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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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San Sebastian.»
    «Von ihnen», sagte ich. Ich steckte es in die Tasche. Eigentlich hätte ich es den anderen geben müssen.
    «Sie sind in San Sebastian geblieben», sagte ich. «Lassen euch grüßen.»
    Warum ich den Antrieb fühlte, ihn zu ärgern, weiß ich nicht. Natürlich weiß ich’s. Ich war wahnsinnig eifersüchtig auf das, was er erlebt hatte. Die Tatsache, daß ich es als gegeben hinnahm, änderte daran nichts. Ich haßte ihn. Ich glaube, daß ich ihn zum erstenmal wirklich haßte, als er beim Essen so ein bißchen überlegen gewesen war, und dann, als er stundenlang sich beim Friseur verschönern ließ. Darum steckte ich das Telegramm in die Tasche. Das Telegramm war ja auch an mich adressiert.
    «Na», sagte ich, «wir sollten mittags mit dem Omnibus nach Burguete fahren. Sie können ja nachkommen, wenn sie morgen abend eintreffen.»
    Es gab nur zwei Züge, die aus San Sebastian kamen, einer frühmorgens und der, den wir eben gesehen hatten.
    «Gar keine schlechte Idee», sagte Cohn.
    «Je eher wir an den Fluß kommen, um so besser.»
    «Mir ist es ganz einerlei, wann wir aufbrechen», sagte Bill. «Je eher, um so besser.»
    Wir saßen eine Weile im Iruna und tranken unseren Kaffee, dann machten wir einen kleinen Spaziergang hinaus zu dem Stiertoril und über die Felder und unter dem Bäumen am Ende des Kliffs und sahen auf den Fluß in der Dunkelheit, und ich ging früh ins Bett. Bill und Cohn blieben, glaube ich, noch lange im Café sitzen, denn ich schlief schon, als sie kamen.
    Am Morgen kaufte ich drei Billetts für den Omnibus nach Burguete. Er sollte fahrplanmäßig um zwei abfahren. Ich saß im Iruna und las die Zeitung, als ich Robert Cohn über den Platz kommen sah. Er kam an den Tisch und setzte sich auf einen der Korbstühle.
    «Dies ist ein nettes Café», sagte er. «Hast du gut geschlafen, Jake?»
    «Wie ein Sack.»
    «Ich hab schlecht geschlafen. Bill und ich kamen auch erst spät nach Hause.»
    «Wo wart ihr?»
    «Hier. Und als man hier zumachte, gingen wir rüber in das andere Café. Der Alte drüben kann Deutsch und Englisch.»
    «Ins Café Suizo?»
    «Ja, er scheint ein netter Kerl zu sein. Ich finde, es ist angenehmer als hier.»
    «Aber nicht am Tag», sagte ich. «Zu heiß. Übrigens habe ich die Billetts für den Omnibus genommen.»
    «Ich bleibe noch hier, du und Bill, ihr könnt ja vorfahren.»
    «Ich habe dein Billett.»
    «Gib mir’s, bitte. Ich laß mir das Geld wiedergeben.»
    «Kostet 5 Peseten.»
    Robert Cohn nahm ein silbernes Fünf-Peseten-Stück heraus und gab es mir.
    «Ich muß bleiben», sagte er. «Weißt du, ich glaube, da ist irgendein Mißverständnis.»
    «Wieso?» sagte ich. «Sie können genausogut noch drei oder vier Tage länger in San Sebastian bleiben, wenn sie sich da erst einmal amüsieren.»
    «Das ist es ja gerade», sagte Robert. «Ich fürchte, sie haben erwartet, mich in San Sebastian zu treffen und sind deshalb dort geblieben.»
    «Wieso glaubst du das?»
    «Nun, ich schlug es Brett vor, als ich ihr schrieb.»
    «Warum, zum Teufel, bist du denn nicht dageblieben, um sie dort zu treffen?» fing ich an, aber dann schwieg ich. Ich dachte, diese Idee würde er ja wohl selbst haben, aber ich glaube nicht, daß sie ihm kam.
    Er wurde vertraulich und genoß es, daß er mit der Gewißheit sprechen konnte, daß ich wußte, daß zwischen ihm und Brett etwas gewesen war.
    «Na, Bill und ich fahren sofort nach dem Lunch», sagte ich.
    «Ich wünschte, ich könnte. Den ganzen Winter haben wir uns aufs Angeln gefreut.» Er wurde sentimental. «Aber ich muß bleiben. Ich muß wirklich. Sobald sie da sind, bringe ich sie rauf.»
    «Wir wollen Bill suchen.»
    «Ich will zum Friseur.»
    «Dann sehen wir uns zum Lunch.»
    Ich fand Bill in seinem Zimmer. Er rasierte sich.
    «O ja, er hat mir die ganze Geschichte gestern abend erzählt», sagte Bill. «Er ist ein großes kleines Beichtkind. Sagte, er wäre mit Brett in San Sebastian verabredet.»
    «Dieses Schwein von einem Lügner.»
    «Ach nein», sagte Bill, «nur nicht böse werden. Nur nicht jetzt zu Beginn unserer Tour böse werden. Wie hast du denn diesen Kerl überhaupt kennengelernt?»
    «Laß schon gut sein.»
    Bill sah sich um, halbrasiert, und dann sprach er weiter in den Spiegel, während er sein Gesicht einseifte:
    «Hast du ihn mir nicht vorigen Winter mit einem Brief nach New York geschickt? Gott sei Dank bin ich ein Reisefanatiker. Hast du nicht noch mehr jüdische Freunde, die du mitnehmen

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