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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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daraus.
    Gerade in dem Augenblick kam ein alter Mann mit langem Haar und Bart über die Brücke. Seine Kleidung war aus Drillich. Er trug einen großen Stock, und ein Reh baumelte ihm, an allen vieren zusammengebunden, mit dem Kopf nach unten, den Rücken herunter.
    Der Karabinieri winkte ihm mit seinem Säbel zu, er solle dableiben. Der Mann wandte sich, ohne ein Wort zu sagen, um und ging den weißen Weg, der nach Spanien führte, wieder zurück.
    «Was ist denn mit dem Alten?» fragte ich.
    «Er hat keinen Paß.»
    Ich bot dem Grenzposten eine Zigarette an. Er nahm sie und bedankte sich.
    «Was wird er machen?» fragte ich.
    Der Posten spuckte in den Staub.
    «Na, er wird einfach durch den Fluß waten.»
    «Wird viel geschmuggelt?»
    «Oh», sagte er, «eine ganze Menge.»
    Der Chauffeur kam heraus, faltete die Papiere zusammen und steckte sie in die Innentasche seines Mantels. Wir stiegen alle wieder ein, und es ging los, auf der weißen, staubigen Straße nach Spanien. Noch eine Weile sah das Land aus wie vorher; wir stiegen die ganze Zeit, dann passierten wir die Spitze eines Col, die Straße wand sich immer hin und her in Spiralen um sich selbst, und dann war es wirklich Spanien. Lange braune Berge und ein paar Fichten und weit weg Buchenwälder auf einigen Berghängen. Der Weg führte um den Gipfel des Col, und dann ging es hinunter, und der Fahrer mußte hupen und langsamer fahren und zur Seite ausbiegen, um nicht zwei auf dem Weg liegende schlafende Esel zu überfahren. Wir kamen den Berg hinunter und durch einen Eichenwald, und im Wald graste weißes Vieh. Weiter unten waren grasreiche Ebenen und klare Flüsse, dann kamen wir über einen Fluß und durch ein kleines, düsteres Dorf, und dann stiegen wir wieder bergan. Wir stiegen und stiegen und kamen über einen anderen hohen Col und wendeten dann, und der Weg führte rechts hinunter, und wir sahen eine ganze Kette neuer Berge im Süden, die alle braun und wie geröstet aussahen und seltsam geformt und durchfurcht waren.
    Nach einer Weile ließen wir die Berge hinter uns und kamen auf eine Straße, die zu beiden Seiten mit Bäumen bestanden war. Wir kamen an einem Fluß und an reifen Getreidefeldern vorbei, und die Straße führte weiter, sehr gerade, sehr weiß, und hob sich dann zu einer kleinen Anhöhe, und links davon war ein Berg mit einem alten Schloß, das viele Gebäude umgaben, und einem Getreidefeld, das bis zu den Mauern ging und im Wind hin und her schwankte. Ich saß vorn beim Chauffeur und drehte mich um. Robert Cohn schlief, aber Bill sah und nickte mit dem Kopf. Dann fuhren wir über eine weite Ebene, und auf der rechten Seite floß ein großer Strom, der in der Sonne zwischen den Baumreihen glänzte, und weit in der Ferne erhob sich das Plateau von Pamplona aus der Ebene und die Mauern der Stadt und die große braune Kathedrale und die durch die anderen Kirchen gebrochene Linie des Horizonts. Hinter dem Plateau lagen die Berge, und wohin man auch sah, überall waren Berge, und vor uns dehnte sich die Straße weiß quer durch die Ebene Pamplona entgegen.
    Wir kamen auf der anderen Seite des Plateaus in die Stadt; die Straße war uneben, steil und staubig, mit Bäumen, die etwas Schatten gaben, zu beiden Seiten, und lief dann ebenmäßig in dem neuen Teil der Stadt, den sie jetzt vor den alten Mauern aufbauen. Wir kamen bei der Stierkampfarena vorbei, die hoch und weiß, ein Betonbau, in der Sonne lag, und kamen dann durch eine Seitenstraße auf den großen Platz und hielten vor dem Hotel Montoya.
    Der Chauffeur half uns die Taschen abladen. Eine Menge Kinder standen herum und starrten den Wagen an, und der Platz war heiß, und die Bäume waren grün, und die Fahnen hingen an ihren Stangen, und es war angenehm, aus der Sonne in den Schatten der Arkaden zu gelangen, die um den ganzen Platz herumführten. Montoya freute sich, uns zu sehen, schüttelte uns die Hände und gab uns gute Zimmer mit der Aussicht auf den Platz, und dann wuschen und säuberten wir uns und gingen hinunter ins Eßzimmer zum Lunch. Der Chauffeur blieb zum Essen, und dann bezahlten wir ihn, und er fuhr wieder nach Bayonne zurück.
    Im Montoya gibt es zwei Eßzimmer. Eines ist oben im zweiten Stock mit der Aussicht auf den Platz. Das andere liegt eine Treppe tiefer als der Platz und hat eine Tür, die nach einer Seitenstraße geht, auf der die Stiere morgens früh, wenn sie in den Toril traben, vorbeikommen. In dem tief gelegenen Eßzimmer ist es immer kühl, und wir aßen

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