Fiesta
führt, sehr heiß. Wir gingen auf die Brücke und machten dann einen Spaziergang durch die Stadt.
Es war nicht so ganz sicher, daß Mikes Angelruten rechtzeitig aus Schottland ankommen würden, darum suchten wir nach einem Laden, wo man Angelgerät kaufen konnte, und kauften schließlich über einer Schnittwarenhandlung für Bill eine Angelrute. Der Mann, der das Angelzeug verkaufte, war aus, und wir mußten warten, bis er wieder zurück war. Endlich kam er, und wir kauften eine ganz gute billige Rute und zwei Käscher.
Wir gingen wieder auf die Straße und besahen die Kathedrale. Cohn machte die Bemerkung, daß dies ein sehr gutes Beispiel von irgendwas sei, ich habe vergessen, wovon. Es schien eine hübsche Kathedrale zu sein, hübsch und düster, so wie spanische Kirchen. Dann gingen wir an der alten Befestigung vorbei und bis zum Büro des örtlichen Syndicat d’Initiative, wo der Omnibus abgehen sollte. Da sagte man uns, daß der Omnibusdienst erst vom i. Juli an funktioniere. Im Reisebüro erkundigten wir uns, wieviel ein Auto nach Pamplona kosten dürfe, und mieteten eines in einer großen Garage gleich um die Ecke vom Theâtre Municipal für 400 Francs. Der Wagen sollte uns in 40 Minuten vom Hotel abholen, und wir tranken noch ein Glas Bier in dem Café auf dem Platz, wo wir morgens gefrühstückt hatten. Es war heiß, aber die Stadt hatte einen kühlen, frischen frühmorgendlichen Duft, und es war ein Vergnügen, im Café zu sitzen. Ein Wind erhob sich, und man fühlte, daß die Luft vom Meer her kam. Auf dem Platz waren Tauben; die Häuser hatten eine gelbe, ausgeblichene Farbe, und ich wollte nicht aus dem Café weg. Aber wir mußten ins Hotel zurück, unsere Taschen packen und unsere Rechnung bezahlen. Wir bezahlten das Bier, wir knobelten, und ich glaube, Cohn bezahlte, und dann gingen wir ins Hotel. Bill und ich brauchten nur jeder 16 Francs plus zehn Prozent Bedienung zu zahlen, und wir ließen die Taschen herunterbringen und warteten auf Robert Cohn. Als wir so warteten, sah ich eine Schabe auf dem Parkett, die mindestens fünf Zentimeter lang war. Ich zeigte sie Bill und trat dann darauf. Wir waren uns einig, daß sie eben aus dem Garten hereingekommen sein mußte. Es war wirklich ein riesig sauberes Hotel.
Cohn kam endlich herunter, und wir gingen alle hinaus zum Auto. Es war ein großer, geschlossener Wagen, der Chauffeur trug einen weißen Staubmantel mit blauen Manschetten und Kragen, und wir ließen ihn das Verdeck heruntermachen. Er türmte die Handtaschen hinein, und wir fuhren los, die Straße hinauf, aus der Stadt hinaus. Wir kamen an prachtvollen Gärten vorbei und hatten einen schönen Rückblick auf die Stadt, und dann waren wir draußen im grünen, welligen Land und die Straße stieg die ganze Zeit. Wir kamen an Scharen von Basken vorbei, mit Ochsen oder anderem Vieh, das Zugkarren den Weg entlangzog, und an hübschen, weiß getünchten Landhäusern mit niedrigen Dächern. Das ganze Baskenland sieht reich und grün aus, und die Häuser und Dörfer machen einen wohlhabenden und sauberen Eindruck. Jedes Dorf besaß einen Pelotahof, und auf einigen spielten Jungens in der heißen Sonne. An den Kirchen waren Anschläge angebracht, die besagten, daß es verboten sei, hier Pelota zu spielen, und die Häuser in den Dörfern hatten rote Ziegeldächer. Der Weg bog ab und begann zu steigen, und wir fuhren ein ganzes Stück an einer Felswand entlang, unter uns ein Tal und Berge, die sich bis ans Meer erstreckten. Man konnte das Meer nicht sehen. Es war zu weit weg. Man sah nur Berge und noch mehr Berge, und man wußte, wo das Meer war.
Wir kamen über die spanische Grenze. Ein kleiner Fluß und eine Brücke und spanische Karabinieri mit Lacklederhüten á la Bonaparte und kurzen Flinten auf dem Rücken auf der einen Seite und auf der andern dicke Franzosen mit Kepis und Schnurrbärten. Sie machten nur eine Handtasche auf, nahmen die Pässe und besahen sie sich. Auf jeder Grenzseite gab es einen Kaufladen und ein Wirtshaus. Der Chauffeur mußte hineinsehen und irgendein Papier wegen des Wagens ausfüllen, und wir stiegen aus und gingen an den Fluß hinunter, um zu sehen, ob er forellenhaltig sei. Bill versuchte mit einem der Karabinieri Spanisch zu reden, aber es ging nicht so sehr gut. Robert Cohn fragte und zeigte dabei mit dem Finger, ob es hier Forellen gäbe, und der Karabinieri sagte ja, aber nicht viele.
Ich fragte ihn, ob er je angle, und er sagte nein, er mache sich nichts
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