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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Käfig an den Eingang gerückt. In der hintersten Ecke beschäftigte ein Mann von hinter einem Bretterschütz hervor den Stier, und während der Stier dem Tor den Rücken zukehrte, wurde das Gitter aufgezogen und ein zweiter Stier in den Corral hineingelassen.
    Er griff direkt die Ochsen an, und zwei Männer rannten hinter den Planken schreiend hervor und gaben sich Mühe, seine Richtung zu ändern. Er veränderte seine Richtung nicht, und die Männer schrien: «Toro! Toro! Toro!» und schwenkten die Arme. Die zwei Ochsen wandten sich zur Seite, um den Stoß aufzufangen, und der Stier bohrte sich in einen der Ochsen.
    «Sieh nicht hin», sagte ich zu Brett. Sie beobachtete es voller Spannung.
    «Schön», sagte ich, «wenn es dir nichts ausmacht.»
    «Ich hab’s gesehen», sagte sie. «Ich habe gesehen, wie er vom rechten aufs linke Horn gewechselt hat.»
    «Verdammt noch mal, alle Achtung.»
    Der Ochse lag jetzt da, mit gestrecktem Hals und verdrehtem Kopf, so wie er hingestürzt war. Plötzlich ließ der Stier von ihm ab und machte Jagd auf den anderen Ochsen, der in der äußersten Ecke gestanden und mit pendelndem Kopf alles beobachtet hatte.
    Der Ochse lief ungeschickt, und der Stier nahm ihn an, stieß ihn leicht in die Flanke, wandte sich dann ab und sah, während sein Muskelberg anschwoll, hinauf zu der Menge auf der Mauer. Der Ochse näherte sich ihm und tat so, als wolle er ihn beschnuppern. Der Stier stieß leicht zu, dann beschnupperte er den Ochsen, und dann trotteten sie gemeinsam hinüber zu dem anderen Stier.
    Als der nächste Stier herauskam, standen alle drei, die beiden Stiere und der Ochse, Kopf an Kopf zusammen, die Hörner gegen den neuen gerichtet. In wenigen Minuten hatte der Ochse sich mit dem neuen Stier angefreundet, ihn beruhigt und ihn zu einem der Herde gemacht. Als die zwei letzten Stiere ausgeladen waren, war die ganze Herde beieinander.
    Der Ochse, der durchbohrt worden war, war wieder auf den Beinen und lehnte sich gegen die Steinmauer. Keiner der Stiere ging in seine Nähe, und er machte keinen Versuch, sich der Herde anzuschließen.
    Wir kletterten mit der Menschenmenge von der Mauer hinunter und warfen noch durch die Maueröffnungen einen letzten Blick auf die Stiere. Sie standen jetzt alle vollkommen ruhig mit gesenkten Köpfen da. Draußen nahmen wir einen Wagen und fuhren zum Café. Mike und Bill erschienen eine halbe Stunde später. Sie hatten unterwegs mehrfach feuchte Station gemacht.
    Wir saßen im Café.
    «Das ist ja eine außergewöhnliche Sache», sagte Brett.
    «Ob die letzten ebensogut kämpfen werden wie die ersten?» fragte Robert Cohn. «Sie schienen sich sehr schnell zu beruhigen.»
    «Sie kennen sich ja alle», sagte ich. «Sie sind nur gefährlich, wenn sie allein oder zu zweit oder dritt sind.»
    «Wie meinst du gefährlich?» fragte Bill. «Mir sahen sie alle gefährlich aus.»
    «Sie wollen nur töten, wenn sie allein sind. Natürlich, wenn du da reingehen würdest, würde sich vielleicht einer von der Herde loslösen und gefährlich werden.»
    «Das ist mir zu kompliziert», sagte Bill. «Mike, lös mich nur nie von der Herde los.»
    «Das muß ich sagen», sagte Mike, «das waren Stiere, nicht? Habt ihr die Hörner gesehen?»
    «Und ob», sagte Brett. «Ich hatte keine Ahnung, wie sie aussehen.»
    «Hast du gesehen, wie der den Ochsen aufgespießt hat?» fragte Mike. «Das war doch fabelhaft.»
    «Hundeleben, ein Ochse zu sein», sagte Cohn.
    «Das ist deine Meinung?» sagte Mike. «Ich hätte gedacht, das wär was für dich, Robert.»
    «Was willst du damit sagen, Mike?»
    «Sie haben ein so geruhsames Leben. Sie reden nie und lungern immer so herum.»
    Wir waren alle verlegen. Bill lachte. Cohn ärgerte sich. Mike fuhr fort:
    «Ich stelle mir vor, daß du absolut glücklich dabei wärst. Du brauchtest nie ein Wort zu reden. Los, Robert. Sag schon was. Sitz nicht nur so da.»
    «Ich hab was gesagt, Mike. Besinnst du dich nicht? Über die Ochsen.»
    «Ach, sprich noch ein bißchen mehr. Sag was Komisches. Merkst du denn nicht, daß wir uns alle amüsieren?»
    «Nun, laß schon sein, Michael. Du bist betrunken», sagte Brett.
    «Ich bin nicht betrunken. Ich mein’s ganz ernsthaft. Wird Robert Cohn die ganze Zeit über wie ein Ochse Brett nachlaufen?»
    «Sei still, Michael. Zeig ein bißchen von deinem guten Stall und deiner guten Erziehung.»
    «Die ganze Erziehung soll der Teufel holen. Nebenbei sind eigentlich nur Stiere aus einem guten Stall. Sind die

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