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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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verliere, zieh ich mich einfach zurück. Weißt du, wie eine Katze.»
    «Wann hast du Harvey Stone gesehen?»
    «Im Crillon. Harvey war gerade ein bißchen entmutigt. Hatte seit drei Tagen nichts gegessen. Ißt nichts mehr. Zieht sich einfach wie eine Katze zurück. Wirklich traurig.»
    «Der ist quietschvergnügt.»
    «Fein, wenn er sich nur nicht wie eine Katze zurückziehen würde. Macht mich nervös.»
    «Was wollen wir heute abend machen?»
    «Ganz gleich. Nur nicht den Kopf hängenlassen. Glaubst du, daß sie hier hartgekochte Eier haben? Wenn sie hier hartgekochte Eier haben, brauchten wir ja nicht den ganzen Weg bis zur Insel zu gehen, um was zu essen.»
    «Nix», sagte ich. «Wir werden ordentlich essen.»
    «War ja nur ein Vorschlag», sagte Bill. «Wollen wir aufbrechen?»
    «Los.»
    Wir gingen weiter den Boulevard entlang. Eine Pferdedroschke fuhr an uns vorbei. Bill sah ihr nach.
    «Hast du die Pferdedroschke gesehen? Laß ich dir zu Weihnachten ausstopfen. Werde allen meinen Freunden ausgestopfte Tiere schenken. Ich bin ein Tierschriftsteller.»
    Ein Auto fuhr vorbei, jemand winkte und klopfte, damit der Chauffeur anhielt. Das Taxi fuhr an die Bordschwelle. Brett saß darin.
    «Schöne Dame», sagte Bill, «wird uns entführen.»
    «Hallo», sagte Brett, «hallo.»
    «Dies ist Bill Gorton, Lady Ashley.»
    Brett lächelte Bill zu. «Ich bin gerade zurück. Noch nicht einmal gebadet. Michael trudelt heute abend ein.»
    «Schön, komm mit uns essen; wir holen ihn dann alle zusammen ab.»
    «Muß mich säubern.»
    «Ach Unsinn. Komm mit.»
    «Muß baden. Er kommt um neun an.»
    «Komm und trink wenigstens was vorm Baden.»
    «Das kann man machen. Jetzt sprichst du ein vernünftiges Wort.»
    Wir stiegen in das Taxi. Der Chauffeur sah sich um.
    «Halten Sie beim nächsten Bistro», sagte ich.
    «Wir könnten genausogut in die Closérie gehen», sagte Brett. «Ich kann diesen verdammten Cognac nicht vertragen.»
    « Closérie des Lilas. »
    Brett wandte sich zu Bill.
    «Sind Sie schon lange in dieser verpesteten Stadt?»
    «Gerade heute aus Budapest gekommen.»
    «Wie war Budapest?»
    «Herrlich. Budapest war herrlich.»
    «Frag ihn mal nach Wien.»
    «Wien», sagte Bill, «ist eine merkwürdige Stadt.»
    «Sehr ähnlich wie Paris.» Brett lächelte ihn an, und Fältchen standen um ihre Augen.
    «Getroffen», sagte Bill. «Sehr ähnlich wie Paris in diesem Moment.»
    «Du fängst ja gut an.»
    Auf der Terrasse des Lilas bestellte Brett einen Whiskey-Soda. Ich trank auch einen, und Bill trank noch einen Pernod.
    «Wie geht’s dir, Jake?»
    «Glänzend», sagte ich. «Hab mich glänzend amüsiert.»
    Brett sah mich an. «Es war idiotisch von mir, daß ich weggereist bin», sagte sie. «Man ist verrückt, wenn man aus Paris weggeht.»
    «Hast du dich gut amüsiert?»
    «O ja. War interessant, nicht wahnsinnig amüsant.»
    «Irgendwen gesehen?»
    «Nein, fast niemand. Bin nie ausgegangen.»
    «Hast du nicht gebadet?»
    «Nein, hab gar nichts gemacht.»
    «Klingt wie Wien», sagte Bill.
    Um Bretts Augen entstanden viele kleine Fältchen, als sie ihn ansah.
    «Also so war es in Wien?»
    «Genauso.»
    Brett lächelte ihm noch mal zu.
    «Hast einen netten Freund, Jake.»
    «Nichts gegen ihn zu sagen», sagte ich. «Er ist Tierausstopfer.»
    «Das war in einem anderen Land», sagte Bill. «Und außerdem waren alle Tiere tot.»
    «Noch einen», sagte Brett, «und ich muß laufen. Bitte, schick doch den Kellner nach einem Taxi.»
    «Da stehen ja eine Menge genau vor der Tür.»
    «Schön.»
    Wir tranken noch einen und setzten Brett in ein Taxi.
    «Vergiß nicht, gegen zehn im Sélect. Bring ihn mit. Michael kommt auch.»
    «Wir sind da», versicherte Bill. Das Auto fuhr an, und Brett winkte.
    «Ein Tausendsassa», sagte Bill. «Verdammt nett. Wer ist Michael?»
    «Der Mann, den sie heiraten wird.»
    «Na», sagte Bill. «In dem Stadium treffe ich die Leute immer. Was soll ich ihnen schicken? Glaubst du, daß sie sich über ein paar ausgestopfte Rennpferde freuen würden?»
    «Wir wollen lieber essen gehen.»
    «Ist sie wirklich Lady Sowieso?» fragte Bill auf dem Weg im Taxi nach der Ile St. Louis.
    «O ja, im Ahnenverzeichnis und sonstwo.»
    «Na, na.»
    Wir aßen bei Madame Lecomte auf der entgegengesetzten Seite der Insel. Es war mit Amerikanern überfüllt, und wir mußten stehen und auf einen Platz warten. Irgendwer hatte es auf der Liste des amerikanischen Frauenclubs als ein merkwürdiges, von Amerikanern noch

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