Fieses Karma
ihn nach Spencer fragen.«
Jade bricht in lautes Gelächter aus und ich sehe voller Horror zu, wie die beiden Monster, die ich erschaffen habe, den Untergang meines heimlichen Freunds planen. Ich schäme mich umso mehr, als ich noch vor ein paar Wochen genauso unbeschwert mitgemacht und ein paar eigene lustige Rachepläne beigesteuert hätte. Jetzt ist mir zum Heulen zumute.
»Oder … oder …«, sagt Jade, während sie sich vor Lachen schüttelt. »Wir könnten eine Webseite erstellen, auf der …«
»Hört auf!«, schreie ich. Ich fühle mich, als würde ich außerhalb meines Körpers schweben und hätte die Kontrolle über jede Handlung verloren.
»Was hast du denn?« Angie dreht sich nach mir um und sieht mich erbost an.
»Das können wir nicht machen. Das können wir ihm nicht antun.«
Und jetzt fange ich wirklich an zu weinen. Noch so eine Sache, die ich nicht mehr im Griff habe. Die Tränen kommen von ganz alleine. Als hätte jede einzelne Träne ihren eigenen Willen und würde sich triumphierend über den letzten Rest an Kraft, der in mir steckt, hinwegsetzen.
»Maddy«, sagt Angie etwas sanfter, »hör auf zu weinen. Alles wird gut. Wir drehen nur noch dieses eine Ding und dann gibt Jenna uns das Notizbuch zurück und alles ist vorbei.«
Für ein paar Sekunden schweige ich, während Angie mich anstarrt und Jade mir durch den Rückspiegel kurze, besorgte Blicke zuwirft.
Mir ist klar, dass ich jetzt mit der Wahrheit rausrücken muss. Ich kann mich nicht zurücklehnen und zulassen, dass meine Freunde Spencer so etwas antun. Er ist nicht so, wie sie denken. Er ist anders. Er ist freundlich und sanft und total süß. Ganz zu schweigen davon, dass er vollkommen unschuldig ist.
Ich wische mir die Tränen weg und hole Luft, um mir Mut zu machen. Dann sage ich: »Es ist nur, dass … Spencer und ich … also, wir sind zusammen.«
Jade macht eine Vollbremsung. Hinter uns wird laut gehupt, und sie fährt den Wagen schnell an den Straßenrand. Dann löst sie ihren Sicherheitsgurt und dreht sich zu mir um. »Was hast du gesagt?«
Da sitze ich nun hinten auf dem Rücksitz, während meine beiden besten Freundinnen mich anstarren. Auf ihren Gesichtern lese ich Schock und Enttäuschung. Ich senke den Blick. »Ich wollte es euch ja sagen, das schwöre ich, aber ich wusste nicht, wie. Und ich hatte Angst, dass ihr sauer werdet, nachdem …«
»Nach allem, was wir getan haben, um es dem Schlappschwanz heimzuzahlen, mit dem du zuletzt zusammen warst!« Angie schreit jetzt förmlich.
»Es tut mir leid«, sage ich und winde mich vor Verlegenheit. »Es ist ganz spontan passiert. Ich hab ihm bei sich zu Hause Nachhilfe gegeben, und plötzlich haben wir uns geküsst und es war so schön und er war so lieb und …«
»Aber was ist mit dem Dreck, den er auf Jennas Spind geschmiert hat?«, wirft Jade mir an den Kopf.
»Das ist es ja gerade«, sage ich, bemüht, mich und Spencer zu verteidigen. »Er hat es nicht geschrieben. Er weiß nicht, wer es war. Er glaubt, Jenna könnte es selbst gewesen sein.«
Angie verdreht stöhnend die Augen. »Zumindest erzählt er dir das.«
Ich schüttle erschöpft den Kopf. »Nein, ich glaube ihm. Ich glaube ihm wirklich.«
Jade schnaubt verächtlich. »Ja, Mason hast du auch zwei Jahre lang geglaubt, und wir wissen ja, wie das ausgegangen ist.«
»Nein, mit Spencer ist es anders«, versuche ich ihnen zu erklären, doch ich merke, dass sie mir nicht mehr zuhören. Es ist sinnlos, etwas zu sagen, sie glauben mir sowieso nicht. Und ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Wahrscheinlich würde ich mir selbst auch nicht glauben.
»Was ist mit unserem Pakt? Wir wollten doch zusammenhalten?«, fragt Jade schließlich. »Wir wollten uns gegenseitig beschützen, weil die Jungs es nicht tun. Das sind alles Weiberhelden. Na, klingelt es bei dir? Das sollte es, denn das hast du gesagt.«
»Ich wünschte, ihr würdet mich verstehen«, flehe ich sie an. »Spencer ist nicht so, wie ihr denkt. In Wirklichkeit ist er ein total lieber Typ.«
»Ach, so läuft das also?« Angie sieht mich so tief enttäuscht an, dass mein Herz aussetzt. »Er ist dir also wichtiger als wir?«
»Nein, das stimmt nicht«, sage ich und fühle mich, als würde die Welt auf mich einstürzen und mich zerschmettern. »Es muss doch noch einen anderen Weg geben, um das Notizbuch von Jenna zurückzubekommen.«
Jade legt den Gang ein und fährt wieder los. In ihrer Stimme schwingt etwas mit, das ich nur als Verachtung deuten
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