Fieses Karma
scharf und warte auf die Zauberworte. Auf die eine simple Forderung, die für uns der Weg aus dem Schlamassel bedeutet und uns wieder auf die richtige Bahn bringen wird.
Und dann kommt sie.
»Ich will die Hilfe eures kleinen Klubs«, sagt sie nüchtern. »Ich will, dass ihr eure fiesen kleinen Gehirnzellen anstrengt und mir einen eigenen kleinen Racheplan entwerft.«
»Und dann gibst du uns das Notizbuch zurück?«, frage ich.
Sie grinst. »Klar doch.«
Ich stoße einen Seufzer der Erleichterung aus und wende mich Jade und Angie zu. Auch sie wirken beruhigt über den Ausweg, den Jenna uns anbietet.
Jenna blickt jeder von uns in die Augen, lässt die Haarsträhne los, die sie in den letzten fünf Minuten malträtiert hat, und sagt: »Ihr braucht mir bloß zu helfen, Spencer Cooper abzuschießen. Dann kriegt ihr das Notizbuch zurück.«
Das ultimative Ultimatum
Ich fühle mich, als hätte mir gerade jemand in den Magen geboxt. Nicht dass ich jemals in den Magen geboxt worden wäre. Aber als ich acht war, bin ich vom Klettergerüst gefallen und bekam keine Luft mehr, sodass ich noch nicht mal weinen konnte. Ich kann mir vorstellen, dass sich ein Schlag in die Magengrube genauso anfühlt. So fühle ich mich jetzt. Als hätte mir jemand einen solchen Schlag in die Magengrube verpasst, dass ich keine Luft mehr bekomme und weder weinen noch schreien kann. Ich kann noch nicht mal sprechen.
Dies ist eine jener Lagen, die Leute als »Klemme« bezeichnen. So wie in »Na, jetzt steckst du wirklich in der Klemme, was?« Eines weiß ich bestimmt: Es macht keinen Spaß.
Jenna gibt uns genau eine Woche Zeit für einen Plan, mit dem sie es Spencer heimzahlen kann. Ich vermute, falls wir dann mit leeren Händen kommen, gibt sie das Notizbuch einfach an die Person weiter, die den größten Schaden anrichten kann. Das könnte zum Beispiel der Herausgeber unserer Schülerzeitung sein oder Heather Campbell oder auch die Polizei. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
»Das können wir nicht machen!«, beschwöre ich die beiden anderen vom Rücksitz aus, während wir in Jades Auto zu ihr fahren, um unsere Lage zu besprechen.
»Warum denn nicht?«, fragen Jade und Angie beinahe einstimmig.
»Weil es Erpressung ist! Sie erpresst uns!« Rein zufällig war das noch vor zehn Minuten etwas, wogegen ich nicht das Geringste hatte, solange es bedeutete, ungeschoren davonzukommen.
»Na und?«, meint Jade. »Dadurch bekommen wir das Notizbuch zurück und es erspart uns eine Menge Erklärungen und viel, viel Ärger.«
»Aber das können wir Spencer nicht antun«, widerspreche ich.
»Wen kümmert Spencer ?«, fragt Angie. »Nach dem, was er auf Jennas Spind gesprüht hat, hat der Typ sowieso verdient, dass sie es ihm heimzahlt.«
O Gott, warum tust du mir das an? Weil ich gelogen habe, stimmt’s? Das hier ist meine Strafe dafür, dass ich meine Freunde angelogen habe. Bravo. Tolles Spiel. Eins zu null für dich.
»Aber…«, stammle ich. »Aber … was ist, wenn er es gar nicht geschrieben hat? Was ist, wenn es jemand anderes war? Dann bestrafen wir ihn zu Unrecht.«
»Was soll das? Bist du jetzt etwa Spencer Coopers Verteidigerin oder was?«, gibt Angie zurück. »Hast du schon vergessen, was in der Wohnung seiner Eltern passiert ist?«
»Aber das war doch nicht seine Schuld«, argumentiere ich, während mir klar wird, dass ich immer tiefer in das dunkle Loch der Täuschungen sinke. Doch an diesem Punkt habe ich keine Wahl mehr, oder?
»Maddy«, sagt Jade etwas sanfter. »Wir kennen diesen Spencer Cooper noch nicht mal. Und soweit ich weiß, ist er ein verwöhntes Kind reicher Eltern, dessen Daddy ihn aus jeder Schwierigkeit herauskaufen kann, in die wir ihn jemals bringen könnten. Deswegen halte ich es für das Klügste, wenn wir anfangen, über die Operation ›Spencer auslöschen‹ nachzudenken und uns darauf zu konzentrieren, wie wir uns aus Jenna LeRoux’ Würgegriff befreien können.«
Ich sitze stumm auf dem Rücksitz.
»Hey, ich hab eine Idee«, wirft Angie jetzt ein. »Wie wäre es,wenn wir ihm ein Enthaarungsmittel in sein Shampoo tun, sodass ihm die Haare büschelweise ausfallen?«
»Au ja, gute Idee«, sagt Jade. »Oder wir könnten in seinem Namen Blumen und Liebesbriefe an die Rektorin Mrs Chandler schicken.«
»Nein, ich hab’s«, sagt Angie. Sie kichert und hat für meinen Geschmack viel zu viel Spaß daran. »Lasst uns am nächsten Wochenende einen männlichen Stripper auf die Party im Apartment schicken und
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