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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Getränke servierten. Hinter ihnen waren Fächer mit Eßvorräten und Schnittwaren.
    Wir tranken jeder einen Aguardiente und bezahlten zusammen 40 Centimos. Ich gab der Frau fünfzig, wegen des Trinkgeldes, aber sie gab mir eine Kupfermünze zurück, in der Meinung, ich hätte sie falsch verstanden.
    Zwei von unseren Basken kamen herein und bestanden darauf, uns eine Runde zu spendieren. So bezahlten sie einmal für uns und wir einmal für sie, und dann schlugen sie uns auf den Rücken und spendierten noch einen. Dann wieder wir, und dann gingen wir hinaus in die Sonne und Hitze und kletterten wieder auf den Omnibus hinauf. Jetzt hatten alle reichlich Platz auf der Bank, und der Baske, der vorher auf dem Blechdach gelegen hatte, saß zwischen uns. Die Frau, die die Schnäpse verkauft hatte, kam heraus, wischte sich die Hände an der Schürze und sprach mit jemandem im Innern des Omnibus. Dann kam der Chauffeur heraus, schwenkte zwei flache, lederne Posttaschen, kletterte hinauf, und dann fuhren wir los, und alle winkten.
    Die Straße verließ sofort das grüne Tal, wir fuhren wieder in die Berge. Bill und der Weinbeutelbaske unterhielten sich. Ein Mann lehnte sich von der anderen Seite herüber und fragte auf englisch: «Sind Sie Amerikaner?»
    «Jawohl.»
    «Ich war drüben», sagte er, «vor vierzig Jahren.»
    Er war ein alter Mann mit weißen Bartstoppeln und genauso braun wie die anderen.
    «Wie war es?»
    «Was sagen Sie?»
    «Wie war es in Amerika?»
    «Oh, ich war in Kalifornien, es war sehr schön.»
    «Warum sind Sie dort fortgegangen?»
    «Was sagen Sie?»
    «Warum sind Sie hierher zurückgekommen?»
    «Ach, ich kam zurück, um zu heiraten. Ich wollte eigentlich wieder hin, aber meine Frau reist ungern. Wo kommen Sie her?»
    «Kansas City.»
    «Da war ich», sagte er. «Ich war in Chicago, St. Louis, Kansas City, Denver, Los Angeles und Salt Lake City.»
    Er zählte sie sorgfältig auf.
    «Wie lange waren Sie drüben?»
    «Fünfzehn Jahre. Dann kam ich zurück und heiratete.»
    «Trinken Sie einen Schluck?»
    «Schön», sagte er, «das gibt’s drüben bei Ihnen in Amerika nicht, nicht wahr?»
    «Mehr als genug, wenn man dafür bezahlen kann.»
    «Warum sind Sie herübergekommen?»
    «Wir fahren zur Fiesta in Pamplona.»
    «Mögen Sie die Stierkämpfe?»
    «Aber ja. Sie nicht?»
    «Ja», sagte er. «Ich denke schon.»
    Dann kam nach einer kurzen Pause:
    «Wohin fahren Sie jetzt?»
    «Rauf nach Burguete zum Angeln.»
    «Na», sagte er, «hoffentlich fischen Sie was.»
    Er schüttelte mir die Hand und setzte sich wieder zurecht. Den anderen Basken hatte er sehr imponiert. Er lehnte sich bequem zurück und lächelte mir zu, als ich mich umwandte, um das Land zu betrachten. Aber die Anstrengung, amerikanisch zu sprechen, schien ihn ermüdet zu haben. Danach sagte er nichts mehr.
    Der Omnibus kletterte ständig die Straße hinauf. Das Land war kahl, und Felsen reckten sich inmitten der Tonerde auf. Am Wegrand wuchs kein Gras. Wenn man zurückblickte, sah man, wie das Land sich unterhalb ausdehnte. Weit hinter uns lagen die Felder wie grüne und braune Vierecke auf den Hügelhängen. Die braunen Berge bildeten den Horizont. Sie waren seltsam geformt. Als wir höher hinaufkamen veränderte sich der Horizont ständig. Als sich der Autobus langsam die Straße hinaufschraubte, sah man andere Berge im Süden aufsteigen. Dann passierte der Weg den Kamm, wurde eben und führte in einen Wald. Es war ein Korkeichenwald, und die Sonne fiel in Flecken durch die Bäume, und weiter weg unter den Bäumen weidete Vieh. Wir fuhren durch den Wald, und die Straße führte hinaus an einer Erhöhung vorbei und vor uns dehnte sich eine wellige grüne Ebene aus, mit dunklen Bergen im Hintergrund. Sie waren ganz anders als die braunen, sonnengerösteten Berge, die hinter uns lagen. Diese waren bewaldet, und Wolken kamen von ihnen herunter. Die grüne Ebene streckte sich. Sie war von Zäunen durchzogen, und das Weiße der Straße war zwischen der doppelten Baumreihe, die die Ebene nach Norden hin kreuzte, deutlich zu sehen. Als wir an den Rand der Erhöhung kamen, sahen wir die roten Dächer und die weißen Häuser von Burguete in der Ebene vor uns aufgereiht, und ein Stück abseits, angelehnt an den ersten dunklen Berg, sah man das graue, metallgedeckte Dach des Klosters von Roncesvalles.
    «Da ist Roncevaux», sagte ich.
    «Wo?»
    «Dahinten, wo die Berge anfangen.»
    «Es ist kalt hier oben», sagte Bill.
    «Es liegt hoch», sagte

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