Fieses Karma
Ich habe Mr Wilson angeschwindelt und ihm gesagt, ich hätte Probleme, meine eigenen Hausaufgaben zu bewältigen. Deswegen hat er Spencer einen anderen Nachhilfelehrer zugewiesen. Denn ehrlich gesagt: Nach zwei oder drei Nachhilfestunden, in denen wir uns nur auf seiner Couch vergnügt hatten, kam ich mir fast wie eine Prostituierte vor, wenn ich meinen Scheck im Büro des Schulberaters abholte. Was Mr Wilson wohl zu meinem Zuhälter machen würde.
Okay, wurks.
Beinahe hätte ich es sogar geschafft, mir einzureden, dass es mir egal ist, was Spencer auf Jennas Spind geschrieben hat. Schließlich ist Jenna nicht unbedingt der netteste Mensch auf Erden. Ich weiß zwar, dass das keine Entschuldigung für Spencers Untat ist, aber sorry, wenn jemand so küssen kann, dann fängt man an, sich gewisse Dinge einzureden … alles Mögliche. Egal was, Hauptsache, diese Küsse hören nicht auf.
Am Samstagabend liege ich auf Spencers Bett (angezogen, herzlichen Dank), wir knutschen rum und es fühlt sich herrlich an, als wir durch das Klingeln meines Handys gestört werden. Es ist Angies Klingelton, aber ich mache einfach weiter.
»Willst du nicht rangehen?«, murmelt Spencer gedämpft zwischen den Küssen.
»Nein«, murmle ich und ziehe ihn näher zu mir heran.
Meine Antwort scheint ihn nicht weiter zu kümmern, denn ergibt sich damit zufrieden und die Dinge laufen einfach weiter … Hätte mir jemand vor ein paar Monaten erzählt, dass ich an diesem Samstagabend auf einem Bett in einer der sagenumwobenen Villen der Coopers liegen würde, Spencers Zunge im Mund, während die Party im Apartment, zu der er angeblich nicht gehen will, nur ein paar Meilen von hier entfernt steigt, dann hätte ich die Person für vollkommen verrückt erklärt. Denn Leute wie ich knutschen nicht mit Leuten wie Spencer rum.
Wieder klingelt das Handy, und wieder ist es Angie. Ich stöhne leise. Spencer zieht sich zurück und richtet sich auf. Dann holt er das Handy aus meiner Tasche und gibt es mir. »Wer immer das ist, ist ganz schön hartnäckig. Vielleicht solltest du doch lieber rangehen.«
Ich schüttele den Kopf, drücke auf »ignorieren« und lege es beiseite. »Das ist Angie«, wiegele ich ab. »Die ist immer hartnäckig. So tickt sie einfach. Ich ruf sie später zurück.«
Doch dann klingelt das Handy zum dritten Mal und Spencer wirft mir einen Blick zu, der sagt: »Geh einfach ran und bring es hinter dich, damit wir weitermachen können.«
Mit einem Seufzen greife ich widerstrebend nach meinem Handy und drücke auf die grüne Taste. »Hi, Ange«, sage ich und bemühe mich, so zu klingen, als wäre ich allein. »Was gibt’s?«
»Maddy?« In Angies Stimme schwingt etwas mit, das mich stutzig macht. Es klingt stark nach Angst. Und das passt einfach nicht zu Angie.
»Angie, ist alles okay?«
Die Leitung bleibt stumm, und ich spüre einen Schauer düsterer Vorahnung. Ich wiederhole meine Frage noch eindringlicher. Spencer spürt die Unruhe in meiner Stimme und formt mit den Lippen die Frage: »Was ist los?« Ich schüttle den Kopf und wende mich von ihm ab.
Schließlich antwortet Angie: »Nicht wirklich.«
»Was ist denn passiert?«
Ich höre, wie sie tief Luft holt. »Ich bin auf der Polizeiwache«, sagt sie schließlich.
»Was? Warum?« Sofort fällt mir der Karma-Klub ein. Wir sind aufgeflogen. Es ist vorbei. Das Spiel ist aus. Irgendjemand muss gewusst haben, dass wir Heathers Hautsalbe ausgetauscht oder dass wir den Schlüpfer in Ryans Einkaufstüte gesteckt haben. Und jetzt sind wir am Ende.
Doch stattdessen sagt Angie: »Der Drugstore wurde überfallen. Ich wurde mit einer Pistole bedroht.«
Das Böse kommt näher
Vor Schreck rutscht mir fast das Handy aus der Hand. »W aaas ?«, stottere ich. »Ist dir auch nichts passiert?«
»Ich stehe bloß ein bisschen unter Schock«, antwortet sie gefasst. »Würde es dir was ausmachen, herzukommen und mir Gesellschaft zu leisten?« Sie ist eindeutig ruhiger, als ich es in ihrer Situation wäre.
»Klar«, sage ich und krame schon unter Spencers Bett nach meinen Schuhen. »Ich komme sofort.«
»Ist alles in Ordnung?«, fragt Spencer, als ich aufgelegt habe.
Wäre ich im Augenblick nicht so geschockt, dann würde mir seine Besorgnis wahrscheinlich gefallen. Ich meine, bisher haben wir nur rumgeknutscht – was traumhaft schön war –, doch das Thema Beziehung steht noch nicht im Raum. Womit ich kein Problem habe, ehrlich. Ich brauche momentan wirklich keine neuen Komplikationen
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