlicht war gar kein Paparazzo, der einen Promi geknipst hat. Es war eine Kamera, die mich dabei fotografiert hat, wie ich bei Rot über die Kreuzung gefahren bin!
»Aber die Ampel war gelb!«, widerspreche ich, als ich mich daran erinnere, wie ich Gas gegeben habe, um es noch zu schaffen, bevor die Ampel auf Rot umschaltet.
Mein Vater nimmt mir den Strafzettel aus der Hand und klopft mit der flachen Hand darauf. »Offenbar nicht.«
Ich bin nicht sicher, worüber er sich mehr ärgert – die Tatsache, dass ich bei Rot über die Ampel gefahren bin oder dass ich beim Fahren telefoniert habe. Ich frage lieber nicht nach, denn mir ist klar, dass die Sache dann eskaliert und ich mir eine dieser Gardinenpredigten anhören muss, die mit dem Satz anfangen: »Es gibt vieles an dieser Situation, das uns Sorgen macht, Maddy …« Also halte ich lieber den Mund.
»Deine Mutter und ich haben darüber gesprochen, welche Strafe du dafür bekommen solltest, und außer der Tatsache, dass du beide Geldstrafen auf diesem Strafzettel aus eigener Tasche zahlen wirst, haben wir entschieden, dass das einzig Angemessene ist, dir für zwei Wochen entweder dein Handy oder dein Auto wegzunehmen, da du offensichtlich beide Privilegien gleichermaßen missbraucht hast«, sagt mein Vater.
Ich fange an zu überlegen, was von beidem ich eher zwei Wochen entbehren kann, und wäge in Gedanken die Vor- und Nachteile ab, als mir schlagartig klar wird, dass ich gar keine Wahl habe. Die Entscheidung wurde längst getroffen.
»Für die nächsten vierzehn Tage darfst du mit deinem Auto nicht fahren«, eröffnet mir mein Vater.
»W as ?« Ich bin fassungslos. Meine eigene Entscheidung wäre vermutlich das Handy gewesen, da ich mir in der Schule immer Jades oder Angies Handy borgen kann, und hier im Haus haben wir auch noch einen Festnetzanschluss. Aber mein Auto? Das macht mich vollkommen hilflos und verwundbar. Ganz zu schweigen davon, dass ich dann nicht mehr mobil bin. Wie soll ich denn zur Schule und wieder nach Hause kommen?
Als ich meinen Eltern genau diese Frage stelle, antwortet mein Vater gelassen: »Du kannst mit dem Bus fahren.«
Meine Augen füllen sich mit Tränen. »Ich kann nicht mit dem Bus fahren. Nur Versager und Erstklässler fahren mit dem Bus !«
»Na, dann kannst du ja Jade oder Angie bitten, dich mitzunehmen«, sagt meine Mutter.
»Jade bereitet sich die ganze Woche über aufs Vorsprechen für das neue Theaterstück vor und Angie muss nach der Schule arbeiten!«
Doch in Dads Gesicht zeigt sich keine Spur von Mitgefühl. Er steht nur da und zuckt mit den Schultern. »Dann musst du wohl doch den Bus nehmen.«
Um die Wahrheit
zu sagen
Zum Glück muss ich nur mit dem Bus von der Schule nach Hause fahren, weil Jade mir anbietet, mich morgens abzuholen.
Als ich am Freitagnachmittag im Schulbus sitze, vibriert mein Handy. Ich nehme ab und sofort erzählt mir Angie atemlos, dass sie gesehen hat, wie ihr Exfreund mit dem Fahrrad nach Hause gefahren ist.
»Wirklich?« Ich spüre eine gewisse Befriedigung, dass ich wenigstens nicht die Einzige bin, die in letzter Zeit alternative Transportmittel organisieren muss.
»Ja«, antwortet Angie. »Seine Eltern sollen Ryan vor Kurzem sein Auto weggenommen haben!«
»Das gibt’s doch nicht!«, sage ich verblüfft, während ich mich zurücklehne und meine Knie an der Rückenlehne des Vordersitzes abstütze.
»Doch«, bestätigt Angie. »Wegen dem Ladendiebstahl.«
Ich lache herzlich. »Das ist echt der Hammer.«
»Jetzt hat er nicht nur seinen Platz im Baseballteam verloren, sondern auch noch sein Auto. Und das nicht nur für ein paar Wochen. Seine Eltern haben gesagt, wenn er ein eigenes Auto will, muss er sich das Geld zusammensparen und sich selbst eins kaufen. Also fährt er womöglich noch eine ganze Weile Fahrrad!«
»Oh wow, das ist genial.«
»Es ist definitiv ein Detail, das ins Notizbuch des Karma-Klubs gehört.«
»Ja«, stimme ich zu. »Das erledige ich gleich.«
Ich beende das Gespräch und vergewissere mich, dass ich nicht beobachtet werde. Dann hole ich unser Klubnotizbuch aus dem Rucksack. Ich klappe es auf und
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